Das Risiko, sich mit Covid-19 anzustecken, ist für den Rettungsdienst besonders hoch. So gehen Rettungssanitäterin Rebecca Scholz und ihre Kollegen mit der zusätzlichen Belastung um.
Nachdem der Patient im Krankenhaus übergeben wurde, wird alles desinfiziert. "Die Liege, alle Kontaktflächen und die Geräte, an die der Patient angeschlossen war", zählt Rebecca Scholz, Rettungssanitäterin beim ASB, auf. Die noch gründlichere Desinfektion der Fahrzeuginnenräume ist mittlerweile zur Routine geworden. "Wir verfahren bei allen Patienten so - unabhängig davon, ob diese Corona haben." Dass die Aufbereitung der Materialien mehr Zeit in Anspruch nimmt, ist nicht das einzige, was sich seit Ausbruch der Corona-Pandemie verändert hat. "Früher sind wir einfach so zu den Leuten rausgefahren - ohne Mundschutz und alles", sagt Scholz.
Jetzt tragen die 23-Jährige und ihre Kollegen bei jedem Einsatz eine FFP2-Maske. "Wenn ein Patient Corona haben könnte, setzen wir zusätzlich eine Schutzbrille auf und ziehen einen Kittel an. Für Einsätze mit Corona-Patienten haben wir Overalls."
Ansteckungsrisiko gering halten
Im Einsatz sind Scholz und ihre Kollegen immer zu zweit unterwegs. Um das Ansteckungsrisiko so gering wie möglich zu halten, geht im Einsatz seit Beginn der Corona-Pandemie der Verantwortliche des Rettungswagens oder der Notarzt zunächst alleine zu den Patienten. "Der Fahrer bleibt im Auto. Über Funk bekommt er dann Bescheid, ob er auch beim Patienten gebraucht wird - erst dann zieht sich der Fahrer um und kommt ebenfalls zum Patienten."
Die Scheibe im Rettungswagen, die die Fahrerkabine vom Behandlungsraum trennt, wird bereits geschlossen, bevor der Patient in den Wagen kommt. "Im Fall, dass der Patient Corona hat, weisen wir die jeweilige Klinik bereits bei der Anmeldung darauf hin", erklärt Scholz das Vorgehen, so können dort entsprechende Schutzvorkehrungen getroffen werden.
Zusätzlicher Wagen im Einsatz
Mit den steigenden Fallzahlen steigt auch die Anzahl der Dialysepatienten, die sich selbst mit Corona angesteckt haben oder Kontakt zu Infizierten hatten. "Die Dialysepatienten können dann nicht mehr mit dem normalen Fahrdienst oder Taxi gefahren werden", sagt Scholz. Aus diesem Grund ist derzeit ein zusätzlicher Krankentransportwagen im Einsatz, den der ASB und das BRK gemeinsam besetzen. Angst, sich anzustecken, hat Scholz nicht: "Ich habe aber großen Respekt. Aber wenn wir uns alle gewissenhaft schützen, ist das Ansteckungsrisiko gering."
So viel Personal wie noch nie
"Über die Weihnachtstage war aufgrund des zusätzlichen Fahrzeugs so viel Personal im Dienst wie noch nie", sagt Albert Florschütz. Als Betriebsleiter ist er für die ASB-Rettungswachen in Neustadt und Weismain verantwortlich. Auch bei den Schnellteststellen wurde über die Feiertage zusätzliches Personal benötigt.
Appell an die Bevölkerung
Die zusätzlichen Schichten wurden von haupt- und ehrenamtlichen Rettungskräften übernommen. "Wir sind dankbar für jede zusätzliche Schicht, die von Freiwilligen und Ehrenamtlichen geleistet werden kann. Aber der zusätzliche Betrieb ist nichts, was wir die nächsten sechs Monate aufrecht erhalten können - ich hoffe auf eine Besserung im Frühjahr." Wenn Mitarbeiter der Rettungswache sich selbst mit Covid-19 anstecken oder in Quarantäne müssen, "können wir unsere Dienstleistung nicht schnell genug oder gar nicht mehr den Erfordernissen anpassen", gibt Albert zu bedenken. Deshalb sei es umso wichtiger, dass sich die Bevölkerung an die Vorschriften, wie das Tragen der Schutzmasken, halte.
Corona-Symptome werden abgefragt
Seit Ausbruch der Corona-Pandemie werden von den Disponenten in der Integrierten Leitstelle Ebersdorf bei einem eingehenden Notruf zusätzliche Informationen abgefragt.
"Wir fragen standardmäßig nach Erkältungssymptomen und danach, ob ein positiver Corona-Test vorliegt. Auch wollen wir wissen, ob der Patient in den letzten 14 Tagen Kontakt zu einer mit Corona infizierten Person hatte", zählt Michael Jeschor, stellvertretender Leiter, auf. Der Anrufer wird außerdem darauf hingewiesen, dass beim Eintreffen der Rettungskräfte alle anwesenden Personen einen Mund-Nasen-Schutz tragen sollen. Die Anzahl der Notfälle an sich habe sich nicht verändert.
Mehr Verlegungsfahrten
Dennoch fallen mehr Einsatzfahrten für den Rettungsdienst an. "Es gibt ein erhöhtes Aufkommen von Verlegungen zwischen den einzelnen Krankenhäusern oder in Rehakliniken. Verlegt werden die Patienten, die noch nicht nach Hause können. So werden in den Krankenhäusern Plätze für Akutfälle frei", sagt Jeschor.