Christel Rückert von der Coburger Initiative Ärzte im Congo beschreibt die Zustände im Krankenhaus in Kangu. Corona hat die Infrastruktur lahm gelegt.
"Alles, was wir in den vergangenen zehn Jahren aufgebaut haben und auf einem guten Weg schien, ist gefährdet." Christel und Klaus Rückert, die Gründer der Coburger Initiative für Ärzte im Congo, setzen angesichts der Auswirkungen von Corona gerade alle Hebel im Bewegung, um das Krankenhaus in Kangu am Leben zu erhalten. Von dort erreichte sie ein Hilferuf des Chefarztes, Dr. Innocent Kiluiba, der hier in Coburg gelebt hatte und sich als Priester von St. Augustin der Gemeinde immer noch verbunden fühlt.
In dem Krankenhaus, das seit 2010 von der Coburger Initiative finanziell und materiell unterstützt wird, fehlen nicht nur Masken für das Personal und die Patienten, es gibt auch keine Seife und Eimer mehr. Schwierig sei es, Proben von verdächtigen Fällen zu entnehmen und zur Analyse nach Kinshasa zu schicken. Die Infrastruktur sei komplett zusammen gebrochen, so Christel Rückert. Immer mehr mittellose Patienten füllen die Krankenzimmer. Das Krankenhaus mit seinen 60 Beschäftigten versorgt eine Region so groß wie Oberfranken.
In einem Pfarrbrief wandte sich deshalb auch schon die Pfarrgemeinde St. Augustin an ihre Mitglieder. "Wir durchqueren wirklich die Wüste, wo wir alles oder fast alles vermissen", wird darin Dr. Kiluiba zitiert.
Karlheinz Rebhan, ehemaliger Studiendirektor und Schriftführer des Vereins, erzählt von den schwierigen Umständen, in denen die Menschen im Kongo leben, aber er berichtet auch von ihrem Ideenreichtum, ihrer Motivation und ihrer zunehmenden Emanzipation im Hinblick auf Eigenverantwortung - ob beim Bau einer Duschanlage oder der Beschaffung eines eigenen Ultraschallgerätes.
Jüngstes Projekt, das der Verein vorantreibt, ist die Weiterbildung von arbeitslosen Abiturienten, die die Leitung der heimischen Höfe übernehmen sollen, um dort erfolgreich zu wirtschaften.
Der Verein möchte in der aktuellen Corona-Situation Soforthilfe leisten, legt aber grundsätzlich Wert auf Projekte, die den Menschen ermöglichen langfristig in ihrer Heimat zu bleiben und ihr Land voran zu bringen. "Wir wollen durch unsere Aktivitäten Bedingungen schaffen, die den Menschen ein würdevolles Leben ermöglichen", fasst Christel Rückert zusammen. Von jährlichen Besuchen im Kongo und vielen abenteuerlichen Reisen durchs Land weiß sie um die Mentalität und die Umstände, in denen die Ärmsten der Armen leben. Wenn sie von einem Krankenhaus erzählt, in dem die Menschen in verdreckten Betten gesund werden sollten, kommen ihr noch heute die Tränen.
Frauen und Kindern helfen
Umso glücklicher ist sie über die Erfolge im Krankenhaus Kangu, mit dem Regiomed einen Kooperationsvertrag geschlossen hat. Coburger Krankenhausbetten wurden bereits gespendet, Ärzte kommen fürs Praktikum ans Klinikum.