Coburger OB-Kandidaten im Portrait: Thomas Apfel

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Hier kann er entspannen: Für den Rundweg um den Goldbergsee hat Thomas Apfel auch die Patenschaft übernommen.Christiane Lehmann
Hier kann er entspannen: Für den Rundweg um den Goldbergsee hat Thomas Apfel auch die Patenschaft übernommen.Christiane Lehmann

Thomas Apfel (WPC) sieht eine große Chance in einem zerklüfteten Stadtrat. Künftig wünscht er sich, dass die Vernunft und der gesunde Menschenverstand regieren.

Ein entspannter Spaziergang rund um den Goldbergsee, bei dem auch noch die Sonne lacht. Das hätte sich Thomas Apfel gewünscht. Doch das Wetter machte uns einen Strich durch die Rechnung. Ein scharfer Wind bläst uns um die Ohren und schließlich spricht und schreibt es sich am gemütlichen Esstisch bei einer Tasse Kaffee besser.

Empathie zeigen, Atmosphäre schaffen, nach Alternativen suchen, das ist sein Ding. Er weiß, dass er das Zeug dazu hat, Menschen da abzuholen, wo sie stehen. Weiß, wie und wo er fragen muss, um passende Antworten zu bekommen. Das habe ihm sein Job gelehrt, sagt der gelernte Hörfunkredakteur. Am 15. März möchte er Oberbürgermeister von Coburg werden.

Bis es soweit ist, muss er jedoch selbst erst mal Fragen beantworten: im Gespräch mit Bürgern, bei Podiumsdiskussionen oder gegenüber Kollegen, die ihm auf den Zahn fühlen. Mit welchen Pfunden will er wuchern? Ein Journalist ohne große Erfahrung mit der Verwaltung oder in Rechtsfragen.

Für Thomas Apfel sind das keine Grundvoraussetzungen. Gesunder Menschenverstand, Leidenschaft und die Gabe, die richtigen Menschen miteinander zu vernetzen, Fachleute zu Rate zu ziehen und Ziele konsequent zu verfolgen, sind dem Teamplayer wichtiger als eine Parteizugehörigkeit und Paragrafenreiterei.

Es sei vermessen zu glauben, dass ein Oberbürgermeister alle komplexen Themen perfekt beherrschen könnte. Beispiel Regiomed. Der OB sei ein gewählter Volksvertreter und er sehe seine Aufgabe darin, die richtigen Experten einzubinden.

"Ich bin kein Teil des Systems", sagt der parteilose Apfel, der für die Wählergemeinschaft Pro Coburg seinen Hut in den Ring geworfen hat. Er stehe für den Neuanfang, den Coburg so dringend brauche. Zu wenig habe sich in den vergangenen Jahren unter der SPD-Führung bewegt. Nichts sei in den letzten sechs Jahren vorangebracht worden. "Wenn man etwas möchte, sucht man Lösungen. Wenn man etwas nicht will, Gründe!" In Coburg habe sich die "Ja, aber"-Mentalität breit gemacht. Klare Zielen würden fehlen. Es werde verwaltet, nicht gestaltet.

Auch die "Schwarmstadt", wie von der CSU ausgerufen, nennt er einen "Quatsch". "Wir müssen an die Leute denken, die hier leben." Bürgernähe ist Apfel wichtig. Seit 30 Jahren gebe es keine Bürgersprechstunde mehr. Das würde er als OB als erstes einführen. Und eine Task Force aus Vertretern der Autoregion, um den Standort Coburg auf Dauer zu sichern. "Wir sind nun mal abhängig von der Automobilbranche. Da müssen Expertenrunden über mögliche Folgen und Alternativen diskutieren." Der regelmäßige Austausch mit der Hochschule, der bislang nicht stattfindet, sei dringend notwendig. "Wie kann es sein, dass in keinem touristischen Flyer der Stadt Coburg die Hochschule auftaucht?", fragt er verwundert.

