Als weiteren Kritikpunkt nennt der Gewerkschaftssekretär einen "Verdrängungswettbewerb" größerer Betriebe zum Nachteil kleinerer, die am Sonntag nur bedingt Mitarbeiter abstellen könnten. Coburgs Stadtsprecher Yassin spricht dagegen von einem "Dissens", was den Sachverhalt anbelangt. "Es sind nicht alle Geschäfte in Coburg offen, wie Verdi behauptet, sondern ausschließlich die im Innenstadtbereich." Die von Verdi vermisste Besucherprognose sei derweil aus Pandemiegründen nicht möglich gewesen. "Eine Passantenfrequenzmessung konnte nicht erstellt werden, da der Klößmarkt in den vergangenen zwei Jahren aufgrund von Corona nicht stattfinden konnte." Eine entsprechende Messung werde dieses Jahr erstellt, kündigt Yassin an.
Stadtsprecher nennt Verdi-Vorgehen "höchst fraglich" - Regierung gibt Entscheidung bekannt
Am Vorgehen von Verdi übt der Stadtsprecher derweil deutliche Kritik. "Auf der politischen Ebene ist es meines Erachtens höchst fraglich, was Verdi macht", erklärt Yassin. "Es geht definitiv nicht darum, alle Monate einen verkaufsoffenen Sonntag zu veranstalten, sondern einmal im Jahr." Gerade vor dem Hintergrund von Corona-, Ukraine- und Energiekrise sowie der massiven Zunahme des Onlinehandels drohten viele Läden endgültig zuzumachen. "Die Städte veröden. Das bedeutet auch Arbeitsplatzverlust", betont Yassin.
Die Stadt Coburg bemühe sich "in hohem Maße" darum, die Innenstadt zu stärken und somit indirekt auch Arbeitsplätze zu erhalten. Das Fazit des Stadtsprechers: "Ein 'Kreuzzug' gegen verkaufsoffene Sonntage wird - wie alle Kreuzzüge - nur Verlierer hinterlassen." Letztlich sei nun die Regierung von Oberfranken am Zuge, zu entscheiden, "ob ein sehr moderater und unserer Meinung regelkonformer Umgang mit verkaufsoffenen Sonntagen eine Aufsichtsbeschwerde rechtfertigt oder nicht".
Die Regierung hat inzwischen entschieden, ob der verkaufsoffene Sonntag im Rahmen des Klößmarkts am 4. September stattfinden kann. "Nach Prüfung des Sachverhalts kommen wir zu dem Ergebnis, dass rechtsaufsichtliche Maßnahmen gegen die sonntägliche Ladenöffnung in der Stadt Coburg am 04.09.2022 nicht veranlasst sind", teilt Sabine Kerner, Pressesprecherin der Regierung von Oberfranken, am Mittwoch (31. August 2022) inFranken.de auf Anfrage mit.
Verkaufsoffenen Sonntag bekommt grünes Licht - Läden dürfen wie geplant öffnen
Um eine sonntägliche Ladenöffnung zu rechtfertigen, muss der Regierung zufolge eine Veranstaltung der ausschlaggebende Grund für Innenstadtbesuche sein - und nicht die gleichzeitig geöffneten Geschäfte. Heißt im Klartext: Der verkaufsoffene Sonntag in Coburg bekommt grünes Licht, kann also wie geplant zwischen 13 und 18 Uhr durchgeführt werden.
"Die sonntägliche Ladenöffnung ist räumlich auf die Verkaufsstellen in der Innenstadt begrenzt, wo auch der Klößmarkt und das Sonntagsspektakel veranstaltet werden", heißt es in der Begründung der Regierung. Die Stadt Coburg habe der Regierung von Oberfranken eine Prognose übermittelt, nach der allein für den Klößmarkt mit einem Besucheraufkommen von 7000 bis 8500 Personen gerechnet werde.
Klößmarkt und Sonntagsspektakel zusammen könnten demnach sogar 10.000 Menschen besuchen. "Insgesamt erscheint der Klößmarkt, begleitet vom Programm des Sonntagsspektakels, damit so attraktiv, dass die Veranstaltung selbst, nicht aber die geöffneten Läden, den hauptsächlichen Grund darstellen wird, die Innenstadt am Sonntag zu besuchen", konstatiert die Regierungssprecherin.
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