Ach, die große Sehnsucht Coburg

2 Min
Glorreiche Zeiten für "Albert und Victoria": Mit Marie-Sophie Weidinger und Valentin Fruntke . Fotos: Albert Höchstädter
Glorreiche Zeiten für "Albert und Victoria": Mit Marie-Sophie Weidinger und Valentin Fruntke .  Fotos: Albert Höchstädter
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

In der Coburger Ehrenburg tritt ein Liebespaar auf, als sei es den historischen Bildern entsprungen: im Musical "Albert und Victoria".

Dass die groß angelegte Sache zur Coburg-Hymne werden würde - das hatten wir gehofft. Ja, seit Samstag haben wir unsere Musical-Hymne an Coburg, historisch begründet mit Albert und Victoria und Ernst und Leopold und beherzt gespielt und gesungen an quasi heiligem Ort: im Riesensaal der Ehrenburg, da, wo (mehr oder weniger) alles seinen Ursprung hat mit der kronenreichen Geschichte Coburgs.
Sehnsuchtsvoll singt Albert: "Coburg meine Heimat, Coburg mein Zuhaus'". Glühende Wangen, Jubel nach der Uraufführung von "Albert und Victoria. Die Liebe des 19. Jahrhunderts", mit der sich die frühere Landestheatersängerin Ulrike Barz-Murauer als beachtenswerte Komponistin vorstellte. Das "Volk", versorgt mit Great-Britain-Fähnchen, winkt dem königlichen Paar heftig zu - das rührender Weise mit Marie-Sophie Weidinger und Valentin Fruntke direkt den historischen Bildern entsprungen scheint.
Da die Karten für die geplanten acht Aufführungstermine gestern bereits fast alle verkauft waren, hat man sich zu einer Zusatzvorstellung am kommenden Samstag entschlossen.
Im gängigen Musical-Sound mit einfühlsamen Songs und auftrumpfenden Finale hat Ulrike Barz die Geschichte der jungen Queen Victoria nach intensivem Quellenstudium in ein üppiges, gut zweieinhalbstündiges Bühnenspiel gefasst. Es hört an der glücklichsten Stelle der legendären Liebesgeschichte auf, als der aus Coburg stammende Prinzgemahl Albert endlich die Anerkennung des englischen Volkes und Victorias als hilfreicher Mitregent erlangt hat. Dramaturgisch und sprachlich bringt Barz vieles ohne Umschweife und einfach zu erfassen auf den Punkt, mit Humor und auch mit kritischem Blick, etwa auf den Hallodri Ernst II. (Maximilian Kurth).


Mit viel Herz

Auch bis zu dieser Schnittstelle steckt bereits so viel Spannendes, Intrigantes, Herzschmerziges, historisch Hochinteressantes in dem Stück, dass allen Beteiligten nur mit Hochachtung vor der theatralen Leistung begegnet werden kann: Susann Lindner/Anja Protzmann als Mutter Victoire, Dorothèe Brand als Baronin Lehzen, Carsten Kumm als Leopold von Belgien, Janina Ostermann als Flora Hastings, Wolfram Haupt als "Stocky", Horst Gründel als Lord Melbourne und all den anderen Engagierten, nicht zu vergessen den wackeren Zeitungsjungen Jakob Zeller.


Typgerechte Besetzung

Ulrike Barz nämlich treibt die Schar der Laiensänger in dieser konzentrierten Szenenfolge bisweilen hart an ihre Grenzen. Dass die Umsetzung der Vorlage dabei als hörenswertes Gesamtwerk dieser Kategorie gelang, ist der musikalischen Leiterin Barbara Zeller zu danken, die mit kleiner Band neben der schlichten Bühne im Riesensaal agiert. Die Darsteller sind im prachtvollen Ambiente des Saales ganz allein auf ihre eigene Stimmkraft angewiesen, gesungen wird ohne jede technische Stütze.
Der Charme dieser reizvollen Produktion (für deren Organisation der Vorsitzende des Fördervereins Kleinkunst und Varieté, Siegfried Pecher, verantwortlich zeichnet) liegt vor allem auch in der zum Teil geradezu verblüffenden typgerechten Besetzung.
Womit wir nun quasi ins Herz der Geschichte und ihrer Inszenierung vordringen: zu Marie-Sophie Weidinger als bildnisgleicher Victoria. Sie ist aber tatsächlich Profi, hat eben ihr Musical-Studium abgeschlossen. Sie singt mit gut fundierter Stimme, spielt mit faszinierender Ausstrahlung: Sie ist die Königin, wie sie in einem Song trotzig betont.
Ihr zur Seite tritt Valentin Fruntke, der, so jung er ist, in Coburg schon mehrfach überrascht hat, diesmal vor allem auch mit beachtlicher Stimme. Wenn sich Weidinger als die bisweilen tobsüchtige Victoria und Fruntke als der schöne, ernsthafte, schüchterne Albert zum "gemeinsamen Musizieren" ans Klavier setzen und Schuberts "Leise flehen meine Lieder" singen - wem ging da bei der Premiere nicht das Herz auf?

"Albert und Victoria" Musical von Ulrike Barz-Murauer, die auch inszeniert hat, Regieassistenz Johanna Popp. Musikalische Leitung Barbara Zeller, Produktionsleitung Siegfried Pecher, Choreografie Robin Höhn, Licht Hanna Mannagottera. Als Programmheft wurde eine informative Zeitung verfasst, ein "Extrablatt" (Redaktion Liliana Merlin Frevel).

Darsteller: Marie-Sophie Weidinger, Valentin Fruntke, Dorothée Brand, Susann Lindner, Anja Protzmann, Carsten Kumm, Janina Ostermann, Wolfram Haupt, Maximilian Kurth, Horst Gründel, Jakob Zeller, Steffen Westphal, Jessika Puschak, Jochen Seitz, Siegfried Pecher, Wolfgang Schüppler, Annegret Schüppler, Emma Stößel, Laurenz Fleischmann, Janet Janson, Lena Büttner, Manfred Artus

Band: Barbara Zeller (Flügel), David Lange (Akkustikbass), Anja Seitz (Akustikgitarre), Oliver Heß, Daniel Ostermann (Schlagwerk), Janet Janson (Kazoo).

Weitere Termine: 21., 22., 23., 24., 25. September, jeweils 19.30 Uhr im Riesensaal der Ehrenburg. Zusatzvorstellung am Samstag, 24. September um 16 Uhr.

Karten bei allen Geschäftsstellen der VR-Bank Coburg für 26 Euro (ermäßigt 20 Euro).