Brose macht's leicht in Coburg

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Brose Geschäftsführer Periklis Nassios (links) und Werkleiter Dr. Frank Remy stellten die innovative Leichtbau-Durchlade für Rücksitze vor. Damit lassen sich 40 Prozent Gewicht gegenüber der herkömmlichen Variante aus Stahl einsparen. Die Serienproduktion startet in diesem Jahr in Coburg
Brose Geschäftsführer Periklis Nassios (links) und Werkleiter Dr. Frank Remy stellten die innovative Leichtbau-Durchlade für Rücksitze vor. Damit lassen sich 40 Prozent Gewicht gegenüber der herkömmlichen Variante aus Stahl einsparen. Die Serienproduktion startet in diesem Jahr in Coburg
Eine in Coburg entwickelte Brose Innovation: Künftig lassen sich Fahrzeuginnenräume auch per Smartphone komfortable und individuell einstellen. Brose Geschäftsführer Periklis Nassios (links) und Werkleiter Frank Remy demonstrierten die neuen Bedienmöglichkeiten. Foto: Brose
Eine in Coburg entwickelte Brose Innovation: Künftig lassen sich Fahrzeuginnenräume auch per Smartphone komfortable und individuell einstellen. Brose Geschäftsführer Periklis Nassios (links) und Werkleiter Frank Remy demonstrierten die neuen Bedienmöglichkeiten. Foto: Brose
 
Brose Coburg aus der Vogelperspektive. Der Standort ist auf insgesamt 36 Gebäude verteilt. Foto: Brose
Brose Coburg aus der Vogelperspektive. Der Standort ist auf insgesamt 36 Gebäude verteilt. Foto: Brose
 
Foto: Jochen Berger
Foto: Jochen Berger
 
Foto: Brose
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Foto: Simone Bastian
Foto: Simone Bastian
 

Der Wandel in der Automobilbranche stellt auch den Zulieferer vor Herausforderungen. Um so wichtiger ist der große Erfahrungsschatz im Stammwerk.

Auf 120 000 Quadratmeter hat sich Brose am Standort Coburg mittlerweile ausgedehnt - das entspricht der Fläche von 17 Fußballplätzen. Und was wird dort gespielt? Champions League. Mit 630 Millionen Euro wurde hier im vergangenen Jahr etwas mehr als zehn Prozent vom Gesamt-Umsatz der Brose-Gruppe erwirtschaftet. Außerdem ist Coburg die Zentrale des Geschäftsbereichs Sitzsysteme. Auch laufen in der Vestestadt die Fäden aller 60 Brose-Werke in 23 Ländern zusammen.

"Coburg spielt in der Ausrichtung der Brose-Gruppe eine zentrale Rolle", betonte am Freitag Werkleiter Frank Remy bei einem Pressegespräch. Periklis Nassios, der Geschäftsführer des Bereichs Sitzsysteme, ergänzte: "Mit seiner 97-jährigen Standortgeschichte kommt Coburg in der Brose-Gruppe eine besondere Rolle zu. Der damit verbundenen Verantwortung wollen wir gemeinsam mit unseren Mitarbeitern auch in Zukunft gerecht werden."


Verkehrslandeplatz wichtig

Als bedingungsloses Bekenntnis für den Standort Coburg wollten die beiden ihre Äußerungen aber nicht verstanden wissen. Auf Nachfrage verwies Remy darauf, dass es durch die vielen Zentralfunktionen am Standort Coburg eine hohe Notwendigkeit von Dienstreisen für die Mitarbeiter gebe. Deshalb sei eine gute Infrastruktur, wie etwa ein richtlinienkonformer Verkehrslandeplatz, so wichtig.

Dass häufig Mitarbeiter vom Standort Coburg in alle Welt reisen, um in anderen Brose-Werken zu helfen oder zu unterstützen, liegt an einer weiteren Besonderheit. "Der Standort Coburg zeichnet sich dadurch aus, dass hier die meiste Erfahrung in der Brose-Gruppe ist", stellt Periklis Nassios anerkennend fest. Und nicht zuletzt dieses geballte Know-how ist es auch, die den Geschäftsführer optimistisch nach vorne blicken lässt. Denn der "dramatische Wandel in der Automobilbranche", so Nassios, verlange viele neue Lösungen. Die Brose-Gruppe, die seit jeher viel in die Forschung investiere, sei für diese Herausforderungen aber gewappnet.

Periklis Nassios machte dies an einigen Beispielen deutlich. Ein wichtiger Trend der Branche sei, dass Autos immer leichter werden müssen, um den CO 2 -Ausstoß reduzieren zu können. Deshalb habe man lange an neuen Produktionstechniken getüftelt, bis man nun Sitzkonstruktionen habe, die deutlich weniger wiegen als die von Mitbewerbern. Möglich macht dies ein Material, das Organoblech heißt. "Dabei handelt es sich aber nicht um Blech", so Nassios. Vielmehr werde eine Glasfasermatte mit Kunststoff bearbeitet und sei anschließend so biegsam wie Blech. Für Landrover geht jetzt eine Brose-Sitzstruktur in Serie, die in ihrer Organoblech-Variante 40 Prozent leichter ist als die bisherige Konstruktion aus Stahl.


Entspannung im Auto

Als "Hit" bezeichnet Periklis Nassios eine Idee, die von Brose erst vergangenes Jahr bei der IAA vorgestellt wurde: die Elektrifizierung aller Sitzreihen im Auto. Per Smartphone oder Gegensteuerung kann veranlasst werden, dass sich alle Einstellungen im Auto individuell anpassen. Das fängt bei der richtigen Sitzhöhe an. Aber auch die Zeiten, in denen Rückbänke mühsam von Hand umgeklappt werden müssen, können bald der Vergangenheit angehören.

Dass im Innenraum eines Fahrzeuginneren der Komfort immer mehr zunimmt, ist für Nassios ein weiterer Trend. Wenn die technischen Möglichkeiten zum autonomen Fahren weiter fortschreiten, "dann wird der Innenraum der Zukunft zum Arbeitsraum". Oder er kann zum Entspannen genutzt werden: "Einsteigen und sich auf dem Sitz massieren lassen", skizzierte Nassios die Vision.


ZAHLEN & FAKTEN

Zahlen Am Standort Coburg beschäftigt Brose aktuell 3400 Mitarbeiter, davon 1800 in der Produktion und 1600 in Zentralfunktionen. Im vergangenen Jahr wurden an diese Mitarbeiter Gehälter und Löhne in Höhe von 116 Millionen Euro ausbezahlt. Gleichzeitig hat Brose für 180 Millionen Euro bei heimischen Lieferanten eingekauft.

Sitzsysteme Der Standort Coburg ist die Zentrale für den Geschäftsbereich Sitzsysteme, der aktuell auf insgesamt 18 Standorte in elf Ländern verteilt ist. Im nächsten Jahr kommen noch neue Werke in Mexiko und China dazu. Der Geschäftsbereich machte im vergangenen Jahr einen Gesamt-Umsatz von 1,9 Milliarden Euro. Weitere Geschäftsbereiche von Brose sind Türsysteme (3,1 Milliarden Euro Umsatz) sowie Elektromotoren und Antriebe (1,1 Milliarden Euro).

Rekorde Brose gehört zu den "Top 40" der Automobilzulieferer weltweit und ist in der Branche das fünftgrößte Unternehmen in Familienbesitz. Brose gilt als Technologieführer beim Thema Mechatronik und ist mit vielen seiner Produkte Weltmarktführer.