Wolfgang Pfister will in Seßlach Bürgermeister werden. Im Wahlkampf verzichtet er auf Versammlungen, sondern setzt auf Hausbesuche.
Wolfgang Pfister (CSU) hat Geschmack gefunden an der Arbeit des Bürgermeisters. "Ich bin jemand, der die Ärmel aufkrempelt und anpackt." Als Bürgermeisterkandidat zieht Pfister durch Seßlach und die Stadtteile, klingelt an jeder Haustür, überreicht Geschenke, sucht das Gespräch. So erfuhr er, dass die Schulkinder in Autenhausen keine Unterstellmöglichkeit (mehr) haben, wenn sie früh auf den Schulbus warten. Es war mal eine Weihnachtsmarktbude aufgestellt worden, aber dieses Provisorium habe den Autenhausenern nicht gefallen, also sei die Bude wieder weggekommen, erzählt Pfister. Eigentlich war auch schon entschieden, dass das Backhäuschen als Unterstand dienen soll. Pfister kümmerte sich darum, dass der Bauhof es aufsperrt, nun soll innen noch der Putz entfernt werden. "Letzte Woche erfahren, heute gelöst!", fasst Pfister zusammen.
Lange Konzepte sind seine Sache nicht. "Das ist nur beschriebenes Papier, damit ist noch nichts getan." Aber Pfister weiß auch, dass sich mit Ärmelaufkrempeln nicht alle Probleme lösen lassen. Die Bürger treibt zum Beispiel die Zukunft des Heilgersdorfer Schlosses um. Noch warte man auf das Gutachten des Architekten, sagt Pfister. Aber irgendwann muss entschieden werden: Will die Stadt es verkaufen oder selbst herrichten? Wenn verkaufen, zu welchen Bedingungen? "Es muss so viel dabei rausspringen, dass ich mit dem Erlös etwas Neues für die Heilgersdorfer Vereine bauen kann", sagt Pfister.
Der Zweite Bürgermeister führt die Amtsgeschäfte, nachdem Bürgermeister Martin Mittag in den Landtag gewählt wurde. Anfangs habe er die Vertretung noch nebenbei gemacht, inzwischen sei er beurlaubt, erzählt der Leiter des Rauschgiftkommissariats bei der Kripo Coburg. Vor 22 Jahren hat der heute 58-Jährige des Berufs wegen auf die Kommunalpolitik verzichtet: Nach sechs Jahren im Stadtrat (1990 bis 1996) trat Pfister nicht mehr an, weil er sich im neu geschaffenen Kommissariat 4 engagieren wollte. "Wir mussten ja beweisen, dass wir notwendig sind." 2014 kehrte er zurück, als "Edeka-Beamter", wie er mit einem Grinsen sagt: "Ende der Karriere", EDK, da war ein Teil des beruflichen Drucks weg.
Alte Rechnungen
Das mit der Kandidatur fürs Bürgermeisteramt hat er sich dann zwar noch ein paar Tage überlegt, aber inzwischen "würde ich mich zu Tod‘ ärgern, wenn ich es nicht gemacht hätte". Auch seine Frau und die beiden erwachsenen Kinder stehen hinter ihm, wie er betont. Nominiert wurde Pfister in Seßlach von CSU und vom Landvolk. Beide Gruppierungen treten mit einer gemeinsamen Liste bei Kommunalwahlen an; Landvolk-Vertreter im Seßlacher Stadtrat ist Georg Ruppert. Im Landkreis arbeiten CSU und Landvolk seit 40 Jahren zusammen, in Seßlach war es vor 24 Jahren Wolfgang Pfisters Vater als CSU-Ortsvorsitzender, der die Verbindung herstellte.
Ruppert war es auch, der nach der Kommunalwahl 2014 bei der CSU/Landvolk-Fraktion dafür warb, alle beiden Bürgermeister-Stellvertreterposten selbst zu besetzen. Die CSU habe den Freien Wählern und der SPD zunächst angeboten, den Dritten Bürgermeister zu stellen, sagt Pfister. Beide Fraktionen benannten auch Kandidaten, aber die CSU-Fraktion wählte am Ende ihre Mitglied Renate Schubart-Eisenhardt.
Freie Wähler/Bürgerblock hätten zu Hendrik Dressels Zeiten auch ihre Mehrheiten ausgespielt und alle Posten besetzt, sagen Pfister und Ruppert. Damals, 1990, stellten die Freien Wähler neun Stadtratsmitglieder und mit Hendrik Dressel den Bürgermeister. Die CSU hatte sechs Sitze und die SPD einen. Inzwischen sind die Verhältnisse knapper und umgekehrt - die CSU stellt acht Stadträte, die Freien Wähler fünf und die SPD drei. Sollte die CSU die Bürgermeisterwahl am 27. Januar nicht gewinnen, wäre die bisherige knappe CSU-Mehrheit dahin.
"Ich will, dass es am 27. Januar beendet ist", sagt Pfister. Erhält keiner der drei Kandidaten die absolute Mehrheit der Stimmen, kommt es zwei Wochen später zur Stichwahl. Ansonsten ist der neue Bürgermeister im Amt am Tag, nachdem der Wahlvorstand das vorläufige amtliche Ergebnis bekannt gegeben hat, voraussichtlich am Dienstag, 29. Januar. "Ich bin dann auf jeden Fall erster", sagt Pfister und grinst wieder. "Entweder Erster Bürgermeister oder weiterhin Erster Kriminalhauptkommissar."
Warum man bei so einem Beitrag auch noch "alte Rechnungen" derart ausmähren muß ...