Coburger Haus- und Fachärzte brauchen Hilfe

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Die Haus- und Fachärzte in Coburg im Gespräch mit Gesundheitsministerin Melanie Huml und MdB Hans Michelbach (beide CSU).Christiane Lehmann
Die Haus- und Fachärzte in Coburg im Gespräch mit Gesundheitsministerin Melanie Huml und MdB Hans Michelbach (beide CSU).Christiane Lehmann

Die Coburger Haus- und Fachärzte machten am Mittwoch Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) auf den enormen Handlungsbedarf aufmerksam.

Die medizinische Versorgung des Coburger Landes stellt eine enorme Belastung für die niedergelassenen Haus- und Fachärzte dar. Im Gespräch mit Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) forderten die Mediziner am Mittwoch weniger Bürokratie, mehr Freiheiten und eine noch größere Förderung des Nachwuchses. "Wir sitzen alle in einem Boot", betonte Thomas Scheller.
Der Vorsitzende des Hausarztvereins Coburg Stadt und Land freute sich, dass die Ministerin ein offenes Ohr für die Belange seiner Kollegen hat. Wie Kinderarzt Matthias Zimmer, auf dessen Initiative das Gespräch zustande kam, betonte, bestehe erheblicher Handlungsbedarf, da die Ärzte einer enormen Belastung ausgesetzt seien.
Seit 1. Juli unterstützen die niedergelassenen Hausärzte die Kinderärzte beim Bereitschaftsdienst, weil er sonst nicht mehr angeboten werden könnte.
Melanie Huml diskutierte mit den Ärzten kritisch sowohl über die aktuelle Bereitschaftsplanung, in die die Kinderklinik bisher nicht mit einbezogen werden konnte, als auch über den fehlenden Nachwuchs im niedergelassenen Bereich. Sie stellte mehrere Ansätze vor, die in Bayern dem entgegenwirken sollen. So wurde in Augsburg eine neue medizinische Fakultät mit 252 Studienplätzen eingerichtet. Außerdem gebe es Stipendien für Ärzte, die sich im ländlichen Bereich niederlassen wollen. Eine Nachwuchsförderung in Höhe von 60 000 Euro ist möglich, wenn sich ein junger Arzt in einer Kommune mit unter 20 000 Einwohnern eine Praxis einrichtet.
Unabhängig davon spielten in der Diskussion auch so genannte medizinische Versorgungszentren eine Rolle. Zum einen sei es verständlich, dass die junge Ärztegeneration immer mehr gemeinschaftlich arbeiten möchte, zum anderen sei es wünschenswert, dass sich mehr Hausärzte niederlassen. Helmut Keller vom Facharztverein sprach sogar davon, dass medizinische Versorgungszentren freiberufliche Ärzte in ihrer Existenz gefährden würden. "Der Facharzt ist ein förderungswürdiger und schützenswerter Beruf", unterstrich Keller. Er wünscht sich eine andere Gewichtung, schließlich habe der Facharzt im ländlichen Raum auch viel mehr zu tun als der in (beispielsweise) München, meinte er.
Bundestagsabgeordneter Hans Michelbach (CSU) machte sich in dem Austausch für mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit bei den niedergelassenen Ärzten stark. Grundsätzlich würde eine freiberufliche Tätigkeit immer bessere Ergebnisse bringen. Vehement kritisierte er die angedachte Bürgerversicherung, nannte sie eine Milchmädchenrechnung. Auch wenn die Bürgerversicherung als Allheilmittel angepriesen werden, er sei sich sicher, dass es damit keinem Patienten besser gehe.