Der Heimat eine Stimme geben

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Im Internet wirbt der bayerische Volkshochschulverband für das Projekt "Hörpfade", das auch in Gemeinden des Landkreises Coburg eingeführt werden könnte. Abbildung: Screenshot
Im Internet wirbt der bayerische Volkshochschulverband für das Projekt "Hörpfade", das auch in Gemeinden des Landkreises Coburg eingeführt werden könnte. Abbildung: Screenshot

In einem bayernweiten Projekt führen Einheimische ihre Gäste im Internet auf "Hörpfade" durch ihre Gemeinden. Da wollen die Landkreiskommunen dabei sein.

Wer könnte seine Heimat besser präsentieren als die Menschen, die darin leben? Diese Überlegung steckt hinter der Idee so genannter Hörpfade, die es in einigen bayerischen Kommunen schon gibt und im Coburger Land bald geben könnte. Rainer Maier, Geschäftsführer der Volkshochschule Coburg, legte das Projekt den Bürgermeistern der Region bei deren Dienstbesprechung im Landratsamt ans Herz.


Darum geht es laut der Internetseite "Hoerpfade.de": In Kursen bayerischer Volkshochschulen produzieren Menschen ganz persönliche Audioguides über die Region, in der sie leben. Sie schreiben, sprechen und schneiden ihre Beiträge selbst und publizieren sie dann auf der Website ihrer Volkshochschule sowie auf der klingenden Landkarte der Volkshochschulen www.klingende-landkarte.de. So entstehen individuelle Hörpfade durch Bayern, die die Vielfalt regionaler Geschichte, Kunst und Kultur erlebbar machen sollen.


Das Ganze ist ein Projekt des Bayerischen Volkshochschulverbands in Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk und der Stiftung Zuhören.


Kursleiter der Volkshochschulen werden zunächst von medienpädagogischen Fachkräften des Bayerischen Rundfunks intensiv geschult. Ihr dabei neu erworbenes Basiswissen geben sie an ihre Kursteilnehmer weiter. Vor Ort ergeben sich vielfältige Kooperationen, etwa mit Heimatverbänden, Museen oder Vereinen, hoffen die Initiatoren. Wichtiges Prinzip aller Hörpfade bleibt dabei aber immer: Die Inhalte bestimmen die Teilnehmer selbst, nicht die Mitglieder des Gemeinderats oder Tourismusverbands.


Weil die Kommunen von LEADER-Fördermitteln profitieren können, wenn sie sich an dem Projekt beteiligen und Hörpfade in ihrem Gebiet angelegt haben möchten, bleiben die Kosten auf 1700 Euro je Gemeinde begrenzt.
Welche Kommunen aus dem Coburger Land sich beteiligen werden, wurde bei der gestrigen Sitzung noch nicht entscheiden.


Der Region ein Gedächtnis

Wie die meisten Dinge in Deutschland und Bayern ist auch das Archivwesen durch Gesetze geregelt. Seit 1988 gibt es das Bundesarchivgesetz (BArchG). Darin geht es um die Sicherung von Archivgut des Bundes. 1989 folgte umgehend das Bayerische Archivgesetz (BayArchivG). Es regelt den Umgang mit staatlichem Archivgut und dem anderer öffentlicher Stellen.


Der Landkreis ist so eine weitere öffentliche Stelle und betreibt im Rahmen dieser Gesetze Archivpflege. Diese wurde jetzt auf neue personelle Beine gestellt. Bei der Bürgermeister-Dienstbesprechung stellten sich die Museumspädagogin Simone Metzner und der frühere Verwaltungsrat Helmut Schöttner vor. Metzner wird sich künftig um die Archivarbeit mit den Gemeinden im nördlichen, Schöttner im südlichen Landkreis kümmern.
Johannes Haslauer übernahm als Leiter des Staatsarchivs in Coburg die Aufgabe, Grundsätzliches über die Bedeutung und Notwendigkeit der Archivpflege zu erläutern. Demnach werden Archive zu einer Art Gedächtnis für die Region. Verwaltungsdaten, Urkunden, Pläne, Karten, Amtsbücher und Akten werden so aufbewahrt und erschlossen, dass sie für die Nachwelt erhalten und verfügbar bleiben.

Als geradezu "unverzichtbar für die Erforschung der Vergangenheit" bezeichnete Simone Metzner die Archive der Kommunen und Kreisbehörden. "Familienbeziehungen können nach Generationen noch nachvollzogen werden", erklärte sie die Bedeutung etwa für Erbschaftsfragen. In der modernen Praxis werde oft auf Archivmaterial zugegriffen, wenn es darum geht, eine Festschrift für Orte oder Vereine und Verbände zu erstellen.


Zusammenarbeit mit Kommunen

Die neuen - übrigens ehrenamtlichen - Archivpfleger des Landkreises werden in den kommenden Monaten Termine vereinbaren und mit den einzelnen Gemeinden die künftige Zusammenarbeit koordinieren. Zu ihren Angeboten gehört die Sichtung der vorhandenen Archivbestände ebenso wie die Beratung zu Aufbewahrung und gegebenenfalls auch Aussonderung der angesammelten Stücke.


Wie Helmut Schöttner erklärte, wollen die Kreisarchivpfleger einmal im Jahr künftig eine Versammlung mit den Gemeindearchivpflegern ausrichten.


Er hatte zudem einen praktischen Tipp für die Bürgermeister, um ihre Archive für die Zukunft noch attraktiver in der Nutzung zu machen. "Es wäre gut, in der Gemeinde einen ambitionierten Fotografen zu finden", riet er. Dieser könne dann wichtige Veränderungen dokumentieren und die Gemeindearchive um wertvolles Bildmaterial bereichern, das etwa auch für die Erstellung von Jahresberichten der Verwaltung verwendet werden kann.