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Coburger Convent: OB wettert gegen "Demonstrationstouristen"


Autor: Daniel Krüger

Coburg, Freitag, 24. Mai 2024

Der Coburger Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) galt nie als Freund des jährlichen Convents. Doch bei einer Rede im Bierzelt fand er am Montag (20. Mai 2024) viele lobende Worte. Gleichzeitig wetterte er scharf gegen "Demonstrationstouristen".
Den Fackelzug (l.) sieht der Coburger Oberbürgermeister weiterhin kritisch. Doch der Hauptteil seiner Kritik galt heuer großen Teilen des Gegenprotests.


Der 156. Pfingstkongress des Coburger Convents ist vorbei. Am Dienstag (21. Mai 2024) ging die fünftägige Massenveranstaltung mit dem traditionellen Marktfest am frühen Nachmittag zu Ende. Der Convent, bestehend aus vielen verschiedenen Studentenverbindungen, sorgt auch über die Grenzen der Stadt hinaus jedes Jahr wieder für Aufmerksamkeit - allerdings nicht der guten Art. Denn Kritikern gilt das Riesen-Event als Trinkgelage mit fragwürdigen Ritualen und einer Nähe zu rechtem Gedankengut.

In den vergangenen Jahren kam es immer wieder zu Problemen mit betrunkenen Convent-Teilnehmern. Insbesondere beim Fackelmarsch am Pfingstmontag (21. Mai 2024) gehört gleichzeitig längst auch Gegenprotest zur Tradition in Coburg. Und der bleibt nicht immer friedlich: Heuer meldete die Polizei unter anderem einen Buttersäure-Anschlag, Sticker mit mutmaßlichen Gewaltaufrufen, Beleidigungen und Sachbeschädigungen. Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD), eigentlich bekannt als CC-Skeptiker, holte am Montag zu einer Kampfansage gegen "Demonstrationstouristen" aus. 

"Würde lieber Bier trinken": Oberbürgermeister wird in Convent-Bierzelt deutlich

Bei seiner Rede im Bierzelt am Anger in Coburg, in dem der Convent seinen Hauptversammlungsort während der Veranstaltung hat, sprach Sauerteig von einem "offenen und ehrlichen Austausch" mit den Verantwortlichen. Er appellierte erneut an den Verband, Veränderungen beim umstrittenen Fackelzug anzugehen. Angesichts "der ersten nationalsozialistischen Stadt Deutschlands" sei "das unkontrollierte Werfen von Fackeln auf den Coburger Marktplatz und die dadurch erzeugten Bilder mit einem Redner aus erhöhter Position nicht zeitgemäß".

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Er bedankte sich im Anschluss dafür, dass "die Hebebühne später nicht höher als der Rathausbalkon fahren wird". Weil der Rathauschef dem Convent für seine Festrede den dortigen Balkon nicht mehr zur Verfügung stellt, nutzen die Teilnehmer eine Hebebühne. 2022 ließ der Verein die Bühne sogar höher als den Balkon fahren - ein eindeutiges Signal an die Stadt. Weitere Kritik am Convent übte Sauerteig heuer nicht - stattdessen fokussierte sich ein Großteil seiner Rede auf ein anderes Thema: den Gegenprotest. 

Hier waren 2024 laut Polizei die Teilnehmerzahlen merklich angestiegen. Sauerteig würde "lieber zu diesem Kommers kommen, um Kommerslieder zu singen, etwas Bier zu trinken und ein kurzes, vielleicht auch teilweise konstruktiv-kritisches Grußwort für die Stadt Coburg zu halten, als unter Dauerbeobachtung und unsachlicher, zum Teil unverschämter Kritik von allen Seiten zu stehen", so sein Vorwurf. Er richte sich daher bewusst "auch an die Zuhörer außerhalb". 

"Schlechtes Licht fällt auf Coburg": OB Sauerteig gibt Demonstranten Schuld an Negativ-Image 

"Wenn Coburgerinnen und Coburger Kritik am Pfingsttreiben hier in Coburg äußern, dann ist das selbstverständlich zu begrüßen, schließlich betrifft es ihren eigenen Lebensraum und ihr eigenes Zuhause", sagte Sauerteig. Dies solle "friedlich, mit Anstand und Respekt und möglichst mit positiven Botschaften" geschehen, jedoch "nicht ausschließlich mit Destruktivität und Störungswahn", kritisierte der SPD-Politiker. 

"Wer sich aber zurecht über angedachte Fahndungsaktionen gegenüber kritischen Journalisten aufregt, der sollte auch nicht mit ähnlicher Stilistik bei den eigenen Plakaten arbeiten oder in Bezug auf Demonstrationen verbreiten, diese vor allem durchzuführen, um andere Veranstaltungen zu stören", so Sauerteig weiter. Er sprach von "Demonstrationstouristen, die aus ganz Deutschland nach Coburg kommen, um Streit, Randale und Gewalt mitzubringen". 

Diese trügen "maßgeblich dazu bei, dass ein schlechtes Licht auf unserer weltoffene und tolerante, aber eben auch traditionsreiche Stadt Coburg fällt", erklärte er. Vor Ort hätten überdurchschnittlich viele Geflüchtete eine neue Heimat gefunden, das Engagement für Integration unter Ehrenamtlichen sei hoch. "Dieses schlechte Licht, in das wir jährlich auch aufgrund von Teilen der Demonstrationstouristen gerückt werden, ist milde ausgedrückt unschön", so Sauerteig - und rief zu einer "Mäßigung in Verhalten und Sprache" auf. Wer die Rechte anderer nicht respektiere, müsse "in einem Rechtsstaat mit allen gesetzlichen Möglichkeiten konfrontiert werden", so seine abschließende Ansage. Weitere Nachrichten aus Coburg findet ihr hier.