Wegen Falschbeurkundung im Amt steht der Direktor des Casimirianum seit Mittwoch vor Gericht. Die Deutschlehrer zeichneten ein "selbstherrliches" Bild von Burkhard Spachmann.
Der Fall Burkhard Spachmann gilt als einmalig in Bayern. Der Schulleiter des Coburger Gymnasiums Casimirianum hat 2013 die Abiturnoten im Fach Deutsch pauschal um einen Punkt angehoben - gegen den Willen der Fachschaft und ohne Wissen der Lehrerschaft. In 86 tateinheitlichen Fällen muss er sich deshalb seit Mittwoch vor dem Amtsgericht Coburg verantworten.
Gegen den Strafbefehl in Höhe von 90 Tagessätzen, zu dem er im Februar wegen Falschbeurkundung verurteilt worden war, hatte er Berufung eingelegt. Voll besetzte Reihen interessierter, durchaus auch hämischer Zuschauer, zwei Verteidiger, eine angriffslustige Oberstaatsanwältin, ein forscher Richter sowie zahlreiche Medienvertreter erwarteten den 58-jährigen Oberstudiendirektor im Gerichtssaal.18 Zeugen waren geladen, darunter überwiegend Deutschlehrer, die Erst- und Zweitkorrekturen der Abiturarbeiten 2013 waren.
Allesamt zeichneten ein sehr einheitliches Bild vom Ablauf der Benotung und dem Klima am Casimirianum. Von Angst und Misstrauen war die Rede, die Lehrer fühlten sich eingeschüchtert.
Außerdem wurde am Mittwoch in der Verhandlung bekannt, dass Burkhard Spachmann auch schon ein Jahr zuvor, also beim Abitur 2012, die Abiturnoten allesamt um einen Punkt angehoben hatte - damals noch mit Zustimmung der Erstkorrektoren. Doch 2013 weigerten sich die Lehrer. "Wohin sollte das noch führen?", fragte einer der Lehrer, die vor Gericht als Zeugen aussagten. "Schließlich haben wir besten Wissen und Gewissens beurteilt - und sehr wohl die Zukunft des Schülers im Auge gehabt."
Spachmann hatte festgestellt, dass die Bewertung im Bereich der unteren Noten sehr schlecht ausfiel. Daraufhin rief er die Fachschaft zusammen und bat doch eindringlich - im Sinne der Kinder - noch einmal über die Benotung nachzudenken und nach oben zu korrigieren.
Er verwies auch auf den Gesamtschnitt, der schlechter sei als ein Gymnasium in Niederbayern oder gar als das Ernestinum in Coburg.
Da sich die Deutschlehrer weigerten, die Punktevergabe zu ändern, entschied Spachmann einen Tag später eigenhändig, die Noten anzuheben. Und weil die Lehrkräfte auch nicht bereit waren, die Mantelbögen neu zu schreiben, wurde alle Abiturzeugnisse mit einem informellen Aufkleber versehen.
Ministerialbeauftragter Edmund Neubauer sprach von einem "an sich nicht üblichen Verfahren". Ihm ist kein anderer Fall bekannt, bei dem der Prüfungsausschussvorsitzende in die Notengebung eingegriffen hat, obwohl Erst- und Zweitkorrektor einer Meinung waren. Neubauer sei mit der Überprüfung der Arbeiten beauftragt worden, nachdem das Tageblatt wegen des Falls beim Kultusministerium nachgefragt hatte und damit den Stein ins Rollen brachte.
Die Verhandlung wird am 23. Juni, 13.30 Uhr, fortgesetzt.