Coburger Medienpreis: Tageblatt-Journalistinnen räumen ab

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Julia Scholl (links) und Cindy Dötschel wurden mit dem Coburger Medienpreis ausgezeichnet.
Julia Scholl (links) und Cindy Dötschel wurden mit dem Coburger Medienpreis ausgezeichnet.
Julia Scholl, Cindy Dötschel

Der Coburger Medienpreis wurde zum achten Mal vergeben - diesmal in Form einer virtuellen Feier. Beim Coburger Tageblatt arbeiten gleich zwei Preisträgerinnen.

Der "Coburger Medienpreis 2020" wurde vergeben. Pandemiebedingt wurden die sechs Auszeichnungen diesmal nicht bei einer großen Gala, sondern virtuell verliehen. Das Tageblatt hatte doppelt Grund zur Freude: Redakteurin Cindy Dötschel gewann mit ihrer Reportage über eine an einer Fettverteilungsstörung leidende junge Frau den Medienpreis in der Kategorie "Nachwuchs/Oberfranken". In der Kategorie "Nachwuchs/national" ging der Preis an Professor Janis Brinkmann und dessen Projektgruppe der Hochschule Mittweida für das Digitalprojekt "Sturm über Chemnitz". Der Projektgruppe gehörte auch Volontärin Julia Scholl an, die außerdem mit ihrer Multimedia-Story "Auf der Walz" in der Kategorie "Nachwuchs/Oberfranken" nominiert war. Im Gespräch tauschen sich Cindy Dötschel und Julia Scholl über den Entstehungsprozess ihrer prämierten Beiträge aus.

Julia Scholl: Du hast dir ein sehr sensibles Thema ausgesucht - wie bist du auf die Geschichte gekommen?

Cindy Dötschel: Eine Freundin war betroffen. Als wir Ende 2019 einen Kaffee getrunken haben, hat sie mir von der geplanten Operation erzählt. Und davon, dass die Krankheit vielen kein Begriff ist. Sie ist auch die Protagonistin meiner Reportage. Damals war ich im Ramen meines Volontariats gerade für den Fränkischen Tag Kronach tätig. An dem Multimediaprojekt "Sturm über Chemnitz" habt ihr sechs Monate gearbeitet - wie lief das ab?

Julia Scholl: Nachdem der Fall Daniel Hillig im August 2018 in Chemnitz für Aufsehen gesorgt hat, wollten wir das Thema in unserem Journalismus-Seminar ein Jahr später neu aufrollen. Also hat das ganze Team, bestehend aus 17 Studierenden, angefangen zu recherchieren. Wir haben mit Zeugen, Demonstranten und Personen aus der linken und rechten Szene gesprochen und Artikel gewälzt. Am Ende haben wir alle Fäden zusammengezogen und die Ergebnisse auf der Website publiziert. Was wolltest du mit deiner Reportage erreichen?

Cindy Dötschel: Die Krankheit bekommt in der Gesellschaft zu wenig Aufmerksamkeit - obwohl viele Frauen davon betroffen sind, ohne es zu wissen. Meine Protagonistin ist das beste Beispiel dafür. Mit meiner Reportage wollte ich erreichen, dass die Fettverteilungsstörung bekannter wird. Wenn nur eine erkrankte Frau den Text gelesen hat und daraufhin gezielt behandelt werden konnte, hat sich der Aufwand gelohnt. Mit deiner Multimedia-Story "Auf der Walz" (zu finden in den Story-Highlights) hast du auch ein Thema aufgegriffen, von dem viele nichts wissen. Um was genau ging es?

Julia Scholl : Früher sind Handwerker nach der Lehre losgezogen und haben in der Fremde neue Erfahrungen gesammelt. Das ist die Walz, auch Tippelei oder Wanderschaft genannt. Mit der Zeit ist das in Vergessenheit geraten. Vivian Kretzschmar und ich wollten mit unserer Multimedia-Story einem jungen Publikum diese Tradition nahe bringen.Warst du überrascht, dass du gewonnen hast?

Cindy Dötschel: Ich hatte die Reportage letztes Jahr im Januar eingereicht. Weil die Gala durch Corona mehrmals verschoben wurde, kam die Nachricht erst vor wenigen Wochen. Ich war ziemlich überrascht und habe mich natürlich sehr gefreut. Der Coburger Medienpreis ist mein erster Journalistenpreis. Über welches Medium habt ihr das junge Publikum erreicht?

JuliaScholl: Ich habe mit einigen Freunden drei Jahre lang das Nachrichtenportal "Light up!-News" auf Instagram aufgebaut. Vivian und mir war von Anfang an klar, dass wir die Story in den Sozialen Medien publizieren, weil dort eine junge Zielgruppe unterwegs ist. Also haben wir das Thema mit Audios, Videos und vielen Bildern unterfüttert und auch Interaktionen wie Quizes eingebaut. Uns haben danach viele begeisterte Nachrichten erreicht.