Coburger radeln von Küste zu Küste durch die USA

3 Min
Jubel "on the Road", die ersten 1000 Kilometer sind geschafft. Tobias (zweiter von rechts) begleitet die drei Freunde ein Stück. Foto: privat
Jubel "on the Road", die ersten 1000 Kilometer sind geschafft. Tobias (zweiter von rechts) begleitet die drei Freunde ein Stück. Foto: privat

Coast to Coast sind Basti, Albert und Flo 6000 Kilometer quer durch die USA mit dem Fahrrad unterwegs.

Mag auch immer wieder etwas nicht so klappen wie sie es sich gewünscht hätten, sind die drei Radler aus dem Coburger Land noch immer ungebrochenen Mutes unterwegs von der US-West- zur Ostküste. Immerhin haben sie jetzt die einsamste Straße der USA, den Highway 50, hinter sich gelassen.
1986 schreibt das Live Magazin über diese Route "Dort ist nichts. Es gibt keine interessanten Plätze zu begutachten. (...) Wir warnen alle Autofahrer nicht diese Straße zu fahren, sagt ein AAA Vertreter, außer sie haben außerordentliche Überlebensfähigkeiten." Diese Fähigkeiten haben die drei Jungs offenbar bewiesen.
Nach dem wegen einer Panne verspäteten Start in Carson City schafften "Bergschlange" Basti, "Stahlwade" Albert und Flo die 100 Kilometer nach Fallon recht flott, wo sie wieder eine Gelegenheit zum "Couchsurfing" fanden. Steven Christie stellte ihnen ein Wohnmobil für die Nacht zur Verfügung.
Am Abend gab es handgemachte Country Musik und Whiskey und nach dem Frühstück am folgenden Morgen durften alle noch mit Colt und Shotgun auf Büchsen ballern - Amerika eben.


Getöse von "Top Gun"

Noch eine Weile begleitete sie am Dienstag das Getöse von Kampfjets. Fallon ist der Standort der Naval Airbase "Top Gun". Dass sich an Alberts betagtem Peugeot-Fahrrad eine Speiche verabschiedet, ist fast schon nichts Neues mehr. Die häufigen Reparatur-Pausen beginnen zu nerven. Dazu kommen rücksichtlose Lkw-Fahrer, die mit ihren fetten Trucks beängstigend nah an den Radlern vorbei rauschen.
Die Landschaft ist trocken und die Straße, die sie nach Middlegate bringen soll, schnurgerade und endlos. Der Ort erweist sich als ein einziges Gebäude, eine kleine Bar, die den Tourern aber sehr willkommen ist, denn der Hunger ist groß. Zehn Kilometer weiter schlagen sie in der Prärie ihre Zelte auf. In der Nacht jaulen die Kojoten und am Morgen steht plötzlich ein Wildpferd auf dem Hügel. Dann geht es weiter auf der einstigen Route des "Pony-Express". Der New Pass und der Mount Airy Summit wollen überwunden werden, und die Tour wird zur Quälerei. Doch schließlich erreichen sie den Ort Austin.


6000 Kilometer zu Fuß

Ihre Zimmernachbarin beeindruckt sie nicht wenig. Sie läuft den Trail "Coast to Coast", um auf die Posttraumatische Bewusstseinsstörung aufmerksam zu machen, die viele Soldaten im Kriegseinsatz erleiden. Ihr Bruder ist betroffen.
Donnerstag steht das 111 Kilometer entfernte Eureka auf dem Plan. Der Morgen überrascht sie mit Schneefall. Die Stimmung ist getrübt, als sie den 2286 Meter hohen Austin Summit in Angriff nehmen und gleich danach den Hickison Summit. Doch dann notiert Flo in den Reiseblog: "Was dann folgte war der Wahnsinn, wir flogen regelrecht nach Eureka!" Rückenwind in Sturmstärke hilft ihnen voran.


Westernstadt Eureka

In dem Ort, der Mitte des 19. Jahrhunderts wegen Silbervorkommen boomte, beziehen sie wegen des Wetters lieber wieder ein Motel. Eureka wirkt wie eine verlassene Westernstadt. Beim Start am Freitag ist es noch einmal kälter geworden und es schneit wieder. Der eisige Seitenwind weht sie ab und zu tatsächlich von der Fahrbahn. So stoppen sie schon nach 68 Kilometern und schlagen ihre Zelte im Illipah Reservoir auf.
Pech, dass die vermeintlichen Dosen Spagetti als reine Soße entpuppen - ein Verpflegungsdefizit tut sich auf. Also nichts wie weiter bis Ely! Das erreichen sie am Samstag, 16. April. Alberts Rad wird wieder einmal repariert.


Einsamkeit hat einen Namen

In Ely treffen sie Tobias. Der junge Deutsche ist alleine Coast to Coast unterwegs, hat sich aber eine etwas andere Route ausgesucht. Ein Stück weit geht es aber erstmal zu viert weiter. Baker heißt das Ziel am Sonntag. Damit wäre die "Lonliest Road" geschafft. Über den Connors Pass geht es ins Spring Valley. Das Tal zieht sich und der Wind kommt den Radlern stramm entgegen. Doch dann erreichen sie Baker und notieren: "Es ist der verlassenste Ort auf dem Highway 50." Gerade 60 Seelen zählt Baker, aber es gibt einen Campingplatz und es gibt Grund zu feiern. Die ersten 1000 Kilometer sind geschafft. 10 000 Höhenmeter sind verbucht und die "Loneliest Road" liegt hinter ihnen. Außerdem hat Flo jetzt auch seinen "Tournamen" bekommen. Wegen seines tapferen Radelns in der Trockensteppe heißt er fortan "Wüstenfuchs". Als sie am Montagmorgen für die Etappe einkaufen wollen, stellen sie fest, dass der einzige Laden von Baker um 10 Uhr bereits wieder geschlossen hat.
Vorbei an Skeletten und Kadavern am Straßenrand geht es über drei Pässe 135 Kilometer nach Milford. Sie überschreiten dabei die Grenze nach Utah und somit auch die Grenze zur nächsten Zeitzone. Sie hoffen, bald ein neues Hinterrad für Albert zu ergattern. In Milford bekommen die drei dann erstmals ein Quartier über "warmshower.org", eine ähnliche Aktion wie Couchsurfing, aber speziell auf Radfahrer ausgerichtet.
Zuhause warten wieder alle auf weitere Berichte der Abenteurer. Wer ihre Erlebnisse im Internet verfolgen möchte, findet ihre Aufzeichnungen unter 6000km90tage.de