Coburgs OB-Kandidaten im Portrait: Dominik Sauerteig (SPD)

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Foto: Simone Bastian
Foto: Simone Bastian

Warum Dominik Sauerteig (SPD) auf den Turm der Morizkirche führt und was Marmelade mit Wertschätzung zu tun hat.

Die Familie hat ihn geprägt: Dominik Sauerteig sagt es selbst. Der Vater Gewerkschafter, die Mutter jahrelang im Pfarrgemeinderat. Fünf Brüder, die gemeinsam draußen spielten, sich das erste Handy teilten. Die Eltern ermöglichten allen ein Studium. Mit 23 Jahren schloss sich Dominik Sauerteig der SPD an. Jetzt, gut zehn Jahre später, will er Coburger Oberbürgermeister werden.

Als Treffpunkt hat er die Morizkirche vorgeschlagen, genauer: den Turm. "Was würden Sie einem guten Freund in Coburg unbedingt zeigen wollen", lautete die Frage. Sauerteigs Antwort: "Von hier aus sieht man die ganze Stadt und die Veste. Und man sieht, welche Aufgaben und welche Verantwortung der Oberbürgermeister hat."

Vom Klinikum im Süden über Rosengarten, Anger, Güterbahnhofsgelände, die SÜC, die verschiedenen Schulen im inneren Stadtgebiet zur Altstadt, zum Bahnhof, zur Hochschule erstreckt sich der Blick, nicht zu vergessen das Müllheizkraftwerk am Horizont und das Landestheater in Steinwurfentfernung vom Turm. "Eigentlich sollte jeder Coburger mal herauf kommen", sagt Sauerteig mit Blick Richtung Altstadt. Der Aufstieg über die enge steile Wendeltreppe hat es jedoch in sich, und verfügte Sauerteig nicht über Beziehungen, würde der Besuch schon an der Tür unten scheitern.

Das könnte man über eine beginnende Politikerkarriere auch sagen. Wie weit Sauerteig auf der Treppe nach oben kommt, entscheiden die Coburger am 15. März. Er habe sich für die Kandidatur "nicht von heute auf morgen entschieden", sagt er. "Viele haben mir gesagt: ,Wir trauen Dir das zu‘, auch Leute außerhalb der SPD." Er empfinde "großen Respekt" vor der Aufgabe. Coburg mit seinen 41000 Einwohnern sei "die reichste Stadt Deutschlands, aber mit viel Kinderarmut".

Rückhalt von Thomas Nowak

Die Entscheidung sei ihm auch deshalb nicht leicht gefallen, weil Dritter Bürgermeister Thomas Nowak ebenfalls bereit war, anzutreten. "Wir haben uns häufig unter vier Augen getroffen", sagt Sauerteig. Vereinbart war, dass der Unterlegene den anderen im Wahlkampf unterstützen werde. Nowak hält sich daran - am Ende hatten bei der SPD zwei von 28 Stimmen den Ausschlag gegeben. Aber die Partei ziehe nun an einem Strang, betont Sauerteig. "Das wäre schwieriger, wenn wir den Dialog nicht hinbekommen hätten."

Er selbst macht seit Jahresbeginn nur noch Wahlkampf: Von seinem Posten als Teamleiter des DGB-Rechtsschutz in Würzburg hat er sich freistellen lassen. Die Zeit in Coburg füllt er mit Plakatekleben, Fragen beantworten, Podiumsdiskussionen, Straßenwahlkampf und Marmeladekochen. "Dominiks Verführung" steht auf den Etiketten. "Das Schwierigste ist, sie in die kleinen Gläschen zu bringen", sagt er. "Die müssen ja kochendheiß sein." Gekocht werde meist gemeinsam, "das schweißt zusammen und macht Spaß". Und die rote Marmelade auf Sauerteig-Brot komme bei den Besuchern der Infostände gut an. Die Gläschen würden an der Haustür gern genommen, sagt Sauerteig. Selbst gekocht, "das zeigt, das man sich Mühe gibt" und vermittle gleich eine ganz andere Wertschätzung.

