Im Thieracher Kunstgarten beginnt die Saison mit zwei Thüringer Künstlern, den kinetischen Skulpturen von Michael Ernst und Radierungen von Rainer Marofke.
Die Windschere schneidet an diesem sonnigen Maitag den Luftzug ganz sanft. Auch die Schwalben im über drei Meter hohen Vogelzirkus drehen sich nur sachte unter dem weiten Thieracher Himmel. Die Engel, auf ihre geschwungenen Linien reduziert und in ihrer Abstraktheit sehr konzentriert, haben sich im Schutz der großen Waldwand niedergelassen.
Im Thieracher Kunstgarten von Carola Rückert beginnt die von dem Verein "Hyazinth - Schöne Künste im Garten" organisierte Saison mit einer Skulpturenausstellung - wieder einmal mit einem Künstler, dessen Objekte wirken, als seien sie vom Anfang bis zum Ende ihrer Existenz nur für diesen Ort bestimmt. Tatsächlich hat sich der Thüringer Bildhauer Michael Ernst vom Geist dieser Landschaft auch dazu hinreißen lassen, Werke extra für diesen besonderen Ort und anlässlich dieser Ausstellung zu schaffen.
Bewegung, Balance
Wir sahen hier, zwischen den wild-natürlich wirkenden, dabei wohl überlegt und zu wundervollen Plätzen arrangierten Sträuchern, Stauden, Blumenfeldern schon wuchtig niedergelassene Schöpfungen aus Stahl, Bronze oder Holz. Diesmal sind die raffinierten Konstruktionen im Garten unter dem weiten Himmel östlich oben über Rödental zwar aus massivem Stahl, dabei aber in einer filigranen Zartheit hoch und weit ausgebreitet und in die Luft gelegt.
Man beginnt, sich mit ihnen zu drehen. Denn sie bewegen sich tatsächlich im leichten Wind, es sind kinetische Skulpturen. In einer Klangskulptur wippt gar ein Klöppel an langer Stahllinie aus dem Himmel an ein leise tönendes Becken. Michael Ernsts Figuren in Musik gedacht - sicher, da wären wir im Jazz. Fünf kleinere, mit "Jazz" überschriebene Objekte spielen mit ausgeschnittenen Dreiecken in einer Lebendigkeit, dass man die Musik springen und den Musiker sich biegen und wiegen sieht.
Der Künstler
Es geht um Bewegung, Balance, Gelassenheit in Raum und Zeit. Michael Ernsts Skulpturen geben dem Gartenmenschen eine Extradosis Balsam auf die Seele. Dem Nichtgartenmenschen bringen sie an diesem Ort ein Erlebnis der anderen Art.
Michael Ernst wurde 1973 in Stolberg im Harz geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Kunstschmied in der väterlichen Schmiede, wo er auch längere Zeit arbeitete. Verschiedene Arbeitsaufenthalt führten ihn nach Japan, Frankreich, Portugal, England und Schottland. Seit 2002 wirkt er als freischaffender Künstler in seinem Atelier "Mobiles Eisen" in Bechstedtstraß im Weimarer Land. Er wurde mit verschiedenen Kunstpreisen ausgezeichnet. Zahlreiche Solo- und Gruppenausstellungen.
Das Ausstellungsprogramm 2018 im Thieracher Kunstgarten
Michael Ernst /Rainer Marofke Der Verein "Hyazinth - Schöne Künste im Garten" lädt am Sonntag, 13. Mai, um 11 Uhr zur Vernissage ein (geöffnet bis 14 Uhr). Zwei Thüringer Künstler stellen aus und sind zugegen: Michael Ernst mit seinen Kinetik-Metallskulpturen im Garten und Rainer Marofke (Zeulenroda) mit Radierungen im Teehaus. Die beweglichen Skulpturen sind bis Ende Oktober zu sehen, die Radierungen mit Naturmotiven werden bis zum 4. Juli gezeigt.
Bettina Schünemann aus Gotha, Malerei und Garteninstallation, stellt bis 14. September aus, Vernissage ist am 8. Juli um 11 Uhr.
Die "Nacht am Teich" wird am Samstag, 4. August, von Dieter Ungelenk & Friends aus Coburg bestritten.
Sabine Gillde (Großwalbur), Malerei, und Mario Biereigel (Sonneberg), Steinplastiken, sind von 23. September bis Ende Oktober präsent.
Der Kunstgarten befindet sich im Rödentaler Stadtteil Thierach und ist jeden Mittwoch und Freitag von 16 bis 19 Uhr sowie nach Vereinbarung geöffnet, Telefon 09563/3535. Weitere Informationen unter www. hyazinth.com.