"Fahndungsplakate" von Kritikern des Coburger Convents geplant? Geleakte Mails sorgen für Wirbel

Die Aufregung rund um den Coburger Convent reißt nicht ab. Zwischen Freitag (26. Mai 2022) und Montag (29. Mai 2022) treffen sich rund 3000 Mitglieder von Studentenverbindungen, Landsmannschaften und Turnerschaften in der Vestestadt. Im vergangenen Jahr sprach die Grüne Jugend bezüglich des Treffens von einem "rechtsnationalen Zirkus". Auch 2023 gibt es erneut hitzige Diskussionen. Kurz vor Beginn des diesjährigen Pfingstkongresses werden neue Vorwürfe gegen den umstrittenen Korporationsverband laut. Für Wirbel sorgt dieses Mal eine ins Auge gefasste Plakataktion.
Die politisch links stehende "Autonome Antifa Freiburg" hat in großem Umfang mutmaßliche interne E-Mails von Mitgliedern des Verbands Alter Herren im Coburger Convent (AHCC) veröffentlicht. Der AHCC ist Ausrichter des alljährlichen Convents - samt traditionellem Fackelzug. In einem digitalen Schriftverkehr innerhalb der Führungsriege der Alten Herren wurde nun augenfällig Anfang Mai der Vorschlag diskutiert, die Teilnehmer des anstehenden Kongresses gezielt auf eine Journalistin sowie einen Kommunalpolitiker hinzuweisen, die ebenfalls am Pfingstwochenende in Coburg erwartet werden.
Coburg: "Fahndungsplakate" von Convent-Kritikern geplant? Sprecher verweist auf "Gedanken eines einzelnen"
Bei den Betroffenen handelt es sich laut dem mutmaßlichen E-Mail-Verkehr der AHCC-Verantwortlichen einerseits um eine Mitarbeiterin des Coburger Tageblatts. Die zweite Person ist demnach Dominik Sauerer, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen im Erlanger Stadtrat. Der Historiker tritt unter anderem auch als Referent der "Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus in Bayern" auf.
Sowohl die Journalistin als auch der ebenfalls publizistisch tätige Stadtrat hätten sich zuvor kritisch mit dem Coburger Convent auseinandergesetzt, heißt es in einem Beitrag des Bayerischen Rundfunks. In einer von der "Antifa Freiburg" veröffentlichten E-Mail eines CC-Altherren-Vertreters wird der Vorschlag unterbreitet, Plakate mit Fotos der beiden journalistisch Tätigen auf dem diesjährigen Coburger Convent zu verteilen - etwa an Schulen, wo die Teilnehmer teilweise untergebracht sind. Eine Idee, die letzten Endes aber wohl nicht verwirklicht wird.
"Es stimmt, dass das möglicherweise jemand vorhatte. Das ist aber nicht die Meinung des CC", so Martin Vaupel, Pressesprecher des Coburger Convents, am Donnerstag (25. Mai 2023) im Gespräch mit inFranken.de. "Das war der Gedanke eines einzelnen, der nicht in die Tat umgesetzt wurde." Wäre der Vorschlag im Rahmen einer Vorstandssitzung geäußert worden, hätte er "lautstark protestiert", hält Vaupel fest. Das einzige Plakat, das er gutheiße, sei eines mit Verhaltensregeln für die Kongressteilnehmer. "Auf dem dann steht: Wie verhalte ich mich richtig."
"Kein Fake": Geleakte Mails offenbar echt - Stadt bezeichnet "Fahndungsplakate jedweder Art" als inakzeptabel
Den ins Netz gestellten Mailverkehr der Alten Herren hält der Convent-Sprecher derweil für authentisch. "Soweit ich das gesehen habe, ist da nichts getürkt. Das ist kein Fake, das ist alles echt." Gegenüber inFranken.de weist Vaupel indessen auf seine persönliche Haltung zum Thema Pressefreiheit hin. Jeder Journalist und Berichterstatter sei ihm grundsätzlich willkommen. Wichtig sei ihm dabei folgender Aspekt: "Man muss mich nicht mögen. Aber man merkt vielleicht, dass es auch Leute gibt, die nicht in das Klischee hineinpassen", hält er mit Blick auf etwaige Kritiker von Studentenverbindungen, Landsmannschaften und Turnerschaften fest. "Man muss sich nicht einig werden, aber man muss sich nicht Feind sein."
Einer der beiden ins Visier geratenen Convent-Kritiker hält die ins Auge gefasste Plakataktion gegen seine Person indes für höchst bedenklich. "Diese Aktion ist für mich klar ein Angriff auf die Pressefreiheit und eine Diffamierung von einzelnen Personen, die als 'Feinde' markiert werden sollen", wird der Erlanger Grünen-Stadtrat Dominik Sauerer im Artikel des Bayerischen Rundfunks zitiert. Demnach kenne er diese Vorgehensweise "eigentlich nur aus der extremen Rechten", die Demokraten mit "der Veröffentlichung privater Daten gewissermaßen als vogelfrei erklären" würden.
Die Stadt Coburg verweist indessen nachdrücklich auf ihre eigenen Prinzipien. Zu den vorliegenden Anschuldigungen gegenüber dem CC könne zwar keine Stellung genommen werden, erklärt Coburgs Pressesprecher Louay Yassin inFranken.de. "Für Coburg gilt definitiv: Das Aufhängen von 'Fahndungsplakaten' jedweder Art wäre unserer Meinung nach ein absolut inakzeptabler, gegebenenfalls sogar justiziabler Akt, der sofortige und klare Konsequenzen auch in Bezug auf künftige Unterbringungen nach sich ziehen würde", betont der Stadtsprecher.
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