Florian Kahl aus Rödental hat sich als Bautechniker selbstständig gemacht und will Einfamilienhäuser zum Wohlfühlen planen.
Häuser hat er schon mit zwölf gebaut. Im Wald, mit Freunden. Baumhäuser und ganze Lager. Damals wie heute liebt es Florian Kahl mit Holz zu hantieren, einen Raum zu gestalten und zu zeichnen. "Lebendiges Wohnen" ist deshalb auch sein zwölfseitiges Gründungskonzept überschrieben, das er bei der IHK zu Coburg vorgestellt hat.
Sein eigener Chef sein Der 28-jährige Bautechniker hat sich nach reiflicher Überlegung im Oktober entschlossen, sich selbstständig zu machen. "Häuser planen, im Austausch und Gespräch mit den Bauherrn, den ganzen Prozess von Anfang an begleiten, das will ich machen", sagt Florian Kahl, der nach der Realschule zunächst Bauzeichner gelernt und dann auch drei Jahre als solcher gearbeitet hat.
Ein reiner Planungsjob am Schreibtisch sei jedoch nicht sein Ding. Die Erfahrung musste er machen als er nach Abschluss der Bautechnikerschule in Kulmbach in einem Architekturbüro angestellt war. Kahl will sein eigener Chef sein. Einen ersten Auftrag hat er bereits: ein Einfamilienwohnhaus mit 160 Quadratmetern. Spatenstich soll im März sein.
Artikel 61 BayBO Muss man dafür nicht Architektur studiert haben? Die Frage stellt sich, aber dafür gibt es den Artikel 61 der Bayerischen Bauordnung. Darin ist festgelegt, dass Bautechniker bauvorlageberechtigt sind, unter anderem für freistehende Wohngebäude der Gebäudeklassen 1 bis 3 (also bis 400 Quadratmeter und nicht mehr als drei Wohneinheiten). Auch Florian Kahl hatte überlegt, nach der Bautechnikerschule noch Architektur zu studieren, doch die Praxis lockte ihn mehr.
Im Oktober informierte er sich über mögliche Zuschüsse und Unterstützung von staatlicher Stelle - und wurde zunächst ans Arbeitsamt verwiesen. Als erstes musste er sich dort arbeitslos melden. Dann bekam er von der Agentur für Arbeit Vorlagen: Wenn er einen Existenzgründerzuschuss haben wollte, musste er ein zwölfseitiges Gründungskonzept bei der IHK vorstellen.
Gutes Raumklima Gesagt getan. Voller Tatendrang und Leidenschaft schrieb Florian Kahl seine Vorstellungen zusammen. Im Mittelpunkt seiner Arbeit soll das nachhaltige Bauen stehen. "Das beginnt schon bei der Auswahl des richtigen Grundstücks und geht bis hin zu den verwendeten Baumaterialen", sagt der Bautechniker. Ressourcenschonend sollten sie sein, eine gute CO2-Bilanz aufweisen und für ein gutes Raumklima sorgen. Ein Graus ist Florian Kahl die Vorstellung von "luftdichten" Häusern, die nicht mehr atmen können. Die Achtung vor dem Baustoff ist ihm ein Anliegen: "Sandstein beispielsweise braucht Luft."
Überschrieben hatte Florian Kahl sein Konzept mit "lebendiges Wohnen" und konnte damit Susanne Stammberger, die für Existenzgründer bei der IHK zuständig ist, überzeugen. "Das Gespräch verlief sehr angenehm. Herr Kahl hart mich sowohl als Gründerperson als auch mit seiner Gründeridee überzeugt", erinnert sich die Referentin. Mehrere 100 Beratergespräche führt sie im Jahr mit Existenzgründern und begleitet Jungunternehmer auch noch in der Selbstständigkeit. Seminare, Coachings und Finanzierungsmöglichkeiten gehören zum Service der Gründeragentur, zu der auch die Handwerkskammer Coburg gehört.
Das Konzept wurde mit einer Stellungnahme von Susanne Stammberger regelrecht versiegelt und ging zurück an die Agentur für Arbeit. Im Ergebnis heißt das: Florian Kahl bekommt für ein halbes Jahr 300 Euro monatlich als Anschubfinanzierung. Seit 15. Dezember 2014 ist er mittlerweile Freiberufler. Die Pläne für seinen ersten Bauherrn liegen zur Genehmigung im Bauamt Neustadt und Florian Kahl plant bereits seinen Umzug in ein eigenes Büro. Es laufen Gespräche mit der Wirtschaftsförderung des Landkreises.
Fördermittel Ein Darlehen der KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) hat Florian Kahl nicht in Anspruch genommen. "Da war das Darlehensangebot meiner Hausbank besser", sagt er ganz offen. Über weitere Möglichkeiten für Existenzgründer hat er sich informiert. Auch die Förderbank Bayern macht Angebote.
Dem jungen Existenzgründer ist durchaus klar, dass noch ein schwerer Weg vor ihm liegt. Drei bis vier Häuser im Jahr müsste er schon bauen, um davon leben zu können. Er vertraut darauf, dass die Menschen, die ihn kennen und seine Arbeit schätzen, ihm auch vertrauen und seine Intension von lebendigem Wohnen gerne teilen. Einer, den er überzeugt hat, ist Wieslaw Kulczycki, sein erster Bauherr. "Nach ersten intensiven Gesprächen hat uns Florian Kahl mit seinem Fachwissen und seiner hohen Motivation überzeugt. Für uns war schnell klar, dass wir ihm als Jungunternehmer eine Chance geben möchten und ihm guten Gewissens unser Vertrauen schenken können."
Tipps für Existenzgründer Gründer-Agentur Hauptziel der Gründer-Agenturen ist es, Unternehmensgründungen zu vereinfachen und zu beschleunigen. Mit der Errichtung der "Gründer-Agentur Coburg" leisten alle Beteiligten einen wesentlichen Beitrag zu den Entbürokratisierungsbemühungen der Staatsregierung. Hier findet sich bereits ein "Service aus einer Hand" mit zahlreichen Informations- und Beratungsleistungen, die für die Gründer kostenlos sind. Um sich Zeit und Wege zu sparen, kann der Gründer zum Beispiel im Anschluss an ein Beratungsgespräch oder eine Stellungnahme seine Gewerbeanmeldung vornehmen lassen.
AnsprechpartnerGründeragenturen der Region Coburg :
Industrie- und Handelskammer zu Coburg
Referentin für Existenzgründung und Unternehmensförderung
Susanne Stammberger
Schloßplatz 5
Coburg
Telefon 09561 / 7426-11
stammberger@coburg.ihk.de
Internet: http://www.coburg.ihk.de/
Handwerkskammer für Oberfranken
Betriebsberater
Marc Neubauer
Hinterer Floßanger 6
Coburg
Telefon 09561 / 51715
marc.neubauer@hwk-oberfranken.de
Internet: hwk-oberfranken.de
Existenzgründerseminare Mittwoch, 28.Januar,
Tagesseminar für Existenzgründer/-innen
IHK-Zentrum für Weiterbildung, Schloßplatz 5 a, Coburg
Mittwoch, 18. März,
Tagesseminar für Existenzgründer/-innen
Berufsbildungs- und Technologie-Zentrum (BTZ)
der Handwerkskammer, Hinterer Floßanger 1, Coburg
(Weitere auf der Internetseite)