Wahlkampf ist anstrengend - das Oberbürgermeister-Dasein wäre es mit Sicherheit auch. "Das ist eine Belastung", räumt er ein. Sieben Tage die Woche, wenn es sein muss, mindestens zehn Stunden am Tag. Freiräume, und wenn es nur für eine Stunde Radfahren ist, würde er sich schaffen wollen. für kleine Fluchten haben ihm Münchner Kollegen schon die Übernachtungscouch angeboten, wie er erzählt.

Dass der OB ein breites Themenspektrum abdecken muss, schreckt ihn nicht. "Das Problem haben andere mehr", sagt er selbstbewusst: In den Komplex Regiomed habe er sich als Mitglied des "Kontrollgremiums" einarbeiten können, überhaupt "bin ich in vielen Themen tiefer drin als einige meiner Mitbewerber". Allein auf Berater zu setzen reiche für den OB-Posten nicht aus. "Man muss selbst sich selbst Expertenwissen aneignen", und, ja, Coburg biete für eine 41000-Einwohner-Stadt eine große Themenfülle.

Eigenen Stil finden

Über Führungserfahrung verfüge er, über Teamerfahrung auch - die sei schon dadurch gegeben, dass er mit vier Brüdern aufwuchs: "Es geht nur gemeinsam." Neben Jura studierte er in Bayreuth Wirtschaft ("es ist nicht so, dass ich Bilanzen nicht lesen könnte"), als Referendar ("ich wollte immer Arbeitsrechtler werden") konnte er drei Monate in der Personalabteilung bei BMW arbeiten.

"Ich glaube, dass ich mit Menschen gut umgehen kann", sagt er über sich selbst. Zur Anwaltstätigkeit gehöre "viel Sozialpädagogik". Eine Verwaltung mit rund 800 Mitarbeitern ist freilich ein anderes Kaliber als ein Büro mit vier Juristen und fünf Fachangestellten, das weiß Sauerteig auch. "Das ist aber für jeden meiner Mitbewerber gleich", fügt er sofort an - von Christian Meyer (CSU) vielleicht abgesehen. Der führt derzeit die Wohnbau Stadt Coburg.

Er werde versuchen, seinen eigenen Stil zu finden, sagt Sauerteig. "Ich bin weder Kastner 2.0 noch Tessmer 2.0." Norbert Kastner und Norbert Tessmer hatten zusammen 30 Jahre lang den OB-Sessel für die SPD inne. Die CSU würde ihn nun gerne erobern. Trotzdem sagt Sauerteig: "Ich sehe das relativ entspannt. Ich bin der jüngste Kandidat. Was habe ich zu verlieren? Ich würde gerne OB werden, aber ich habe nicht den Druck, mich zur Lichtgestalt zu erklären."

In zehn Jahren wieder hier: Dominik Sauerteigs Vision von "Coburg 2030"

"2030 haben wir viele Herausforderungen für die Menschen in Coburg in Chancen verwandelt: In der Steinwegvorstadt ist ein attraktives Quartier für alle Generationen entstanden. Lohgraben, Gemüsemarkt und Rosengarten werden als begrünte Treffpunkte gern genutzt. Die Hochschule hat sich mit dem "Prinz Albert Campus" am alten Schlachthof zum Magneten für junge Menschen entwickelt. Das gesamte Güterbahnhofsgelände ist ein attraktiver Begegnungsort von Start-ups, Handwerk, Kunst und Kultur und trägt entscheidend zur Belebung Coburgs bei. Auf dem BGS-Gelände steht ein moderner Klinikneubau, wir sichern so Gesundheitsvorsorge für Jung und Alt auf modernstem Niveau. Familien finden hochwertige Betreuungsangebote und die Mobilität hat sich gewandelt. Wir haben ein schönes Radwegnetz und ein gut getaktete ÖPNV-Verbindungen. Es gibt genug guten und bezahlbaren Wohnraum. Alters- und Kinderarmut sind weitgehend Geschichte"

Zur Person

Dominik Sauerteig, Rechtsanwalt, 33 Jahre, ledig, tätig als Teamleiter des DGB Rechtsschutz in Würzburg, kandidiert für die SPD.