Mit Fackelzug und Festkommers trifft sich der Coburger Convent traditionell an Pfingsten. Kritiker sagen unter anderem, der Kongress zeige eine "sexistische, klassizistische Haltung".
In Coburg werden am Pfingstwochenende (18. bis 20. Mai 2024) tausende Mitglieder von Studentenverbindungen, Landsmannschaften und Turnerschaften erwartet. Zum Pfingstkongress des Coburger Convents (CC) kommen nach Veranstalterangaben bis zu 2.500 Teilnehmer.
Die Zusammenkunft gefällt längst nicht jedem. Nach Angaben eines Stadtsprechers waren in der Woche zuvor insgesamt acht Kundgebungen im Zusammenhang mit dem Convent angemeldet worden, zwei mehr als 2023. Auch aus dem Rathaus selbst kamen in den vergangenen Jahren verhaltene Töne. Für den abendlichen Fackelzug, der traditionell zum Programm der Zusammenkunft gehört, gibt es Auflagen - und auch der Rathausbalkon ist für die Teilnehmer nicht zugänglich.
Fackelzug sei "aus der Zeit gefallen" - OB nicht begeistert
Oberbürgermeister Dominik Sauerteig (SPD) finde den Fackelzug auch weiterhin "aus der Zeit gefallen", teilte ein Stadtsprecher auf Anfrage mit. Zudem sei der Fackelzug gerade wegen Coburgs unrühmlicher Geschichte in der NS-Zeit unpassend. In Coburg traten die Nazis besonders früh in Erscheinung, die NSDAP konnte sich dort rasch etablieren.
Sauerteig werde am Festkommers des CC teilnehmen und eine Rede halten, sagte sein Sprecher weiter. Im vergangenen Jahr habe der Oberbürgermeister dort betont, dass die Organisation willkommen sei in der Stadt, sich aber, wie alle anderen Veranstalter auch, an die "geltenden Spielregeln" halten müsse.
Ein CC-Sprecher teilte mit: "Die Coburger Bevölkerung ist in großen Teilen freundlich uns gegenüber gestimmt und sieht die große Tradition." Zudem: Ein Großteil der Gegner komme gar nicht aus Coburg. Die Wertschätzung des Verbandes und die Verbundenheit mit der Stadt zeige sich unter anderem bei einer gemeinsamen Kranzniederlegung am Ehrenmal für gefallene Coburger.
Das sagt der CC über sich selbst - und welche Kritik es gibt
Auf seiner Internet-Präsenz heißt es über den Coburger Convent: Man sei ein akademischer Verband von Studierenden und Absolventen deutscher und österreichischer Hochschulen, "gleich welcher Herkunft, Hautfarbe, Religion oder was auch immer die Menschen unterscheidet". Der Verband binde sich nicht parteipolitisch oder konfessionell. Er erwarte "von seinen Mitgliedern, dass sie sich jederzeit für die Bundesrepublik Deutschland und deren freiheitlich-demokratische und liberal-rechtsstaatliche Ordnung einsetzen".
Zu den Gegnern des Treffens in Coburg zählt etwa Grünen-Stadtrat Kevin Klüglein. "Der Coburger Convent zeigt durch den klaren Ausschluss von Frauen und Personen ohne akademischen Abschluss eine sexistische, klassizistische Haltung, die deutlich die Mehrheit unserer Gesellschaft ausschließt und diskreditiert", sagte Klüglein. Zudem werde beim Fackelzug die gleiche Route gewählt wie die der SA im Nationalsozialismus. Der Kongress sei "rückwärtsgewandt". Der Coburger Convent tagt seit 1951 in Coburg.
Der Kommentar wurde gesperrt.
@Görlitz: "Stört Herrn Klüglein, dass ein großer Teil der grün-roten Anführer mangels akademischer Abschlüsse ausgeschlossen wäre"
Wähler und Mitglieder der Grünen sind überproportional Akademiker - der Punkt ist es also wohl eher nicht. Was Klüglein stört steht im Text: Über 50% der Gesellschaft sind ausgeschlossen, einfach aufgrund ihres Geschlechts! Damit trifft die Aussage des Coburger Stadtrats einfach komplett zu! ... und das hat nichts mit Sozialismus zu tun, sondern mit Gleichberechtigung, egal wie wild man interpretiert.
"Der Coburger Convent zeigt durch den klaren Ausschluss von Frauen und Personen ohne akademischen Abschluss eine sexistische, klassizistische Haltung, die deutlich die Mehrheit unserer Gesellschaft ausschließt und diskreditiert", sagte Klüglein.
Stört Herrn Klüglein, dass ein großer Teil der grün-roten Anführer mangels akademischer Abschlüsse ausgeschlossen wäre? Das mag etwas elitär sein, aber eine Diskreditierung sehe ich hier nicht. Und Frauen kann man als Vereinsmitglieder mögen, muss man aber nicht. Das alles ist frei beschlossen in einem freien Land. Warum sollte man keine Vereine haben, die sich bestimmte Gruppen beschränken? Will der Herr Klüglein den Sozialismus? Hört sich so an. Aber das wollen Gottseidank die allermeisten Menschen im Lande nicht. Wir haben mit den nationalen, dem realexistierenden und nun auch mit dem ökologischen Sozialismus hinreichend schlechte Erfahrungen gemacht. Das Volk wird an den Wahlurnen dem eine knallharte Absage erteilen.
Der Kommentar wurde gesperrt.
Ja, spannend hier. Man könnte darüber schreiben, dass der CC dieses Jahr ohne Präsidierende stattfindet, weil die Aktiven der designierten Landsmannschaft Thuringia Berlin ausgeladen wurden – fielen sie doch laut Badische -Zeitung noch im Herbst 2022 mit „Heil Deutschland“- und „Heil Hitler“-Rufen auf. Man hätte auch thematisieren können, dass 2023 aus dem CC-Umfeld „Fahndungsplakate“ gegen missliebige Journalisten aufgehängt wurden und sich fragen können, wie das in einer offensichtliche recht liberalen Kleinstadt wohl in der Bevölkerung ankommt
Aber nein, stattdessen fabuliert man in den Kommentarspalten wortreich über Fackeln, primär aber gegen gewählte Stadtratsmitglieder der Stadt Coburg – weil, sind ja „die Grünen“. Man sollte sich schon fragen, warum Menschen so etwas machen und wo da die Motivation liegt.