Dambach: Ünnerhos und indernazionale Bolidik

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Michl Müller in Tambach. Carolin Herrmann
Michl Müller  in Tambach. Carolin Herrmann
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Tausende wollen Michl Müllers fränkisches Gequatsch erleben. Sie brauchen ihn halt dringend.

Es gibt Schlimmere. Michl Müller is scho a bissla ordinär, aber noch im fränkischen Rahmen und so wie man es machen muss, wenn man über die entscheidende Rampe "Fastnacht in Franken" kommen will. Michl Müller sagt, was gesagt werden muss und deutet noch mehr durch Körpersprache an, das aber immer a bissla verschämt schlenkernd. Zugleich verschmitzt.
Denn so sind sa halt, die Franken. Die sich mittlerweile ein breites kabarettistisches Feld und darauf neues Selbstbewusstsein (oder überhaupt erst mol a gescheuts Selbstbewusstsein) erobert haben. Des Dema mit die frische Ünnerhos (Müller stammt aus Bad Kissingen) und deren familiäre Sprengkraft ist tatsächlich nicht zu unterschätzen. Außerdem, wenn doch Intimrasur für Männer noch mehr als für Frauen zwar nicht zur lebens-, so doch zur alles umfassenden Alltagsentscheidung gworn is.
Das fränkische Selbstbewusstsein allerdings bedarf, weil es noch recht jung ist, der permanenten Pflege; deshalb kommen sie zu Tausenden zu Michl Müller, auch wenn eine Reihe von Witzen und Geschichtla schon Jahre alt sind. Jedenfalls war beim Tambacher Sommer die fränkische Bude, in diesem Fall der Schlosshof, schon wieder rappelvoll, was lange im Vorfeld abzusehen war, weshalb die Veranstaltungsagentur Friedrich für tags drauf gleich noch einen Termin angesetzt hatte.


Politisch gut drauf

Obber momendla, der Michl hod scho noch mehr drauf. Bolidisch war er in Dambach absolut obdudäy, wo er doch den geradezu verrückt wendigen Seehofer so herrlich parodieren kann und dem sei großartige Flüchtlingsaktion a Verarsche sondersgleichen war. Und a die Uschi, die mittlerweile mehr Kinner hod als flugfähige Eurofighter. Der Sozen-Quicky vom Schulz, der is nun scho a Weilchen her, ober die SPDler machen ja nach wie vor auf dem Sterbebett Pläne fürs Abitur. Selbst Eierlikör hat mehr Prozente als die SPD, und dazu auch noch mehr Eier, socht der Müller. Oder international, der Notgeile mit dem doden Fiffi aufm Kopf, die Sultanine vom Bosporus und der Putin, der goarnix mehr zu machen braucht, außer a bissla vornehm zu mumpfln, weil die annern alles für ihn tun. Simmer doch froh über unsere Angela, die wirkt zwischen all den Idioden beruhigend normal.
Wenn der Michl Müller singt, was er sehr wohl a bissla ko, dann hinterhältig im Stile von Helene Fischer, worauf alle reinfallen und mitsingen. Klatschen sowieso. "A schööns Lied, gell?"
Echt jetzt, verblüffend ist dadsächlich, wie der Müller den Tanzstil der Helene entlarvt: Ihre Bewegungsabfolge passt haarklein auf die Sicherheitsunterweisung im Flugzeug.
Ehrlich bemüht um Tiefsinn, lässt Müller einen Totenkopf auf der Bühne losplappern, ganz sicher Shakespeare höchstselbst, der echte, der dazu in Wahrheit auch noch Sachse war. Aber das wissen Sie ja schon. Müllers in der Region bereits mehrfach (doch siehe oben) vorgetragenes Programm heißt schließlich noch immer "Müller, nicht Shakespeare". Als ob jemand hier nicht den Müller gehabt haben wollte.

Michael "Michl" Müller, geboren 1972 in Bad Kissingen, erlernte zunächst den Beruf des Werkzeugmechanikers. Anschließend arbeitete er als Härter an der Schweinfurter Produktionsstätte der Svenska Kullagerfabriken (SKF). Erste kabarettistische Erfahrungen sammelte er bei Auftritten in seinem heimatlichen Faschingsclub BTC Garitz. Nebenberuflich startete er seine Karriere als Kabarettist. Seinen Aufstieg in der deutschen Kabarettszene erreichte er durch seine Auftritte bei der TV-Sendung "Fastnacht in Franken" des Bayerischen Fernsehens, wo er seit 2007 in wechselnden Rollen regelmäßig als Höhepunkt zum Abschluss des Abends vertreten ist. 2012 moderierte er eine Best-of-Sendung zum 25. Jubiläum der Veranstaltung im Bayerischen Fernsehen.Von Februar 2012 bis April 2013 gestaltete Michl Müller eine regelmäßige Comedy-Rubrik im Hörfunkprogramm Bayern 1, im Jahr 2014 erweckte er die Franken-Tanke in Antenne Bayern zum Leben. Nach mehreren Auftritten bei "Kabarett aus Franken" und "Ottis Schlachthof" im Bayerischen Fernsehen ist er seit 2015 mit seiner eigenen TV-Show "Drei.Zwo.Eins.Michl Müller" ein Gesicht der ARD. wp