Coburgs OB-Kandidaten im Portrait: Michael Partes

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Michael Partes mit dem Rathaus im Rücken: Am 15. März würde er gern zum OB gewählt werden.Christiane Lehmann
Michael Partes mit dem Rathaus im Rücken: Am 15. März würde er gern zum OB gewählt werden.Christiane Lehmann

Michael Partes (ÖDP) wünscht sich mehr Transparenz und würde einen Bildungsbeirat ins Leben rufen. Und dann gäbe es noch eine Bibliothek, die sich alleine füllt.

Der Markt hat es ihm angetan. Da sitzt er gerne vorm Stadthaus und trinkt einen Kaffee, beobachtet die Menschen und fragt sich, wie die Stadt künftig mit der immer stärker werdenden Hitze auf diesem Platz umgehen könnte. Michael Partes würde Bäume pflanzen. Jetzt. Dann könnten sie in zehn Jahren Schatten spenden. Oder er würde künstliche Verdunstungssysteme installieren. Der ÖDP-Mann möchte Verantwortung übernehmen - für die Bürger, die Natur und den Umweltschutz. Deshalb kandidiert der 49-Jährige auch für den OB-Sessel in Coburg.

Wird er nicht gewählt, hat er auch keine Chance, in den Stadtrat zu kommen. Denn wohnhaft in Dörfles-Esbach hat er keinen Platz auf der Stadtratsliste. Mit gesundem Selbstbewusstsein und deutlichen Worten ist er dennoch im Wahlkampf präsent. Die bayernweit 1,8 Millionen Unterschriften für das erfolgreiche, von der ÖDP initiierte Volksbegehren "Artenvielfalt - Rettet die Bienen" machen ihn stolz und geben ihm Rückenwind.

Dem dreifachen Familienvater und Gymnasiallehrer liegt die Zukunft der Kinder am Herzen. "Every day for future" hat er sein Wahlprogramm überschrieben. Dass sich Coburg so schnell wie möglich aus 100 Prozent erneuerbarer Energien speist, ist für ihn deshalb ein angepeiltes Ziel. "Haßfurt hat es uns vorgemacht. In nur acht Jahren", untermauert er das ehrgeizige Vorhaben. Ein Schritt in diese Richtung: Alle Supermärkte auf der grünen Wiese müssen künftig mit Photovoltaikanlagen ausgestattet sein.

Erst seit etwa einem Jahr engagiert sich Partes für die ÖDP. "Aber die Themen liegen mir von jeher am Herzen", sagt er. Ausschlaggebend für sein politisches Engagement war die Einführung von "5G" (fünfte Generation des Mobilfunknetzes). Gefahren für Mensch, Tier und Umwelt seien nicht auszuschließen. Das ärgert ihn. "Nicht alles, was ,smart' ist, ist auch gut", sagt er und wünscht sich mehr Fürsorge. Als Familienvater müsse er schließlich auch prüfen, ob ein neues Handy für die Kinder Sinn ergebe.

Partes möchte verhindern, dass Coburg Modellregion 5G werde, solange es keine Unbedenklichkeitsstudien dazu gebe. Er plädiert - insbesondere an Schulen - für Datenübertragung per Licht, der sogenannten VLC-Technik. "Das ist innovativ und keine Gesundheitsgefahr!" Seit 2010 ist Partes auch Landeskoordinator für das bayerische Programm "Gute, gesunde Schule".

Der Digitalisierung steht der Gymnasiallehrer dennoch aufgeschlossen gegenüber. Er würde sie sogar - insbesondere in der Kommunalpolitik - noch mehr nutzen. Zum Beispiel für die aktive Bürgerbeteiligung. "Bei Themen wie Hotelneubau oder Erhalt des Rosengartens könnte ich mir vorstellen, über das Rathausportal Stimmungsbilder in der Bevölkerung abzufragen", sagt er. "Warum die Bürger nicht um ihre Meinung fragen, wenn sensible Themen aufploppen?" Er werde gern um seine Meinung gefragt. Gern öfter.

