Einer wird gewinnen: Das Sommerfestpublikum ließ sich von den gefiederten Gesellen in Wildenheid gut unterhalten.
Die Rassegeflügelzucht pflegt der Geflügelzuchtverein (GZV) Wildenheid nun schon seit 120 Jahren. Auch sein Sommerfest hat bereits lange Tradition und es enthält den stets spaßigen Höhepunkt, Hähne um die Wette krähen zu lassen. Züchterfreund Herbert Lieb war auf seinen Zwergbrahma-Gockel (rebhuhnfarbig-gebändert) stolz. Der schmetterte prompt in zehn Minuten 22 Mal sein Kikeriki unüberhörbar in Richtung Festpublikum. Nico Neumanns schneeweißer Brahma-Gockel lag nur mit zwei Rufen haarscharf dahinter, gefolgt von demjenigen Brahma-Hahn, der bei Jan Pertsch sein Gockel-Leben genießt. Felix Dötschel folgte mit seinem Hahn auf Platz 4 und Sascha Schunk errang mit seinem Tier Platz 5. Den Trostpreis-Platz hat Burkhard Pertsch.
Am Wochenende feierten die Wildenheider Rassegeflügelzüchter am Anger ausgiebig, mit Festschmankerln, Musik aus den Boxen, Vogelgezwitscher in den Bäumen und "Livemusik" der besonderen Art: Gleich sechs Prachthähne, alles edles Rassegeflügel (Araucana, Italiener, Brahma, Zwergbrahma), krähten um die Wette. Allerdings interessierte die Kräher weder Einsatz noch künstlerische Pause. Sie legten sich ins Zeug, wann immer sie wollten. Sie interessierte nicht, dass Burkhard Pertsch und Armin Bechmann als Fachjury zehn Minuten lang Strichlisten führten und jeden Ton des Hahnenkonzertes dokumentierten.
Keine Lust auf das Ganze
Anke Pertsch hatte ihre zwei Prachtexemplare mitgebracht, einen Araucana-Gockel und einen Italiener. Anstatt loszulegen, versuchten beide Geflügel-Männchen vielmehr, der Zeremonie irgendwie zu entkommen. "Komisch, zu Hause krähen beide um die Wette und jetzt schweigen sie", stellte Anke Pertsch fest und lachte. "Sollten sie nicht gewinnen, landen sie natürlich nicht im Suppentopf. Ihre Damen warten daheim auf sie. Der eine hat zwei, der andere hat gleich einen Harem von vier Mädels." Den Araucana-Hahn habe Sohn Jan mal von einer Tierbörse angeschleppt, erzählte Mutter Anke.
"Ich bin mit Hühnern in der Landwirtschaft großgeworden, von Kindesbeinen an. Jetzt mache ich das schon gute 72 Jahre", erklärte Siegerzüchter Herbert Lieb seine Liebe zum Rassegeflügel. "Ich habe um die 130 Hühner, Tauben auch, etwa 80, und ein paar Gänse. Wir sind sozusagen Selbstversorger. Ach ja, Hasen haben wir auch noch. Am liebsten esse ich ein Hähnle, schön goldbraun auf dem Teller." Und Herbert Lieb will das noch weitermachen, "solange Enkel Nico noch mitmacht".
Das Geheimnis der grünen Eier
Araucana-Hennen legten grüne Eier, sagte der Federvieh-Experte Lieb. "Das ist ganz praktisch zu
Ostern, die Eier brauchen nicht mehr gefärbt werden." Und zudem hätten die grünen Eier noch den Vorteil, dass sie offenbar weniger Cholesterin besitzen. "Ich hatte auch mal Hühner", sagte Luka Fleischmann, der mit seinem Freund Luis Hofmann sehr interessiert die Gockel bestaunte. "Ich will auch mal Hühner haben. Mir gefallen sie so gut, weil sie so schöne bunte Federn haben", sagte Luis. Und wenn die Hofmanns eine Hühnerfamilie hätten, könnten sie ja ganz Wildenheid mit frischen Eiern versorgen, scherzte Vater Hofmann.
Gekürt wird erst beim Festjubiläum im Juli. "Das machen wir dann bei unserer 120-Jahrfeier", sagte GZV-Vorstand Ernst Fleischmann. Ob das Festmahl dann Hühnchen/Hähnchen sein wird, verriet der Vorsitzende nicht.