Coburg
Kampf um Ausbildungsplätze

Nur noch Abitur-Azubis erwünscht? Fränkischer IHK-Verantwortlicher sieht ein ganz anderes Problem

Hat man mit einem Hauptschulabschluss gar keine Chance mehr auf einen Ausbildungsplatz? Das legt eine neue Bertelsmann-Studie nahe. Bei der IHK Coburg hat man völlig andere Erfahrungen gemacht - und sieht ein Problem.
Coburg: Nur noch Abitur-Azubis erwünscht? IHK-Verantwortlicher sieht anderes Problem
Im Raum Coburg gibt es viele freie Ausbildungsplätze. Aber kommt man auch ohne Abitur unter? Foto: Jens Kalaene/dpa-Zentralbild/dpa

IHK Coburg kann Studienergebnisse nicht bestätigen: Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung haben es junge Menschen mit Hauptschulabschluss immer schwerer, einen Ausbildungsplatz zu bekommen. Ihr Anteil in der dualen Berufsausbildung sinkt, während der Anteil der Abiturienten steigt, die eine Berufsausbildung beginnen, so heißt es in der Studie.

"Diese Aussage trifft für den IHK-Bezirk Coburg definitiv nicht zu. Der Anteil der Auszubildenden mit einem Haupt- bzw. Mittelschulabschluss ist seit Jahren konstant bei deutlich über 20 Prozent. Auch der Aussage, dass immer mehr Abiturienten in der dualen Berufsausbildung ankommen, können wir für Coburg nicht zustimmen. Deren Anteil an den Azubis liegt seit Jahren relativ konstant bei 22 Prozent", wird Rainer Kissing, Leiter der Beruflichen Bildung bei der Industrie- und Handelskammer zu Coburg in einer Pressemitteilung zitiert. 

"Kenne keinen einzigen Fall": IHK-Verantwortlicher im Raum Coburg erteilt Garantie für Ausbildungsplatz eine Abfuhr

Zum Ausbildungsbeginn 2022 habe es in Stadt und Landkreis Coburg nach Information der örtlichen Agentur für Arbeit 598 Ausbildungsplatzsuchende und 1259 gemeldete Ausbildungsplätze gegeben. "Bei doppelt so vielen Stellen wie Bewerber sind die Chancen auf einen Ausbildungsplatz so gut wie nie, unabhängig von der Schulart der Bewerber", wird Kissing zitiert. Er kenne "keinen einzigen Fall, in dem Abiturienten die Bewerbungen von Absolventen anderer Schularten verdrängt haben", heißt es.

"Bei unseren Unternehmen sind ausbildungswillige und -fähige Absolventen der Mittelschulen genauso gefragt und angesehen wie entsprechende Abgänger von anderen Schularten", wird er zitiert. Er bewerte es als "Erfolg und qualitative Bereicherung für die Ausbildungsbetriebe", dass auch Abiturienten eine Karriere mit Lehre anstreben würden. Im IHK-Bezirk Coburg bilden demnach 319 Unternehmen in 81 Berufen aus. Personalmangel sei derzeit "in der gesamten deutschen Wirtschaft eine der Hauptwachstumsbremsen", so die IHK.  Es fehlen demzufolge nicht nur Fach-, sondern prinzipiell Arbeitskräfte in fast allen Bereichen.

"Der größte Bedarf aber liegt bei Mitarbeitern mit abgeschlossener dualer Berufsausbildung", heißt es in der Mitteilung. Dabei gebe es "absolut keinen Mangel an Lehrstellen, sondern eher an Angeboten zur frühzeitigen Berufsorientierung". An der Situation, dass es für die große Anzahl an freien Ausbildungsplätzen "deutlich zu wenig Bewerber" gebe, werde auch eine staatliche Ausbildungsgarantie nichts ändern, so Kissing. Es gehe darum, "die Wünsche und Vorstellungen der Jugendlichen mit der wirtschaftlichen Realität unserer Unternehmen vor Ort abzugleichen, den regionalen Fachkräftebedarf zu decken und damit den Wirtschaftsraum Coburg zu stärken", heißt es abschließend. 

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