Die Ärzte: und als Gage ein "kleines Schlösschen"

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Farin Urlaub hätte sich als Gage für den Abend die hübsche "Immobilie" auf dem Schlossplatz, die Ehrenburg, gewünscht. Fotos: Matthias Hoch
Farin Urlaub hätte sich als Gage für den Abend die hübsche "Immobilie" auf dem Schlossplatz, die Ehrenburg, gewünscht. Fotos: Matthias Hoch
Für Anne, Sandra, Julia und Sophie (von links) hat sich die stundenlange Warterei vor dem Eingang gelohnt: Sie haben es mit ihrem Pappschild tatsächlich bis ganz nach vorne geschafft.
Für Anne, Sandra, Julia und Sophie (von links) hat sich die stundenlange Warterei vor dem Eingang gelohnt: Sie haben es mit ihrem Pappschild tatsächlich bis ganz nach vorne geschafft.
 
Auflauf in der Herrngasse: Gegen 17 Uhr öffneten sich die Eingänge zum Konzertgelände und der Wettlauf um die besten Plätze - möglichst nah an der Bühne - konnte beginnen. Foto: Vivian Hopf
Auflauf in der Herrngasse: Gegen 17 Uhr öffneten sich die Eingänge zum Konzertgelände und der Wettlauf um die besten Plätze - möglichst nah an der Bühne - konnte beginnen. Foto: Vivian Hopf
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Die Ärzte bestritten den Auftakt des HUK Open-Air-Sommers auf dem Schlossplatz und entdeckten nebenan auch gleich ihr neues Traumhaus. Wie unsere Facebook-Umfrage zeigt, waren aber längst nicht alle Fans zufrieden.

Ob Farin Urlaub bewusst war, in welchen beliebten Coburger Zankapfel er da gebissen hatte? Der Ärzte-Sänger hätte nämlich statt der Gage für seinen Auftritt beim HUK-Open-Air am Donnerstag gern das hübsche kleine Schloss gleich neben der Bühne in Besitz genommen. "Und hier unter den Schlossplatz bauen wir dann einen Tiefbahnhof", scherzte er. "Sind Stuttgarter da?"

Die Ehrenburg als Ärzte-Residenz? Warum nicht? Die Coburger Fans würde das auf jeden Fall freuen. Und für die Buddelei unterm Schlossplatz könnte Farin auch so manchen Coburger begeistern, wenn neben dem Tiefbahnhof auch gleich noch die seit 30 Jahren ersehnte Tiefgarage gebaut würde.

Oben auf dem Schlossplatz hatten jedenfalls die "Beste Band der Welt" und ihr Publikum zweieinhalb Stunden lang lauten Spaß miteinander - auch wenn das manche Fans anders sahen (siehe Facebook-Kommentare im Anschluss).
Dem Beginn des Konzerts wollte
selbst Farin nur drei von 20 möglichen Punkten geben. Das mag auch daran gelegen haben, dass die Ärzte eigentlich erst für 21 Uhr angekündigt waren, dann aber schon - fast heimlich und still (nicht leise) gegen halb neun mit "Wie es geht" loslegten.

Der zweite Song, "2000 Mädchen", weckte dann auch den letzten Fan auf. Während Rod González sich noch in Cottbus wähnte (Grüße an Roberto Blanco!), spielten sich Bela und Farin gewohnt derb-frivol die Bälle zu ("Halt's Maul, Farin, und sing!"), lästerten ein wenig über die verbesserungswürdige La-Ola-Qualität der "billigen Plätze" auf den Arkaden, versuchten, das Publikum für "Unrockbar" zum Hinsetzen zu überreden und erörterten die Frage, ob Angela Merkel eigentlich Punk ist. "Die Frisur und die Klamotten schon", meinte Farin, der Rest ging zum Glück im nächsten Lied unter.

Bei gut 30 Songs in zweieinhalb Stunden konnte sich natürlich nicht jeder Musikwunsch erfüllen (Joe aus Schweinfurt etwa wartete den ganzen Abend vergeblich auf "Cpt. Metal"), aber für den Abschluss hatten die Ärzte noch einmal ganz tief in ihrer Plattenkiste gekramt und nach ihrem Klassiker "Westerland" einen echten Oldie zu Tage gefördert: Schlag 23 Uhr - "Grace Kelly ist tot".

Von Wow! bis Mau!

Auf unserer Facebook-Seite haben wir gefragt, wie das Ärzte-Konzert angekommen ist. Aus einer Flut von Kommentaren, die von "Ultrageil!" bis "Das war nix!" reichen, haben wir die - unserer Meinung nach - besten herausgesucht:
Heidi Hoffmann: "Ein genialer Abend. Coburg hat's den Ärzten gezeigt! Und die Ehrenburg gehört uns! Im Spiegelsaal wird nicht geraucht! Auch kleine Städte können Lärm machen.... Merkt euch das!"
Fabian Metzner: "So schlecht waren Sie noch nie!!!"
Marcus Scheffler: "Einfach schlecht!!! Klamauk-Pop!"
Elke Holzmann: "Vielleicht ist Coburg eher das Beliebig-Mainstream-Bon-Jovi-Publikum?!"
Bastian Schober: "Gerade in Coburg, wo sich die NPD breit machen möchte, hätte ich von einer Punkband erwartet, dass sie mehr politisch Stellung beziehen."
Laura Rohrbeck: "Die Stimmung hat sich doch dann gut aufgebaut, habt euch nicht so! Jeder der wollte konnte abrocken, is doch egal, wie."
Tom Joad: "Der gemeine Coburger geht ja nur hin, weil alle hingehen und ,weil dehemm bleim gilt fei net‘. Kein Wunder also, dass das Publikum lahm war."
Max Lusky: "Das einzige Problem war das Publikum, das scheinbar teilweise nicht wusste das es angenehmer für sie gewesen wäre einen Platz weiter hinten einzunehmen. Statt dessen gab es genervte Blicke wenn der Pogo los ging."
Tobias Forkel: "An der Band liegt es definitiv nicht, dass so manche ,spießigen‘ Mitbürger noch nicht mal Ihren Kopf vor und zurück bewegen können. Sie sollten mal andere ,Ärzte‘ aufsuchen um Ihren Bewegungsapparat überprüfen zu lassen."
Uschi Sorglos: "War ich auf einem anderen Konzert als Ihr? Geile Vorbands, klasse Ärzte-Konzert."