Nach sieben Monaten lässt sich das Hattersdorfer Tor der Stadt Seßlach wieder schließen. 20 000 Euro kostete der Ersatz für das von einem Autofahrer zerstörte alte Stadttor, ein Versicherungsfall. "Dicht gemacht" wird nur am Wochenende.
                           
          
           
   
          Das Hattersdorfer Tor ist wieder komplett. Am Mittwochnachmittag wurde das neue Holztor eingeweiht. Somit kann Seßlach ab sofort am Wochenende nicht nur unterhalb des Geyers berges, sondern auch in Richtung Hattersdorf nun erneut seine Tore schließen, um die Durchfahrt der Altstadt zu unterbinden.
Wie berichtet, war ein Autofahrer am 20. September 2014 in das geschlossene historische Holztor am nordwestlichen Eingang der Altstadt gerauscht. Ein Unfall, den nur der unachtsame Fahrer - glücklicherweise ohne Blessuren - überlebte. Das alte Tor war nicht zu retten: Hinter dem Fahrzeug stürzte das Holz in sich zusammen.
  
  Wie sollte man vorgehen? Wochenlang wurden Alternativen geprüft: Sind Teile des Tores wieder zu verwenden? Ist altes Holz aufzutreiben? Oder bekommt die historische Stadtzufahrt eine neue "Füllung"? "Was an Altem verwendbar war, wurde mit verbaut", informierte am 
Mittwoch Dritte Bürgermeisterin Renate Schubart-Eisenhardt (CSU/LV), die als Fachfrau für Baufragen auch die Ausschreibung erstellt hatte. Das galt für einen Teil der alten Nägel ebenso wie für die Halterungen und die kleine Eingangstür mit ihrem Riegel. Als Holz für das neue Tor verwandte der Zimmereibetrieb Paul Krahl (Meeder) Kiefer. Für die Drehsäule habe er sich - wie beim Original - für Eiche entschieden, "weil die mehr Lasten aufnehmen muss", wie Krahl erläuterte. Anders als geplant, konnte der Zimmerermeister von den alten Nägeln weniger als die Hälfte erneut verwenden. "Die meisten waren so alt, dass sie verbogen oder verrostet waren. Deren Köpfe in das neue Holz zu schlagen, wäre wagemutig gewesen", schilderte Krahl am Mittwoch. 
  
  Es war wie ein Puzzle Überhaupt stand der Meederer beim Anblick dessen, was vom Original übrig war "vor einem großen Puzzle": "Es gab von diesem Tor, anders als von den anderen, keine Dokumentation darüber, wie es einmal innen aussah." Mühsam musste in seinem Betrieb rekonstruiert werden, wo sich zum Beispiel genau die Fluchttür befand und wie sie verriegelt war. Historisch sind hingegen die Eisen. "Die Ringe wurden entrostet und montiert, der Fuß vom Schmied nachgearbeitet", berichtete der Holzbauer. 
  
  Einbau war am Montag Da die Einzelteile vorgefertigt waren, ging der Einbau des Tores am Montag rasch vonstatten. Für die notwendigen Steinmetzarbeiten zeichnete sich die Firma Otto Hauch (Coburg) verantwortlich. Nun hebt sich das - fast - brandneue Tor stark von seinem verwitterten Vorgänger ab. 
Ursprünglich war geplant, das Holz zu streichen, damit es besser zum historischen Ambiente passt, doch wurde vorerst darauf verzichtet. "Schauen wir mal, wie es nach einem Jahr aussieht", meinte Schubart-Eisenhardt am Mittwoch.
Dass die Seßlacher sieben Monate lang auf ihr Tor verzichten mussten, begründete der Bürgermeister zum einen mit langwierigen Verhandlungen mit der betroffenen Versicherung. "Außerdem waren Abstimmung mit Behörden und dem Landesamt für Denkmalpflege bei einer Maßnahme am historischen Tor zwingend erforderlich", so Mittag weiter. Rund 20 000 Euro kostete der Ersatz für das zerstörte Tor insgesamt. Die Übernahme der gesamten Kosten hat die Versicherung laut Bürgermeister zugesagt. 
Einen Verwendungszweck für die alten Bohlen hat das Stadtoberhaupt eventuell ebenfalls gefunden: Es ist daran gedacht, alte Tor-Teile zu Stiften oder Ähnlichem verarbeiten zu lassen, um sie dann als kleine Aufmerksamkeiten der Stadt zu verschenken. "Vorher ist natürlich noch die Preisfrage zu klären", sagte Mittag.
Der Bürgermeister und seine Stellvertreterin Renate Schubart-Eisenhardt öffneten das neue Tor und räumten persönlich die Baustellenabsperrung beiseite. Kurz darauf durchfuhr Martin Poek aus Hattersdorf als Erster mit seinem Lkw das neue Tor. Ordentlich quietschen beim Öffnen und Schließen kann übrigens auch das frische Tor bereits. "Es quietscht nur anders", fügt der Bürgermeister schmunzelnd hinzu.