"Wir schaffen das nicht": Coburger Tafel ist vollkommen am Limit - erste Helfer geben auf

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Tafel in Coburg am Limit: Kund*innenanzahl verdoppelt
In nur wenigen Wochen hat sich die Anzahl der Kund*innen bei der Tafel in Coburg verdoppelt. "Wie man das stemmt? Das fragen wir uns jeden Tag", erklärt Pressesprecher Jürgen Kroos.
Für Menschen in Not sind die Tafeln wichtige Anlaufstellen. Dort können sie sich mit Lebensmitteln versorgen.
Felix Kästle/dpa
Tafel Coburg

Die Tafel in Coburg hat derzeit mit einem riesigen Ansturm zu kämpfen. Die Situation ist so dramatisch, dass erste Helfer bereits aufgegeben haben. Auch die ausgegebenen Lebensmittel-Rationen werden weniger.

Die Tafel in Coburg läuft derzeit an der Grenze ihrer Kapazitäten. "Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich eine riesige Schlange", erklärt Pressesprecher Jürgen Kroos. "Wir befinden uns in einer überbordenden Situation, mit der man kaum zurechtkommt." Mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine seien eine Menge an geflüchteter Menschen nach Deutschland gekommen - "seitdem das der Fall ist, hat sich die Anzahl der bedürftigen Personen verdoppelt."

Bis zu Beginn des Krieges habe man eine konstante Zahl von Personen in Coburg, "so circa 500 Menschen pro Woche", mit Lebensmittel versorgt. "Das sind Erwachsene, Kinder und Leute im Rentenalter", erklärt Kroos. Innerhalb weniger Wochen sei die Zahl der Kund*innen jedoch auf 1000 gestiegen. "Wie man das stemmt? Das fragen wir uns jeden Tag", sagt der Pressesprecher. 

"Die Ersten sind gegangen": Coburger Tafel am Rande der Kapazitäten

"Die Tafel sammelt und rettet Lebensmittel, die normalerweise vernichtet werden." Diese werden dann Bedürftigen angeboten - "in der Regel Menschen, die finanziell nicht so gut ausgerüstet sind. Das ist die Grundidee aller Tafeln in Deutschland", erklärt Kroos. Gegen einen kleinen Unkostenbeitrag von 2,50 Euro erhalten Bedürftige dann Lebensmittel, die für wenige Tage reichen.

Die Schlange vor der Tafel sei lang. "70, 80 oder 90 Personen warten hier regelmäßig auf die Lebensmittel." Dabei müsse eigentlich niemand warten. "Die Leute kriegen eine Uhrzeit, zu welcher sie das Essen abholen können. Aber die Leute kommen schon um 8.30 Uhr, obwohl wir erst um 10 Uhr aufmachen und bleiben auch bis 17 Uhr, wobei die Tafel normalerweise um 15 Uhr schließt", sagt Kroos.

Trotzdem: Weggeschickt habe man bislang noch niemanden. Jedoch seien vor allem ehrenamtliche Helfer*innen im Rentenalter, zwischen 65 und 80 Jahren, im Einsatz. "Wenn die dann anstelle von vier Stunden plötzlich den ganzen Tag im Einsatz sind, geht das schon an die Grenzen der Leistungsfähigkeit." Die ersten Ehrenamtlichen seien deshalb auch schon gegangen. "Die sagen: 'Wir schaffen das nicht'." 

Tafel in Coburg: "Es muss jetzt jeder ein bisschen verzichten" 

Die Situation sei insgesamt kritisch. "Wir helfen gerne, das ist unsere Aufgabe und dafür haben wir uns gemeldet. Aber das geht eben nur in der Größenordnung, die die Kapazität und Kräfte der Menschen zulassen." Wenn das jedoch so weiterginge, müsse man eine Pause machen. "Man kann ja nicht endlos hier stehen und arbeiten."

Während sich die Kund*innenanzahl verdoppelt habe, sei die Menge der Lebensmittel nicht großartig gestiegen. "Wir versuchen das gerecht zu verteilen, aber es muss eben jetzt jeder ein bisschen verzichten, damit die Ware nun für 1000 statt 500 Leute reicht. Da müssen jetzt alle etwas bescheidener sein", erklärt Kroos gegenüber inFranken.de.

Möglichkeiten zu helfen gebe es immer. "Gutscheine für Lebensmittel sind immer gut", sagt Kroos. Dazu könne man einfach einen Gutschein im nächsten Supermarkt kaufen und abgeben. "Wir fahren die Märkte ja eh ab und können dann eben auch Ware dazukaufen." Geldspenden nutze man vor allem für die normalen Infrastrukturkosten wie Sprit oder Strom. "Lebensmittel einkaufen und lagern ist nämlich nicht billig."