Fällt der verkaufsoffene Sonntag kurzfristig aus? Regierung verkündet mit Spannung erwartete Entscheidung

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Coburger Klößmarkt 2022: Fällt der verkaufsoffene Sonntag kurzfristig aus? Entscheidung steht fest
Der verkaufsoffene Sonntag findet laut Planung am 4. September zwischen 13 und 18 Uhr in der Coburger Innenstadt statt. Verdi will dies allerdings verhindern.
Coburger Klößmarkt 2022: Fällt der verkaufsoffene Sonntag kurzfristig aus? Entscheidung steht fest
Stadt Coburg
Coburger Klößmarkt 2022: Verdi will verkaufsoffenen Sonntag verhindern - und schaltet Regierung ein
Impressionen vom Coburger KlößmarktFoto: Christian Dreßel
Coburger Klößmarkt 2022: Verdi will verkaufsoffenen Sonntag verhindern - und schaltet Regierung ein
Christian Dreßel (Archivbild)

Verdi will den für das Wochenende geplanten verkaufsoffenen Sonntag in Coburg verhindern. Kurz vor dem Klößmarkt hat die Gewerkschaft bei der Regierung von Oberfranken eine Aufsichtsbeschwerde gegen die Stadt eingereicht.

  • Coburger Klößmarkt 2022: Verdi will verkaufsoffenen Sonntag (4. September 2022) stoppen
  • Gewerkschaft wendet sich an Regierung ein - Aufsichtsbeschwerde gegen Stadt eingereicht
  • Klößmarkt-Sonntag soll laut Citymanagement erstmals "zum Einkaufen und Bummeln" genutzt werden

Muss der für das kommende Wochenende geplante verkaufsoffene Sonntag (4. September 2022) in Coburg kurzerhand abgesagt werden? Die Gewerkschaft Verdi will genau das erreichen. Wenige Tage vor dem diesjährigen Coburger Klößmarkt hat Verdi bei der Regierung von Oberfranken eine Aufsichtsbeschwerde gegen die Stadt Coburg eingereicht. Gewerkschaftssekretär Paul Lehmann nennt gegenüber inFranken.de gleich mehrere Gründe für den drastischen Schritt. Der Pressesprecher der Stadt bezeichnet Verdis Vorgehen indes als "höchst fraglich".

Coburger Klößmarkt 2022: Verkaufsoffener Sonntag in Gefahr? Verdi mit drastischem Schritt

Das Coburger Citymanagement kündigte Anfang August in einer Mitteilung zum Coburger Klößmarkt 2022 einen vollkommen neuen verkaufsoffener Sonntag an - mit dem Titel "Sonntagsspektakel". Das Besondere: "Erstmals in diesem Jahr kann der Klößmarkt-Sonntag zum Einkaufen und Bummeln genutzt werden". Zahlreiche Coburger Einzelhändler hätten "verlockende Angebote" für ihre Kunden vorbereitet, erklärt das Citymanagement.

"Attraktive Rabattaktionen und außergewöhnliche Überraschungen" sollen demnach die Besucher in die Geschäfte locken. Der verkaufsoffene Sonntag findet laut Planung am 4. September zwischen 13 und 18 Uhr in der Coburger Innenstadt statt. Der Bezirk Oberfranken-West von Verdi hat am 19. August gleichwohl die Regierung von Oberfranken dazu aufgerufen, das angekündigte "Sonntagspektakel" zu verbieten.

"Dafür gibt es mehrere Gründe", erklärt Gewerkschaftssekretär Paul Lehmann am Dienstag (30. August 2022) im Gespräch mit inFranken.de. Einer der Vorwürfe: Die Gewerkschaft sei im Vorfeld der Verordnung zur Sonntagsöffnung nicht angehört worden, obwohl dies eigentlich so geregelt sei. "Wir konnten uns also leider nicht äußern", beklagt Lehmann. 

Gewerkschaft nennt Gründe für Beschwerde - Stadt spricht von vorliegendem "Dissens"

Ein Hauptfaktor für die erlassene Beschwerde gegen die Stadt ist laut Verdi das Personal der betroffenen Geschäfte. "Die Vereinbarung von Familie und Beruf wird durch verkaufsoffene Sonntage sicher nicht besser, um es einmal vorsichtig auszudrücken", gibt der Gewerkschaftssekretär zu bedenken. Louay Yassin, Pressesprecher der Stadt Coburg, erklärt in Bezug auf die getroffene Maßnahme: "Es ist das gute Recht von Verdi, Beschwerde zu führen." Er betont zugleich: "Oberbürgermeister Dominik Sauerteig findet Arbeitnehmerschutz ebenso wichtig wie die Gewerkschaft."

