Der ehemalige Bürgermeister Oeslaus und Rödentals Ferdinand Fischer ist gestorben. Sein Tod hinterlässt eine große Lücke in vielen Herzen und Gemeinden.
"Baumeister", Bürgermeister, Soldat, engagierter Bürger oder Historiker - all diese Bezeichnungen treffen auf Ferdinand Fischer genauso zu, wie Ehemann, Bruder, Vater, und Freund. Am Montagmorgen ist Ferdinand Fischer im Alter von 95 Jahren gestorben.
"Die Stadt Rödental trauert um ihren einzigen lebenden Ehrenbürger und Träger des goldenen Ehrenringes", sagte Bürgermeister Gerhard Preß (CSU) auf Nachfrage des Tageblatts. Er hob die Verdienste seines Amtsvorgängers hervor, der 30 Jahre die Geschicke Oeslaus und ab 1971 die Rödentals leitete. "In Oeslau hat er Zeichen gesetzt und viele Wohnungen für Flüchtlinge bauen lassen", sagte Preß. Vertriebene gab es viele nach dem Zweiten Weltkrieg, in dem Fischer als Soldat kämpfte und mehrfach für Tapferkeit ausgezeichnet wurde. Nach dem Krieg kümmerte er sich um den elterlichen Hof, da sein Vater interniert und der jüngste Bruder gefallen war.
Trotz der vielen persönlichen Entbehrungen ließen ihn die Probleme seiner Heimatgemeinde nicht unberührt.
1952 ließ er sich überreden, im Gemeinderat mitzuarbeiten.
Dies war der Beginn einer langen politischen Karriere, die bleibende Spuren in Oeslau und Rödental hinterlassen hat. In dieser Zeit blieb er parteipolitisch immer unabhängig. "Ich wollte ein freier Mann sein, mit einer freien Meinung. Ich lehne es ab, mich einer Parteimeinung unterzuordnen", sagte Fischer anlässlich seines 90. Geburtstag bei einem Gespräch mit dem Tageblatt.
1956 wurde er erstmals zum Gemeindeoberhaupt von Oeslau gewählt. Nach der Gebietsreform, die er auf kommunaler Ebene umsetzte, war er ab 1971 Bürgermeister der Großgemeinde Rödental. In diesem Amt lernte ihn auch sein Nachfolger Gerhard Preß kennen. Er erinnerte sich: "Als ich 1973 angefangen habe, konnte ich noch zehn Jahre unter ihm arbeiten und habe viel von ihm gelernt."
Die letzte Begegnung der beiden Bürgermeister, von denen jede etwas besonderes war, wie Preß betont, liegt gar nicht so lange zurück, wie sich der amtierende Bürgermeister erinnert: "Noch vor einem Monat, zu seinem 95 Geburtstag, habe ich ihn besucht und wir haben uns, soweit es ging, ganz gut unterhalten". Schon damals am 5. Juni war Ferdinand Fischer gesundheitlich angeschlagen und konnte keine Gäste empfangen. Aus selbigen Grund konnte er bei der Fertigstellung seines letzten Verdienst zur Regionalgeschichte auch nicht anwesend sein.
Große Leidenschaft: Geschichte Bei der Übergabe einer Tafel mit historischen Daten an die alte Schweizerei vertrat ihn sein Schwiegersohn Dietrich Schulz. "Ferdinand hatte die Idee, den Ort und seine Geschichte im Bewusstsein der Bevölkerung zu erhalten", sagte Schulz bei der Übergabe an die Betreiber-Familie Beier. Dieser letzte Einsatz für die Regionalgeschichte steht exemplarisch für sein großes Engagement in diesem Bereich. "Mit ihm geht wahnsinnig viel Geschichtswissen verloren", betont Preß. Nicht nur in diesem Bereich hinterlässt Ferdinand Fischer eine große Lücke in Rödental und den Herzen der Menschen, die ihn in seinem langen Leben begleitet haben.
Aber die Erinnerung an ihn wird nicht nur durch die nach ihm benannte Straße weiterleben, sondern in den Menschen, die er beeindruckt, gefördert und geliebt hat.
Hier finden Sie die Gedenkseite zum Trauerfall Ferdinand Fischer: http://trauer.infranken.de/Traueranzeige/Ferdinand-Fischer
Eine traurige Nachricht, selbst wenn man das Alter berücksichtigt. Wir sollten nicht traurig sein, wir sollten dankbar sein, dass wir Ferdinand gekannt haben und als Sportler auch viele Jahre, gemeinsam verbringen durften. Schon als Jugendturner habe ich in Oeslau, in der damals neuen Turnhalle an der Schule, Sonntags trainieren dürfen. Turner des TSR -- und TSV Oeslau, haben uns gleich als Freunde aufgenommen und in dieser Trainingsgemeinschaft, hatten wir auch sehr oft Kontakt zu Ferdinand Fischer. Bei den Vergleichskämpfen in Oeslau, hat Ferdinand selten gefehlt und er war immer ein aufgeschlossener Mann und hatte man Fragen, er nahm sich Zeit für junge Menschen. Wir waren auch als Coburger, Helmut Liebkopf, Dieter Abicht und ich gerne in dieser Gemeinschaft.
In tiefem Mitgefühl begleiten die Familie unsere Gedanken in diesen schweren Stunden. Sein Lebenslauf
war vorbestimmt und hat sich erfüllt. Die Erinnerung an all die glücklichen Stunden und Jahre, das Erlebte, sollen Trost spenden und Kraft geben, auch in die Zukunft zu sehen.
In stiller Trauer und herzlicher Verbundenheit, werden wir Ferdinand nicht vergessen.
Dieter Rautenstengel