Trotz der lange Zeit schlechten Witterung war das Museumsfest in der "Alten Schäferei" in Ahorn (Landkreis Coburg) ein voller Erfolg.
Einmal im Jahr lebt im Gerätemuseum der "Alten Schäferei" die Vergangenheit auf. Stets im Frühherbst sind beim Museumsfest alte handwerkliche Techniken zu sehen. In diesem Jahr stand erstmals die Waldbewirtschaftung im Mittelpunkt. Ein buntes Markttreiben und eine Fuchsschafpräsentation rundeten das Programm ab.
Altbekanntes wie die historische Apfelsaftpresse oder die bekannte Dämpfkolonne kamen zum Einsatz, aber auch Neues erlebten die Besucher. "Wir möchten in Vergessenheit geratene Techniken zeigen und diese im Vergleich zu der modernen Technik stellen", sagte Museumsleiterin, Chris Loos.
Das Hauptthema war die Holzverarbeitung anno dazu mal und in der heutigen Zeit. Mit im Boot waren die Bayerischen Staatsforsten mit den Forstbetrieben Coburg und Rothenkirchen, das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Coburg, die Waldbauernvereinigung Coburger Land sowie die Kreisgruppe Coburg des Landesjagdverband Bayern.
Bernd Lauterbach, Revierleiter im Forstbetrieb Coburg, war vor der Idee begeistert von der Veranstaltung. "Natürlich bin ich bei diesem Thema Feuer und Flamme, denn der Wald hat die Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit verdient", sagte Lauterbach, dessen Dienstsitz in Hassenberg ist. 8500 Hektar gehören zum Forstbetrieb Coburg, hinzu kommen 14 Hektar, die landwirtschaftlich verpachtet sind. "Der Wald", sagt Bernd Lauterbach, "ist ein dynamisches System, das natürlich auch unter dem Klimawandel leidet"
Wolfgang Weiß, Klimaschutzbeauftragter der Stadt Coburg, stellte passend zum Motto des Tages heimische Baumarten und deren Standorttauglichkeit vor. Er zeigte wie sich Baumarten im Zuge des Klimawandels bis zum Jahre 2050 oder 2100 im Zuge des Klimawandels verändern. Schon jetzt sei klar, sagte der Förster: "Es wird massive Umgestaltungsprozesse geben." Der Mensch könne den Klimawandel nicht aufhalten, aber man müsse versuchen, ihn zu gestalten.
Im Wald kam schweres Gerät zum Einsatz: Mit Forwarder und Harvester zeigte die Firma Lindlein wie Holz heutzutage modern und effizient gefällt, geschält und gesägt wird.
Über 100 Helfer im Einsatz
Aber es geht auch anders: Mike Jakob hatte sein Rückepferd Zilli dabei und zeigte vor der "Alten Schäferei", wie traditionell Holz gerückt wird. Sein Gewerbe als Holzrücker, erzählte Jakob, habe er schweren Herzens aufgegeben. "Eigentlich ist es unverständlich, aber ich hatte kaum noch Aufträge", bedauert er noch heute. Dabei sei die Arbeit mit dem Pferd wald- und bodenschonend und deshalb ökologisch und ökonomisch sinnvoll. Mit seinem Kaltblüter geht Jakob deshalb zu Festen und nimmt Wettbewerben teil. Mike Jakob ist amtierender Mitteldeutscher Meister im Holzrücken und hat sich für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert. Aus Bücheloh (llm-Kreis Thüringen) waren die Mitglieder der Interessengemeinschaft historischer Land- und Forstwirtschaft nach
Ahorn gekommen. Historische Gerätschaften, wie eine Band- und Wippkreissäge hatten sie dabei.
Für das Gelingen des Festes sorgen nach Angaben der Museumsleiterin jedes Jahr über 100 ehrenamtliche Helfer. 25 Händler boten hochwertige Produkte wie Textilien, Schmuck oder Honig an, die Spinngruppe war mit von der Partie und die Landfrauen hatten den Backofen angeschürt, um Brot und Zwiebelkuchen zu backen.
"Dies alles", resümierte Landrat Michael Busch (SPD) als Vorsitzender des Zweckverbandes der Museen im Coburger Land, sei mit sehr viel Aufwand verbunden. Im Wald sieht der Landrat ein kulturelles Erbe, das es ebenso wie die landwirtschaftlichen Techniken zu erhalten gelte. Der Ahorner Bürgermeister Martin Finzel (parteilos) brachte noch einen Aspekt ins Spiel: "Ich finde es gut, dass man sieht, welchen Ursprung Gegenstände haben. Man sieht hier die Arbeitsschritte und wo das Material herkommt."
In Erinnerung an Gustav Fischer
Das Museumsfest war in diesem Jahr Gustav Fischer gewidmet. Fischer war am 25. August im Alter von 97 Jahren gestorben.
Der Rödentaler gehörte zu den Gründervätern des Gerätemuseums, zahlreiche Exponate hat er dem Museum überlassen. "Bis zum Schluss", erinnerte die Museumsleiterin, Chris Loos, "hat er sich wach, klug und wissbegierig für die Belange des Museums interessiert".
Ohne Fischer, dessen Sachkenntnis und Leidenschaft und den Zusammenhalt der Mitstreiter hätte es das Museum wohl nie gegeben. Gerne habe er von seiner Arbeit im Wald erzählt, schilderte das beschwerliche Aufladen der Stämme auf das Fuhrwerk. Das Museumsfest-Motto "Waldbewirtschaftung" sei somit Fischers Motto gewesen.