Kaum ein Monat vergeht ohne neuen Nahrungsmittelskandal. Ein Dorfladen in Witzmannsberg (Kreis Coburg) namens Biobenni setzt zu 100 Prozent auf Bio-Produkte und das aus Überzeugung.
Wenn im Laden von Benjamin Hirsch Gurken, Paprika oder Tomaten ausgegangen sind, dann springt er in sein Auto und ist nach rund 20 Minuten mit frischer Ware wieder zurück. Kurze Wege, frisches Gemüse und alles Bio, dass ist das Konzept von "Biobenni", dem Dorfladen von Benjamin Hirsch, den er vor einem Jahr im Ahorner Ortsteil Witzmannsberg eröffnet hat.
Der Laden ist in einem alten Kuhstall. Felder und das Gewächshaus, aus dem sein Gemüse kommt, stehen am Ortseingang von Seßlach und gehören zur Wefa, die unter Zertifizierung der Bioland-Richtlinien Gemüse anbaut. "Ich arbeite bei der Wefa mit einer halben Stelle als Gemüsegärtner, zusammen mit behinderten Menschen. Das Gemüse muss ich zwar von der Wefa kaufen, aber durch die Stelle habe ich auch eine gewisse Sicherheit", sagt Hirsch.
Das restliche Sortiment kauft er vom Biogroßhändler.
Dortmund, Ostsee oder Bodensee, so heißen einige Stationen, an denen Hirsch, vor seiner Ladeneröffnung, als Gemüsegärtner gearbeitet hat. "Der Bio landbetrieb am Bodensee hatte ein wunderschönes Glasgewächshaus und da dachte ich mir, so eines willst du auch mal haben", erinnert sich Hirsch.
Dass er nach seiner Ausbildung zum Gemüsegärtner so viele Betriebe, die nach unterschiedlichen Biostandards arbeiten, durchlaufen hat, sieht Hirsch als wichtige Erfahrung: "Ich wollte verschiedene Methoden kennenlernen. Danach habe ich noch meinen Meister in Fürth gemacht", sagt Hirsch und packt Gurken auf den Verkaufstisch in seinem Laden. Darüber, ein rotes handgeschriebenes Schild: "Frisches Gemüse aus eigenem Anbau." Spricht man Hirsch auf den Fleischskandal im Coburger Schlachthof an, dann schaut er verdutzt und fragt, was denn dort war.
Es gibt auch Fleisch "Ich ess in der Stadt auch mal einen Döner, dass ist nicht verboten, aber ansonsten ernähre ich mich nur biologisch", sagt Hirsch. Das kommt nicht von ungefähr: "Ich wurde von Klein auf mit Bio großgezogen. Auch im Coburger Waldorfkindergarten und der Waldorfschule gab es in der Regel nur Bio." Ein Jahr lang hat er das mal nicht so gemacht. "Da merkte ich, dass ich weniger leistungsfähig war", sagt der Gemüsegärtner. Fleisch gibt es bei ihm auch, aber das muss bestellt werden und es dauert ein paar Tage: "Es gibt nur wenige Metzgereien die nach Demeter oder Biolandstandards arbeiten", erklärt Hirsch.
Neben Regalen mit Lebensmitteln, wie Nudeln oder Milch - alle tragen ein Biosiegel - steht eine kleine Käsetheke.
"Viele Leute wissen den Arbeitsprozess bei der Lebensmittelherstellung nicht zu schätzen und es geht oft darum, nur möglichst billig zu kaufen", sagt Hirsch. Dass die Lebensmittel in seinem Laden teurer sind, als im Discounter ist für Hirsch nur logisch: "Qualität hat ihren Preis. Die Leute können eine Gurke für 29 Cent im Supermarkt kaufen, aber da ist dann viel Wasser und Dünger drinnen." Langfristig will er mit einem Café, mit hausgemachtem Kuchen von seiner Frau, mehr Klatsch und Tratsch und den Laden holen.
"Wollen wir mal schnell zum Gewächshaus fahren?", fragt Hirsch. Dort stehen Graffiti-Auberginen, Gurken, Tomaten und eine Kiste mit Hummeln: "Die bestäuben die Pflanzen", sagt Hirsch. Draußen auf den Feldern, weitere Sorten.
Immerhin 25 Gemüsearten bietet Hirsch aus eigenem Anbau an. Zurück fährt er mir einer Gurke und fünf Tomaten. "Die gibt es heute zum Abendessen mit Mozzarella aus dem Laden", sagt Hirsch.