Vonseiten der Stadt vermisst Lehmann ferner eine Prognose, wie viele Besucher am verkaufsoffenen Sonntag erwartet werden. "Hier geht es nicht primär um die Versorgungsbefriedigung", betont der Verdi-Funktionär. Als weiteres Gegenargument für die geplante Verkaufsveranstaltung nennt er die gegenwärtige Energiekrise. "Die Politik kündigt einerseits Energiesparmaßnahmen an", hält Lehmann fest. Dazu stehe ein verkaufsoffener Sonntag im Widerspruch. "Hier ist es ja nur logisch, dass zusätzliche Energie verbraucht wird."

Als weiteren Kritikpunkt nennt der Gewerkschaftssekretär einen "Verdrängungswettbewerb" größerer Betriebe zum Nachteil kleinerer, die am Sonntag nur bedingt Mitarbeiter abstellen könnten. Coburgs Stadtsprecher Yassin spricht dagegen von einem "Dissens", was den Sachverhalt anbelangt. "Es sind nicht alle Geschäfte in Coburg offen, wie Verdi behauptet, sondern ausschließlich die im Innenstadtbereich." Die von Verdi vermisste Besucherprognose sei derweil aus Pandemiegründen nicht möglich gewesen. "Eine Passantenfrequenzmessung konnte nicht erstellt werden, da der Klößmarkt in den vergangenen zwei Jahren aufgrund von Corona nicht stattfinden konnte." Eine entsprechende Messung werde dieses Jahr erstellt, kündigt Yassin an.

Stadtsprecher nennt Verdi-Vorgehen "höchst fraglich" - Regierung gibt Entscheidung bekannt

Am Vorgehen von Verdi übt der Stadtsprecher derweil deutliche Kritik. "Auf der politischen Ebene ist es meines Erachtens höchst fraglich, was Verdi macht", erklärt Yassin. "Es geht definitiv nicht darum, alle Monate einen verkaufsoffenen Sonntag zu veranstalten, sondern einmal im Jahr." Gerade vor dem Hintergrund von Corona-, Ukraine- und Energiekrise sowie der massiven Zunahme des Onlinehandels drohten viele Läden endgültig zuzumachen. "Die Städte veröden. Das bedeutet auch Arbeitsplatzverlust", betont Yassin.

Die Stadt Coburg bemühe sich "in hohem Maße" darum, die Innenstadt zu stärken und somit indirekt auch Arbeitsplätze zu erhalten. Das Fazit des Stadtsprechers: "Ein 'Kreuzzug' gegen verkaufsoffene Sonntage wird - wie alle Kreuzzüge - nur Verlierer hinterlassen." Letztlich sei nun die Regierung von Oberfranken am Zuge, zu entscheiden, "ob ein sehr moderater und unserer Meinung regelkonformer Umgang mit verkaufsoffenen Sonntagen eine Aufsichtsbeschwerde rechtfertigt oder nicht". 

Die Regierung hat inzwischen entschieden, ob der verkaufsoffene Sonntag im Rahmen des Klößmarkts am 4. September stattfinden kann. "Nach Prüfung des Sachverhalts kommen wir zu dem Ergebnis, dass rechtsaufsichtliche Maßnahmen gegen die sonntägliche Ladenöffnung in der Stadt Coburg am 04.09.2022 nicht veranlasst sind", teilt Sabine Kerner, Pressesprecherin der Regierung von Oberfranken, am Mittwoch (31. August 2022) inFranken.de auf Anfrage mit. 

Verkaufsoffenen Sonntag bekommt grünes Licht - Läden dürfen wie geplant öffnen

Um eine sonntägliche Ladenöffnung zu rechtfertigen, muss der Regierung zufolge eine Veranstaltung der ausschlaggebende Grund für Innenstadtbesuche sein - und nicht die gleichzeitig geöffneten Geschäfte. Heißt im Klartext: Der verkaufsoffene Sonntag in Coburg bekommt grünes Licht, kann also wie geplant zwischen 13 und 18 Uhr durchgeführt werden.

"Die sonntägliche Ladenöffnung ist räumlich auf die Verkaufsstellen in der Innenstadt begrenzt, wo auch der Klößmarkt und das Sonntagsspektakel veranstaltet werden", heißt es in der Begründung der Regierung. Die Stadt Coburg habe der Regierung von Oberfranken eine Prognose übermittelt, nach der allein für den Klößmarkt mit einem Besucheraufkommen von 7000 bis 8500 Personen gerechnet werde.

Klößmarkt und Sonntagsspektakel zusammen könnten demnach sogar 10.000 Menschen besuchen. "Insgesamt erscheint der Klößmarkt, begleitet vom Programm des Sonntagsspektakels, damit so attraktiv, dass die Veranstaltung selbst, nicht aber die geöffneten Läden, den hauptsächlichen Grund darstellen wird, die Innenstadt am Sonntag zu besuchen", konstatiert die Regierungssprecherin.

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