Der Bass-König kauft in Merlach

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Dieter Mey und Igor Saavedra bei einer kleinen "Jam-Session". Sie Sitzen auf den speziellen Musikerstühlen. Fotos: Thomas Heuchling
Dieter Mey und Igor Saavedra bei einer kleinen "Jam-Session". Sie Sitzen auf den speziellen Musikerstühlen. Fotos: Thomas Heuchling
 
 
 
 
 
 
 

Die Firma "Mey chair systems" besetzt eine Nische. Für zwei Wochen hat sie einen außergewöhnlichen Gast aus Chile. Wie aus einem Toilettengang ein spontanes Konzert, eine Freundschaft und später eine fruchtbare Geschäftsbeziehung wurde, verraten Dieter Mey und Ausnahme-Bassist Igor Saavedra.

Zugegeben, die Stühle von Dieter Mey sehen etwas ungewöhnlich aus. Hohe oder tiefe, dünne Gestelle mit abgerundeter Sitzfläche und Armen mit merkwürdigen Halterungen daran. Wenn der Blick durch das große lichtdurchflutete Zimmer im Seßlacher Ortsteil Merlach schweift, sieht man Gitarren und ein Schlagzeug. Spätestens, wenn Igor Saavedra mit seiner schwarzen Tasche - die Konturen eines Instrumentes sind zu erkennen - den Raum betritt, wird klar, diese Stühle haben etwas mit Musik zu tun.

"Entschuldigung, dass ich zu spät bin", sagt Saveedra und begrüßt Dieter Mey sehr herzlich. Der freundliche Chilene ist nicht irgendwer, sondern einer der bekanntesten Bassisten Südamerikas.
Ein Pionier und Ausnahmetalent am achtseitigen Bass, der die Wurzeln seiner Lateinamerikanischen Heimat mit der Jazzelementen vermischt.

Normalerweise sind seine Stationen Los Angeles, Nashville, London oder andere Weltstädte. Wie er ins beschauliche Merlach kam und was er hier macht, hat eine kuriose Geschichte zum Hintergrund. "Ich war im April auf der Frankfurter Musikmesse und musste dringend auf die Toilette, da bin ich zufällig am Stand von Mey vorbeigekommen und dachte nur ,oh my god, this is paradise'", erinnert sich der Vollblutmusiker. Man unterhielt sich eine Weile und Saavedra vergaß vor lauter Begeisterung, dass er eigentlich zur Toilette musste. "Wir wussten anfangs nicht, mit wem wir eigentlich reden und haben schnell im Internet nachgeschaut und waren begeistert", erinnert sich Mey, der selbst leidenschaftlicher Gitarrist ist.

"Ich dachte nur wow, nach so etwas habe ich schon immer gesucht", sagt Saavedra. Am gleichen Tag gaben er und Danny Gottlieb, eine US-amerikanische Jazz-Ikone am Schlagzeug, ein spontanes Konzert am Messestand von Mey. Der schickte einen Stuhl nach Chile und jetzt ist Saavedra für zwei Wochen in Merlach, um seinen "Thron" noch zu verbessern.

"Wir haben eine mündliche Absprache und zahlen Reisekosten und Unterkunft und Igor bekommt Stühle von uns. Dafür räumt er für uns den Markt von unten auf und macht unsere Produkte in der Musikszene bekannt", erklärt Mey. Und das Konzept scheint aufzugehen, laut Saavedra sind viele seiner Musikerfreunde begeistert von den Stühlen aus dem Coburger Land.

Weltweit fast einzigartig

"Abgesehen von dem Schrott aus China, sind wir der alleinige Anbieter von qualitativ hochwertigen Stühlen für den Profimusikbereich auf dem Weltmarkt", betont Mey. Die Idee dazu hatte er vor rund sechs Jahren, als er mit seinem Sohn die Musikmesse in Frankfurt besuchte und feststellte, dass es solche Stühle noch nicht gab.

Bei Saavedra fangen die Finger langsam an zu zucken, er will sich auf seinen "Thron" setzen und die Saiten zupfen. "Ich spiele manchmal acht Stunden oder länger, da ist der Stuhl, auf dem ich sitze, sehr wichtig. Es ist eine psychische Sache, fängt im Kopf an und geht in den Körper. Für meine Kunst ist dieser Stuhl einfach perfekt", erklärt Saavedra.

Weitere Partner suchen

Für Dieter Mey ist der lateinamerikanische Bassist zwar ein besonderer Partner, aber es sollen noch weitere dazukommen: "Wir versuchen Profimusiker für eine Zusammenarbeit zu gewinnen. Diese Leute wissen, was sie brauchen, davon können wir immens profitieren." Und das braucht ein Musiker: Halterungen für Amplifier oder andere Zusatzgeräte und Getränke direkt am Stuhl. Oder ein 360 Grad schwingbare Hocker für Schlagzeuger und Percussionspieler. Saavedra fängt an zu spielen. Seine Finger fliegen nur so über seinen Achtsaiter, an dem er viele technische Details selbst entwickelt hat.

Nach einigen Minuten stellt er das Instrument in die spezielle Halterung seines Stuhls, nimmt eine Kopie seines Basses aus Pappe, der als Vorlage für die Fertigung der Halterung diente, in die Hand und macht mit breitem Grinsen ein paar Posen. Saavedra spielt zwar gerne auf seinem Thron, aber sitzt auf keinem.