Coburgs Einzelhandel soll fit gemacht werden für die digitale Welt. Dazu finden Schulungen von Stipendiaten statt.
Den ganzen Montagvormittag führte die Jury Gespräche mit den Bewerbern: Elf Einzelhändler aus der Stadt und ein Einzelhändler aus Neustadt bewarben sich für die kostenlose Teilnahme an einem Online-Camp, das den Handel fit machen soll für die digitale Welt. Den Strukturwandel als Chance zu begreifen, das ist eines der erklärten Ziele des Schulungsprojektes Co:Handel(n).
Auf die zehn im Speed-Dating ausgewählten Stipendiaten kommen nun sechs Monate harte Arbeit zu: In zahlreichen Seminaren lernen sie alles über die digitale Welt. Neben einer Jahresmitgliedschaft bei GoCoburg, dem Online-Portal der Einzelhändler der Stadt Coburg, deckt das Online-Camp umfassende Themenbereiche ab. Themen wie Medienkompetenz und -strategie, bei der auch Partner wie das Coburger Tageblatt und Radio I kompetente Unterstützung anbieten, Text- und Bilderstellung für die Onlinemedien oder die Umsetzung digitaler Vermarktungsbausteine werden von sachverständigen Mitgliedern vermittelt. "Auch Bausteine wie Filme, Videos und Kanäle wie Youtube werden angesprochen", erläutert Citymanager Jörg Hormann, der zusammen mit Karin Engelhardt von der Stabstelle E-Government und Andreas Kücker, dem Geschäftsleiter von Zukunft.Coburg.Digital, dem Projektteam angehört.
Etliche Fachleute sind mit dabei
Schlagworte wie Storytelling - dem Einzelhandel und seinen Produkten ein Gesicht, eine greifbare Geschichte und Identifikation zu geben, mit der sich der Kunde verbunden fühlt, gehören ebenfalls zum Werkzeug eines onlinekompetenten Einzelhandels. So sieht es der Citymanager und erläutert, was es mit dem letzten, äußerst arbeitsintensiven Baustein auf sich hat , dem sogenannten Cross-Chanel-Check. Dabei werden die mit im (Projekt-)Boot sitzenden Fachleute aus Wirtschaftsförderung, E-Government, Citymanagement, Hochschule, Onlineprofis und Marketingspezialisten sowie Medienprofis den Einzelhandel evaluieren. Dabei werde intensiv hinter die Kulisse des jeweiligen Unternehmens geschaut und viele Gespräche würden mit Mitarbeitern geführt, so Hormann. Bis zum Juni 2018 erarbeitet die Kommission auf diese Weise individuelle Handlungsempfehlungen für die jeweiligen Stipendiaten, die dann natürlich auch umgesetzt werden sollten.
Rund 4500 Euro ist das Paket jeweils wert, für das sich die Einzelhändler bewerben konnten. Den Großteil, rund 30.000 Euro, so Hormann, steuern Sponsoren bei, und auch im Budget des Citymanagements seien dafür Kapazitäten geschaffen worden. Mit dem Projekt erarbeitet sich Coburg als digitale Einkaufsstadt einen weiteren Sektor in der Unterstützung des Einzelhandels im Online-Bereich. Die Bemühung Coburgs für den Einzelhandel blieben auch andernorts nicht unbemerkt, sagte Oberbürgermeister Norbert Tessmer bei der Übergabe der Urkunden an die Stipendiaten. Er sei letzten Samstag in Passau gewesen. Bei der Vorstellung der Bürgermeister sei Coburg als Vorzeigestadt präsentiert worden: "Wir müssen etwas für den Einzelhandel tun, da schauen wir nach Coburg", habe es geheißen. "Unsere Aktionen strahlen ins Land hinein", lobte Tessmer.
Eine hochkarätige Jury aus den Kategorien Kreativdesign, Storytelling und Standortmarketing habe sich die Auswahl der Stipendiaten, die sich nach der Auftaktveranstaltung am 13. September bewerben konnten, nicht einfach gemacht, sagte Zweite Bürgermeisterin Birgit Weber. Zur Jury gehörten neben der Stadtkultur Netzwerk Bayerischer Städte, der Sparkasse Coburg-Lichtenfels, der Hochschule und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft zudem das Coburger Tageblatt. Und auch wenn zwei Bewerber draußen bleiben mussten: "Es gibt keine Verlierer, nur Gewinner", stellte Weber fest, "wir haben alle etwas hinzugelernt."
Hintergrund:
2016 wurde Coburg neben Günzburg und Pfaffenhofen zur Modellstadt der bayerischen Initiative "Digitale Einkaufsstadt". Dazu gehört das Portal GoCoburg, auf dem sich mittlerweile 51 Händler und Dienstleister darstellen. Bis zum 30. September hatten Unternehmen aus Stadt und Landkreis Coburg Zeit, sich für ein Stipendium im Rahmen dieser Initiative zu bewerben. Es gingen mehr Bewerbungen ein als Plätze zur Verfügung standen. Die Jury musste eine Auswahl treffen. Die Stipendiaten sind:
Ulrike Altenhoven, Die Augenweide
Birgit Eibl, The Britisch Corner
Sabine Höll, Secondo Engelsservice
Gisela Pröls-Beck, Feuer-Werk
Carolin Räther, Optik Hoppe
Gabi Stahl, Juwelier Stahl
Jürgen Schkade, Orthopädie Schuhtechnik Schkade
Eva Wiesner, Foto Wiesner
Bernhard Zimmermann, Drogerie Zimmermann
Willi Zenzinger, Mineralien Zenzinger
"Wir müssen etwas für den Einzelhandel tun - da schauen wir nach Coburg" - soll das etwa ein Witz sein ? Storytelling wird den "Stipendiaten" beigebracht und der Citymanager - natürlich, wer auch sonst ? - will diese auf den Cross - Chanel - Check vorbereiten und irgendwann soll einmal der "onlinekompetente" Handel entstehen, aber das dauert natürlich noch eine Zeit und bis dahin müssen natürlich "Fachleute aus e - Government, Citymanager, Onlineprofis" das ganze Stipendium begleiten. Wenn ich dieses krause Gedröhn höre, wird mir wirklich ärgerlich zumute. Jeder Einzelhändler sollte doch wohl heutzutage das wissen, was bereits ein Schulkind zu wissen pflegt, nämlich das er gar nicht mehr anzufangen braucht, wenn er nicht auch auf diesem Wirtschaftssektor präsent ist. Citymanager et alii - wozu braucht es die ? Stellt das etwa ein Beschäftigungsprogramm für unausgelastete Personen da ? Merke: der Handel mache das, was er soll, nämlich den Kunden zufrieden zu stellen und darüber hinaus bleibe man uns vom Halse mit solch dummen Geschwätz. Was habe ich vom tollsten onlinekompetenten Handel, wenn auch der mir nur sagen kann: geht nicht, haben wir nicht, das wird teuer.