Thomas Apfel (WPC) sieht eine große Chance in einem zerklüfteten Stadtrat. Künftig wünscht er sich, dass die Vernunft und der gesunde Menschenverstand regieren.
Ein entspannter Spaziergang rund um den Goldbergsee, bei dem auch noch die Sonne lacht. Das hätte sich Thomas Apfel gewünscht. Doch das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Ein scharfer Wind bläst uns um die Ohren und schließlich spricht und schreibt es sich am gemütlichen Esstisch bei einer Tasse Kaffee besser.
Empathie zeigen, Atmosphäre schaffen, nach Alternativen suchen, das ist sein Ding. Er weiß, dass er das Zeug dazu hat, Menschen da abzuholen, wo sie stehen. Weiß, wie und wo er fragen muss, um passende Antworten zu bekommen. Das habe ihm sein Job gelehrt, sagt der gelernte Hörfunkredakteur. Am 15. März möchte er Oberbürgermeister von Coburg werden.
Bis es soweit ist, muss er jedoch selbst erst mal Fragen beantworten: im Gespräch mit Bürgern, bei Podiumsdiskussionen oder gegenüber Kollegen, die ihm auf den Zahn fühlen. Mit welchen Pfunden will er wuchern? Ein Journalist ohne große Erfahrung mit der Verwaltung oder in Rechtsfragen.
Für Thomas Apfel sind das keine Grundvoraussetzungen. Gesunder Menschenverstand, Leidenschaft und die Gabe, die richtigen Menschen miteinander zu vernetzen, Fachleute zu Rate zu ziehen und Ziele konsequent zu verfolgen, sind dem Teamplayer wichtiger als eine Parteizugehörigkeit und Paragrafenreiterei.
Es sei vermessen zu glauben, dass ein Oberbürgermeister alle komplexen Themen perfekt beherrschen könnte. Beispiel Regiomed. Der OB sei ein gewählter Volksvertreter und er sehe seine Aufgabe darin, die richtigen Experten einzubinden.
"Ich bin kein Teil des Systems", sagt der parteilose Apfel, der für die Wählergemeinschaft Pro Coburg seinen Hut in den Ring geworfen hat. Er stehe für den Neuanfang, den Coburg so dringend brauche. Zu wenig habe sich in den vergangenen Jahren unter der SPD-Führung bewegt. Nichts sei in den letzten sechs Jahren vorangebracht worden. "Wenn man etwas möchte, sucht man Lösungen. Wenn man etwas nicht will, Gründe!" In Coburg habe sich die "Ja, aber"-Mentalität breit gemacht. Klare Zielen würden fehlen. Es werde verwaltet, nicht gestaltet.
Auch die "Schwarmstadt", wie von der CSU ausgerufen, nennt er einen "Quatsch". "Wir müssen an die Leute denken, die hier leben." Bürgernähe ist Apfel wichtig. Seit 30 Jahren gebe es keine Bürgersprechstunde mehr. Das würde er als OB als erstes einführen. Und eine Task Force aus Vertretern der Autoregion, um den Standort Coburg auf Dauer zu sichern. "Wir sind nun mal abhängig von der Automobilbranche. Da müssen Expertenrunden über mögliche Folgen und Alternativen diskutieren." Der regelmäßige Austausch mit der Hochschule, der bislang nicht stattfindet, sei dringend notwendig. "Wie kann es sein, dass in keinem touristischen Flyer der Stadt Coburg die Hochschule auftaucht?", fragt er verwundert.