Diakonisches Werk Coburg sucht Käufer fürs DSZ

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1973 wurde der Gebäudekomplex des Diakonisch-Sozialen Zentrums zwischen Johann-Strauss-Platz und Hofgarten eingeweiht.Foto: Volkmar Franke / www.hochbild-design.de
1973 wurde der Gebäudekomplex des Diakonisch-Sozialen Zentrums zwischen Johann-Strauss-Platz und Hofgarten eingeweiht.Foto: Volkmar Franke / www.hochbild-design.de

Eine Sanierung des Diakonisch-Sozialen Zentrums (DSZ) würde einen finanziellen Aufwand in mindestens zweistelliger Millionenhöhe bedeuten. Das kann und will sich der Eigentümer, das Diakonische Werk, nicht leisten.

Die Einweihung des Diakonisch-Sozialen Zentrums (DSZ) zwischen Johann-Strauss-Platz und Hofgarten im Jahr 1973 war damals quasi ein Leuchtturmprojekt für die Diakonie in Bayern. Der Verein "Hilfe für das behinderte Kind" und das Diakonische Werk (DW) Coburg hatten sich zusammengetan, um das massive Bauwerk auf dem Gelände der ehemaligen "Zarenvilla" zu errichten. Jetzt droht das Aus. Schule und Internat des Vereins "Hilfe für das behinderte Kind" haben neue Standorte auf der Bertelsdorfer Höhe gefunden.

Das DW will die sanierungsbedürftige Immobilie am liebsten verkaufen. Dies kündigte Diakonie-Vorstand Franz K. Schön in seinem Bericht auf der Mitgliederversammlung der Coburger Gliederung des evangelischen Wohlfahrtsverbandes am Dienstag in Ahorn an.
"Nachdem hier unabhängig von der Nutzung ein finanzieller Aufwand in mindestens zweistelliger Millionenhöhe zu erwarten ist, übersteigt das sowohl die finanzielle als auch die logistische Leistungsfähigkeit des Diakonischen Werkes." Das DW wolle aber einen Käufer finden, der die Gewähr für eine nachhaltige Nutzung im Bereich Wohnungen bietet.

Die zentrale Coburger Verwaltung des Wohlfahrtsverbandes befindet sich bereits in Ahorn, im Gebäude der Werkstatt für Behinderte, Wefa. Dennoch sei das DW mit seinen Angeboten in der Innenstadt präsent.

Treffpunkt in der Innenstadt

Diakon Schön wies vor allem auf den Treffpunkt der Kirchlichen Allgemeinen Sozialarbeit (KASA) in der ehemaligen Bäckerei Pensel in der Metzgergasse hin. "Der niederschwellige Zugang zu den Beratungsangeboten wird hervorragend angenommen", sagte er.

Vorstand Matthias Emmer freute sich mit Blick auf die stationären Einrichtungen der Altenhilfe zwar, dass die Landespflegesatzkommission eine Verbesserung der Personalausstattung als "pflegestufenunabhängiges Zusatzpersonal" beschlossen habe. Aber dessen Finanzierung sei nicht geregelt worden. Emmer: "Das heißt, dass die zusätzlichen Personalkosten vollständig auf die Pflegesätze und damit die Bewohner umgelegt werden mussten." Eine weitere Verbesserung sei mit Jahresanfang 2015 wirksam geworden, denn der Anspruch auf zusätzliche Betreuung und Aktivierung sei auf alle pflegebedürftigen Heimbewohner ab Pflegestufe 0 (Null) erweitert worden.

Das ändert jedoch nichts am Arbeitsmarkt: "Weiterhin besteht die Problematik, dass der Fachkräftemangel uns zu schaffen macht", sagte Emmer. Die beiden großen christlichen Kirchen und deren Wohlfahrtsverbände Diakonisches Werk und Caritas sind seit März mit einem "Pflegetruck" auf Tour durch Bayern. Die Botschaft, die dadurch an das Volk vermittelt werden soll, so Emmer: "Wir brauchen mehr Geld, mehr Zeit und mehr Personal." Sonst sei eine menschenwürdige Pflege nach den eigenen Wertmaßstäben der Kirchen und deren Verbände einfach nicht möglich. Am Montag, 20., und Dienstag, 21. Juli, macht dieser Pflegetruck auf dem Coburger Marktplatz Station.

MoFa-Finanzierung gesichert

Emmer freute sich, dass die Arbeit des Mobilen Fachdienstes (MoFa) für Kindertagesstätten mittlerweile fester Bestandteil der Arbeit in der Erziehungsberatungsstelle ist. Die Finanzierung durch die Stadt Coburg sei gesichert. Bis Ende 2016 sei auch die Finanzierung der MoFa-ähnlichen "Erziehungsberatung vor Ort" (EvO) im Landkreis Coburg gesichert.

Martin Mohr von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Curacon in Nürnberg stellte den Jahresabschluss 2013 vor. Mit einem Fehlbetrag von 1,2 Millionen Euro besteht für das DW freilich kein Anlass zum Jubel. Die Personalkosten machten immerhin gut 70 Prozent der Ausgaben aus, rund 9,745 Millionen Euro. Die beiden Vorstände Schön und Emmer wiesen aber auch darauf hin, dass für einen gemeinnützig tätigen Wohlfahrtsverband andere ethische Maßstäbe gelten würden als für ein rein auf Gewinn ausgerichtetes Wirtschaftsunternehmen.
Die Mitglieder beziehungsweise deren Vertreter wählten einen neuen Verwaltungsrat. Dekan Christoph Liebst gehört dem Verwaltungsrat kraft seines Amtes an. Als weitere Verwaltungsräte wurden gewählt: Dieter Beck (ehemals Vorstandsmitglied bei der HUK-Coburg- Versicherungsgruppe), der Ahorner Pfarrer Rolf Gorny, der Coburger SPD-Stadtrat Stefan Leistner, die CSU-Bezirksrätin und Zweite Neustadter Bürgermeisterin Elke Protzmann und Andrea Tabatt-Hirschfeldt (Dozentin an der Hochschule Coburg).