Brauchen Coburger Hotels mehr Gäste?

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Das Kongresshaus Rosengarten von oben: Eigentlich habe es eher die Funktion einer Stadthalle mit Tagungsräumen als die eines Kongresszentrums, sagt seine Leiterin Karin Schlecht. Foto: Rainer Brabec/contactdesign
Das Kongresshaus Rosengarten von oben: Eigentlich habe es eher die Funktion einer Stadthalle mit Tagungsräumen als die eines Kongresszentrums, sagt seine Leiterin Karin Schlecht. Foto: Rainer Brabec/contactdesign

Offensichtlich haben einige Stadträte in Sachen Hotelsituation in Coburg noch Informationsbedarf.

Eigentlich hat sich der Stadtrat in Sachen Kongresshotel ja eine Denkpause verordnet. Zur Sprache kam das Thema in der Sitzung am Donnerstag trotzdem. Einige Stadtratsmitglieder wollten vom neuen Tourismusleiter Horst Graf und Kongresshaus-Chefin Karin Schlecht hören, wie die Bedarfslage aussieht.

"Für mehr Übernachtungen brauchen mir mehr Zimmer", hatte Horst Graf zuvor erklärt. Er gab erstmals einen Geschäftsbericht für den Tourismusbetrieb ab - für das Jahr 2017, in dem Coburg zwar wegen der Landesausstellung viele Besucher hatte, Graf selbst aber noch gar nicht in Coburg beschäftig war.

Über 74600 Gästeankünfte wurden 2017 in Coburg verzeichnet, so viele wie nie zuvor. Die Zahl der Übernachtungen liegt mit über 142000 zwar über der von 2016, aber aus dem langjährigen Rahmen fällt sie nicht, wie Friedrich Herdan (CSU/JC) feststellte. "Mehr Übernachtungen setzen voraus, dass es mehr Betten gibt. In manchen Bereichen ist gar keine Kapazität mehr da", sagte Graf, der ankündigte, dass der Tourismusbetrieb im Herbst bei den Hotels direkt nachfragen will, welche Gäste denn da so kommen: Sind es Touristen oder Geschäftsreisende?

Dass die Coburger Hotels oft ausgebucht sind, sagte auch Friedrich Herdan: Wenn kurzfristig Geschäftspartner anreisen, sei es schwierig, Unterkünfte in der Stadt zu finden. Graf zufolge sind nicht nur Hotels, sondern auch Ferienwohnungen unter der Woche oft so gut ausgebucht, dass sie an Wochenenden gar nicht mehr angeboten werden. "Am Wochenende gibt es kein Zimmer unter 100 Euro in Coburg. In Bamberg oder Bayreuth ist das anders", sagte Graf, der forderte: "Wir müssen in manchen Bereichen preisbewusster und preisorientierter sein." Friedrich Herdan indes bezweifelte, dass die Hotels die Marketing-Anstrengungen unterstützen: "Warum sollen die Hotels noch um Gäste werben, wenn sie eh ausgebucht sind?"

Im Bademantel zum Kongress?

Immerhin ist in Coburg derzeit ein neues Hotel in Vorbereitung, im ehemaligen Autohaus Wormser am Sonntagsanger. Was das geplante Hotel am Anger direkt gegenüber vom Kongresshaus angeht, endet die Denkpause nächsten Mittwoch. Dann sollen in einer Sondersitzung Entscheidungen getroffen werden, ob der bestehende Bebauungsplan beibehalten wird, der einen sieben Etagen hohen Bettenturm an der Schützenstraße vorsieht. Max Beyersdorf (CSU/JC) wollte von Kongresshausleiterin Karin Schlecht wissen, inwieweit Kongresshaus und Hotel miteinander verbunden sein müssten: "Ist es zwingend erforderlich, das Hotel mit dem Bademantel anzubinden, oder ist ein Weg über die Straße zumutbar?"

Das Überqueren einer Straße sei sicherlich zumutbar, und wenn sie verkehrsberuhigt sei, noch eher, sagte Schlecht. Sie musste außerdem rechtfertigen, warum 2017 die Personal- und Mietkosten gegenüber dem Jahr 2016 deutlich gestiegen waren. Das eine lag daran, dass zwei neue Kräfte eingestellt wurden, das andere daran, dass eine Steuerprüfung bei der Wifög ergab, das sie als Eigentümerin das Kongresshaus zu billig an die Stadt vermietet. Geführt wird das Haus als städtischer Eigenbetrieb; der Zuschuss 2017 betrug 809000 Euro.

Angesichts des baulichen Zustands sehe sie keine Möglichkeit, höhere Preise von den Veranstaltern zu verlangen, sagte Schlecht. Das Haus bleibe ein Zuschussbetrieb. "Wir heißen Kongresshaus, aber im Grunde sind wir eine Stadthalle mit Tagungsmöglichkeit." Das spiegele sich auch in der Nutzung wieder: Belegt wird der Saal oft von lokalen Veranstaltern für Konzerte, Kabarett-Abende, Abiturfeiern und Vorträge.