"Eine Sensation"

Umfrageergebnisse sahen Thomas Apfel vor Wochen als klaren Sieger aus der Wahl hervorgehen. Ihn, den jeder kennt, den bürgernahen, den Moderator. Natürlich fühlte er sich geschmeichelt, doch siegessicher gibt sich Apfel ganz und gar nicht. 20 Prozent wären eine Sensation. Schließlich sei er ein Neuling auf dem Gebiet - ohne politische Schwungmasse im Hintergrund.

Bei Radio Eins hat sich Thomas Apfel für die Zeit des Wahlkampfs beurlauben lassen. Nach der Wahl wird sich zeigen, auf welchem Stuhl er künftig sitzt. Sollte er nicht als OB, aber dennoch als Stadtrat gewählt werden, sieht er keine Gewissenskonflikte im Hinblick auf seinen unabhängigen Journalistenjob. "Das kann ich gut trennen", sagt er und verweist darauf, dass er das auch schon als derzeit ehrenamtlicher Kinderbeauftragte auf die Reihe bekomme.

Bunter Stadtrat

Apfel freut sich auf die kommenden sechs Jahre, in denen er seine Ideen einbringen und bestenfalls verwirklichen möchte - zusammen mit Pro Coburg, zusammen mit einem bunt zusammengewürfelten Stadtrat. Darin liege eine riesige Chance. "Wenn nicht mehr eine Partei die Mehrheit hat, sondern alle gemeinsam nach Lösungen suchen müssen, wenn es nur noch um die Idee und nicht mehr um die Partei geht!", sagt er und hofft, dass keine Fraktion über neun Sitze bekommt. Für Pro Coburg wünscht er sich sechs mit sich als Oberbürgermeister.

Über seine OB-Mitbewerber urteilt Thomas Apfel differenziert. Den "Wohnbauwahlkampf" von Christian Meyer (CSU) nennt er "verwerflich", da Meyer seinen Chefposten bei der Wohnbau nicht ruhen lässt. Ina Sinterhauf (Grüne) bezeichnet er "einen hellen, klaren Kopf". Sie könnte er sich gut als Zweite Bürgermeisterin vorstellen. Als dritten sieht Apfel Dominik Sauerteig (SPD), der seit sechs Jahren im Stadtrat sitzt - auch, wenn außer "Rettet den Rosengarten" bisher nicht viel von ihm zu hören gewesen sei. Grundsätzlich zollt er allen Respekt, die Verantwortung für diese Stadt übernehmen wollen.

Zur AfD hat Apfel eine klare Meinung: "Wenn die AfD einen Sitz im Stadtrat ergattert, besteht der Stadtrat leider nur aus 39 statt aus 40 Sitzen, denn die AfD ist keine demokratische Partei."

In zehn Jahren wieder hier: Thomas Apfels Vision von "Coburg 2030"

"2030 leben jung und alt perfekt in einer klimaneutralen Stadt zusammen. Ich wünsche mir, dass die heimische Wirtschaft floriert und wir zusammen mit dem Landkreis das erste gemeinsame Gewerbegebiet einweihen. Es gibt eine gemeinsame Wirtschaftsförderung - ohne Kirchturmdenken. Das neue Klinikum wird eingeweiht und Regiomed ist Vorzeigemodell. Menschen aus nah und fern kommen, um ins Globe zu gehen, und das Landestheater ist fast fertig saniert. Das kostenlose Seniorenticket ist ein voller Erfolg, Radfahren keine Nahtoderfahrung mehr. Im Stadtrat herrscht eine gutes Klima - ganz unabhängig von der Parteizugehörigkeit. "

Zur Person

Thomas Apfel, 47 Jahre, verheiratet, eine Tochter, Hörfunkredakteur bei Radio Eins (zur Zeit beurlaubt), Kinderbeauftragter der Stadt, kandidiert für die Wählergemeinschaft Pro Coburg.