Schafbock Adolf lebte in einer Wohnung. Jetzt wartet er in der Obhut von Tierschützern auf ein neues artgerechtes Zuhause
Es war kein alltäglicher Anruf den die Leiterin des Coburger Tierheimes, am Mittwochabend erhielt. Sandra Bauer ist einiges gewohnt. Doch, dass sie einen Schafbock abholen muss, der in einer Wohnung gehalten wird, ist auch für sie nicht Tagesgeschäft. Jetzt lebt der Bock namens Adolf erst einmal in einem hübschen Stall auf ihrem Privatgrundstück. Doch da kann er nicht auf Dauer bleiben. Er sucht ein neues Zuhause.
Der 51-jährige Wohnungsinhaber hielt das Tier offenbar schon länger im Obergeschoss des Hauses in einem Ortsteil von Großheirath. Zu dieser Einschätzung kam jedenfalls die Polizei. Das Tier konnte sich dort frei bewegen. Entsprechend sah die Wohnung aus. Damit er von den Tierschützern nicht erst eingefangen werden musste, sperrten ihn die Polizisten ins Bad der Wohnung.
Sandra Bauer öffnete die Tür, wie sie berichtet, schon mit gemischten Gefühlen. "Gleich gegenüber der Badezimmertür war die Treppe", erzählt sie. Doch jede Befürchtung, da könnte ein störrisches oder wildes Ungetüm auf sie warten verflog im Nu. "Er ist total lieb. Ich hab ihm eine Hundeleine angelegt, damit hat er sich ganz brav führen lassen", schildert sie Adolfs Auszug aus seinem bisherigen Domizil.
Im Garten von Sandra Bauer angekommen, vollführte er erst einmal echte Bocksprünge. "Ich hatte das Gefühl, der kannte das gar nicht", sagt die Tierheimleiterin. Sie könnte sich vorstellen, dass Adolf schon als Lamm in die Wohnung gekommen war. Vielleicht sei er mit der Flasche aufgezogen worden. Alles außerhalb eines Hauses scheint ihm fremd zu sein. Das gilt auch für die Hühner und Hunde, die ihm im Garten von Sandra Bauer begegneten. "Er sieht sie wohl schon, aber er kümmert sich nicht darum, läuft im Zweifelsfall einfach über alles weg", berichtet sie.
Daher muss Adolf jetzt an die Leine, wenn er aus dem Stall kommt. Das hat noch einen anderen Grund. "Wenn er frei im Garten ist, dann steht er gleich oben an der Haustür und will rein", sagt Sandra Bauer. Er suche halt eine Umgebung, die ihm vertraut ist. Vor allem aber suche er Kontakt. Er will nicht alleine bleiben. Das scheint für ein Schaf durchaus normal. Schließlich sind Schafe Herdentiere. Adolf bevorzugt aber auch da, was er kennt. Das sind bisher eben keine Schafe, sondern Menschen - vorzugsweise Männer. "Er akzeptiert mich schon, aber sobald ein Mann in die Nähe kommt, will er zu dem", sagt Sandra Bauer.
Dem Schafbock ist im Augenblick vieles fremd. Womöglich gilt das auch für andere Schafe. Bisher kannte er nur einen Menschen als Sozialpartner. Doch Sandra Bauer ist zuversichtlich, dass er sehr schnell erkennen würde, dass er es mit seinesgleichen zu tun hat, wenn er zu einer kleinen Schafherde käme. Die Mitarbeiter des Tierheims in Coburg suchen nach einem Zuhause für Adolf, wo er mit einigen Artgenossen artgerecht gehalten wird. "Manche Halter haben ja ein paar Schafe als lebende Rasenmäher, da würde er sich sicher bald gut einleben", meint sie. Gegessen werden soll er aber nicht. "Da sind wir schon drauf bedacht, schließlich sind wir Tierschützer", betont Sandra Bauer.
Allein zu sein, ohne den gewohnten Menschen, aber eben auch ohne Artgenossen, das scheint für Adolf im Augenblick das grüßte Problem zu sein. "Ich denke schon, dass er traurig ist", sagt die Tierschützerin. Körperlich fehlt ihm jedenfalls nichts. Er ist gut ernährt, seine Klauen sind nicht zu lang und er ist nach einer ersten Untersuchung durch Tierarzt Joachim Lessing auch gesund.
"Als er angekommen ist, haben wir ihm Heu gegeben. Das hat er auch gefressen, als ob er das schon gut kannte", beschreibt Sandra Rudolf Adolfs Verhalten, wenn es um Futter geht. Er interessiert sich aber auch sehr für Bananen. Nicht ausgeschlossen scheint es daher, dass er auch die schon gekostet hat.
Tierheim Wer Adolf ein neues Zuhause geben möchte, wo er artgerecht und mit einigen anderen Schafen gehalten, aber nicht gegessen wird, der kann sich an das Tierheim in Coburg wenden. Telefonnummer: 09561/30330.