Wie Coburg und Meiningen die Musik von Herzog Ernst II. wieder lebendig werden lassen wollen. In der Landesbibliothek warten Notenschätze auf ihre Wiederentdeckung.
In seinem Theater ist der einstige Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha bis heute stets präsent - zumindest sein Abbild. Im Spiegelsaal rechts neben dem Eingang zur ehemaligen herzoglichen Loge thront seine Büste. Jetzt aber gibt es die Hoffnung, dass der Theater-Herzog auch als komponierender Regent wieder beachtet wird - in Coburg, aber auch in Meiningen.
Denn an der Werra hat der seit Herbst amtierende neue Intendant Jens Neundorff von Enzberg die einst viel gespielte Oper "Santa Chiara" von Ernst II. als Neuinszenierung auf den Spielplan gesetzt. Am 18. Februar soll die Premiere stattfinden.
Daniel Carter plant mit Ernst II.
Doch nicht nur Meiningen hat Pläne mit Ernst II. - auch am Landestheater Coburg soll der einstige Regent wieder erklingen. "Eigentlich war ein sehr großes Stück von ihm für das Sinfoniekonzert in Februar geplant", sagt Coburgs neuer Generalmusikdirektor Daniel Carter. Inzwischen aber "mussten wir das Programm leider verschieben, da das Orchester mit den jetzigen Abständen nicht mehr auf der Bühne passt."
Ein Versprechen aber bleibt: Der Programm "Master oft he Queen"s Musick" soll "auf jeden Fall nachgeholt" werden, versichert Carter. Ausgesucht hat sich Carter dafür gemeinsam mit Musikdramaturgin Dorothee Harpain die Ouvertüre zur Oper "Zayre". Mehr noch: "Eine Oper von Ernst II. aufzuführen, kann ich mir sehr gut vorstellen", sagt Carter: "Ich habe schon Ausschnitte aus Santa Chiara für Klassik am Sonntag aufgenommen." Eine Einschränkung aber bliebe: "So ein Projekt müsste aber wahrscheinlich warten, bis wir die "Warteschleife" an Coronaproduktionen abgearbeitet haben."
An Material für Aufführungen mit Musik von Ernst II. fehlt es in Coburg jedenfalls nicht. "Wir haben in unseren Beständen sämtliche Opern von Ernst II. und viele weitere Stücke von ihm, aber auch Werke, die ihm gewidmet wurden", erklärt Silvia Pfister, die fast 20 Jahre Direktorin der Landesbibliothek war und Ende Januar in Ruhestand gegangen ist.
Besonders zu "Santa Chiara" sind die Bestände bemerkenswert reichhaltig: Neben der handschriftlichen Partitur gibt es gedruckte Klavierauszüge sowie Nachdrucke des Klavierauszugs. Hinzu kommen kistenweise Stimmenmaterial für Orchester und die Vokalsolisten.
Aus historischen Noten heute nutzbares Aufführungsmaterial zu machen, erfordert freilich beachtlichen Aufwand. Denn katalogisierte historische Noten aus dem Bestand der einstigen Schlossmusikalien oder der Theaterbibliothek landen nicht wieder auf den Notenpulten. Immerhin gibt es zu allen fünf Opern von Ernst II. bereits digitalisierte Kopien der Partituren und der Klavierauszüge, betont Pfister.