Transparenz und Bürgerbeteiligung - zwei große Themen der ÖDP - spielen auch für Partes eine wichtige Rolle. Direkte Demokratie leben, heißt für ihn: zur Wahl zu gehen, aber eben auch die Möglichkeit eines Bürgerbegehrens zu haben. Ein Nichtraucherverbot in Gaststätten hätte es sonst nicht gegeben, führt er an.

Doch zurück zur konkreten Stadtpolitik: Der Erhalt des Rosengartens steht ganz oben auf der Agenda des 49-Jährigen. Ein Hotel - wenn es denn überhaupt gebraucht werde - solle "ästhetisch gut" der Vorstadt angepasst, das Kongresshaus behindertengerecht modernisiert werden. Das Palmenhaus sieht Partes als künftige Naturbegegnungsstätte, beispielsweise mit einer Schauimkerei. "Wir können mehr als schöne Blumen und Vögel zeigen!"

Auch das Naturkundemuseum möchte er aufwerten. Das biete sich wunderbar für Erlebnispädagogik an. Umwelt- und Naturschutz könnten dort thematisch stärker verankert werden.

Für die Umsetzung solcher Projekte würde Michael Partes einen Bildungsbeirat einberufen. Seine Vorstellung: Vertreter aller Bildungseinrichtungen treffen sich regelmäßig und diskutieren beste Bildungschancen für alle Coburger. Ein Bildungsmanager, der dem OB direkt unterstellt ist, koordiniert das ganze.

Die Vorstellung einer öffentlichen Bibliothek, die sich - ähnlich wie die Bücherschränke - selbst befüllt, zaubert Partes ein Lächeln ins Gesicht. "Ich lese für mein Leben gern und könnte mir gut vorstellen, dass eine solche Bibliothek gut angenommen wird."

Die Aufwertung der Innenstadt stellt sich Partes durch die verstärkte Einbindung regionaler Anbieter vor. Leerstände könnten minimiert und das Angebot für die Bürger attraktiver werden. "Wie schön wäre es doch, wenn ich nicht mehr zum Hofladen nach Meeder fahren müsste, sondern die regionalen Produkte in einem Geschäft in der Innenstadt bekäme", schwärmt Partes und erinnert sich an seine Kindheit, in der auch in Coburger Läden das Handwerk noch "greifbar" gewesen sei. Schauwerkstätten, in denen für Kinder der Einkaufsbummel zum Erlebnis wird, passen da gut in seine Vorstellung.

Auch das versteht der Familienvater unter einem erweiterten kulturellen Angebot. Die hohe Lebensqualität der Stadt müsse durch Kunst und Kultur im weitesten Sinne geprägt sein. Die Kleinkunstszene in Coburg gelte es zu stärken und weiter auszubauen. Zu viel sei da weggebrochen, meint er. Mal ins Landestheater oder ins Konzert zu gehen, reiche nicht.

In zehn Jahren wieder hier: Michael Partes' Vision von "Coburg 2030"

"Coburg ist eine sichere und fahrradfreundliche Stadt, in der Familien und Kinder angstfrei fahren können. Alle Supermärkte sind mit Photovoltaikanlagen auf dem Dach ausgestattet.

Es gibt keine Kinderarmut mehr in Coburg. Ein Erziehungsgehalt in Höhe von 1000 Euro brutto ermöglicht die Wahlfreiheit, ob Kinder in die Krippe gebracht werden.

In der Innenstadt gibt es kaum noch Leerstände, da regionale Anbieter - auch aus dem Handwerk die Geschäfte wieder beleben.

Die Coburger Kulturlandschaft besteht aus mehr als nur Theater und Museen. Kleinkunst ist vielerorts erlebbar. Junge Familie wohnen wieder in der Innenstadt. Der Marktplatz ist begrünt oder mit Verdunstungsanlagen ausgestattet, um die Hitze im Sommer erträglich zu machen."

Zur Person

Michael Partes, 49 Jahre, verheiratet, drei Kinder, Gymnasiallehrer für Deutsch und katholische Religion, Beratungslehrer, kandidiert für die ÖDP, der er seit einem Jahr angehört.