Grippewelle 2017 belastet Kliniken in Franken - Isolationsstation in Bayreuth eingerichtet

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Ein kranker Mann liegt a im Bett und misst Fieber. Durch die jährliche Grippewelle haben Ärzte und Krankenhäuser in Bayern im Moment viel zu tun. Foto: Andreas Gebert/dpa
Ein kranker Mann liegt a im Bett und misst Fieber. Durch die jährliche Grippewelle haben Ärzte und Krankenhäuser in Bayern im Moment viel zu tun. Foto: Andreas Gebert/dpa
Joachim Knetsch
Joachim Knetsch
 

Die Grippewelle fällt 2017 besonders heftig aus. Die Kliniken in Franken sind aktuell überlastet, weil sogar die Mitarbeiter an Grippe erkranken.

Grippewelle in Franken: Bernd Siegler hat zu Beginn dieser Arbeitswoche gleich zum Telefonhörer gegriffen. Der Pressesprecher des Klinikums Nürnberg wollte wissen, ob sich die Situation an den Standorten Nord und Süd übers Wochenende entspannt hat. Ergebnis: Keine Besserung in Sicht, die Kollegen in den Notaufnahmen arbeiten weiter "am Anschlag".

Grund sind - neben den "normalen" Notfällen - die vielen Grippepatienten, die aktuell vorstellig werden. Dies sei zwar in jedem Jahr der Fall. Aber: "Mir wurde von Mitarbeitern bestätigt, dass sie so eine Situation noch nicht erlebt haben", so Siegler. Auf den Stationen werde praktisch jeder freie Platz genutzt. Hinzu komme, dass der Krankenstand auch beim Personal sehr hoch sei.


Einen Aufnahmestopp in den Krankenhäusern gibt es nicht


Ein Aufnahmestopp, wie von einer Nürnberger Zeitung verbreitet, gäbe es aber nicht. Trotzdem rät Siegler, dass man sich bei Grippe-Symptomen zunächst nicht in der Notaufnahme des Klinikums, sondern beim Hausarzt oder einer ambulanten Bereitschaftspraxis meldet.

Auch in Bayreuth, Bamberg und Würzburg sind die Kliniken von der Grippewelle betroffen. Die Notaufnahme in Bamberg verzeichnet seit Wochen eine Steigerung der Behandlungsfälle. Im Januar 2017 wurden hier 150 Fälle mit Influenza stationär behandelt, im Februar bereits 44. "Neben witterungsbedingten Unfällen ist eine erhebliche Zunahme von Erkrankungen der Atemwege mit Fieber und allgemeiner Abgeschlagenheit zu behandeln. Alles potenzielle Influenzapatienten, die auf eine Isolationspflicht getestet werden müssen", erklärt der Leiter der Interdisziplinären Notfallaufnahme, Joachim Knetsch.

Bis auf Weiteres sei ein Abflauen der Grippewelle nicht erkennbar. Auch in Bamberg müsse sich die Notaufnahme zunächst auf schwer verletzte oder erkrankte Patienten mit dringlichem Behandlungsbedarf konzentrieren.


Isolationsstation in Bayreuth: "Vorbereitet für Patienten, die anderswo abgewiesen werden"


"In Bayreuth ist für die Influenza-Patienten bereits im Dezember 2016 eine eigene Isolationsstation eingerichtet worden", sagt Klinikum-Sprecher Frank Schmälzle. Vor Weihnachten hatte es in Franken die erste Grippewelle gegeben. Die ist kurzzeitig wieder abgeflacht. "Wahrscheinlich, weil die Schulen geschlossen waren und viele Menschen Urlabu hatten. Das hat das Infektionsrisiko gesenkt", schätzt Schmälzle. Nun ist die nächste Welle gekommen. "Einen Aufnahmestopp wird es bei uns nicht geben. Aber wir müssen derzeit all unsere Ressourcen zusammenziehen."

Bevor Ärzte und Pflegekräfte die Station betreten, müssen sie Kittel, Haube, Handschuhe und Mundschutz anlegen. So wolle das Klinikum auch verhindern, dass sich wie in manchen fränkischen Kliniken Mitarbeiter anstecken. Zudem werden in dem Bayreuther Krankenhaus Schnelltests durchgeführt. "Bei Patienten mit entsprechenden Symptomen wissen wir so innerhalb von zwei Stunden, ob es sich um eine Grippe oder eine schwere Erkältung handelt. So können wir schnell die richtige Behandlung einleiten", erzählt Schmälzle.

Derzeit sind 25 Patienten in der Isolationsstation untergebracht. Bei Bedarf könnten schnell neue Plätze geschaffen werden. "Wir bereiten uns auch auf Patienten vor, die in anderen Städten in Franken womöglich abgewiesen werden", sagt Schmälzle. Täglich kämen acht bis zehn neue Patienten in die Station. "Wegen der effizienten Behandlung können wir aber ebenso viele am Tag entlassen", berichtet der Klinik-Sprecher.


Dunkelziffer ist hoch

Die Grippesaison hat in diesem Winter deutlich früher begonnen. Bereits im Dezember waren die ersten Fälle gemeldet worden. Und auch der Januarvergleich offenbart große Unterschiede: Wurden in den ersten vier Wochen im Vorjahr 608 Influenzafälle gemeldet, waren es 2017 insgesamt 4268.

Die Dunkelziffer liegt weitaus höher. "Nur ein Teil der Patienten geht zum Arzt und dort wird nur ein kleiner Teil auf Influenzaviren getestet", sagt RKI-Pressesprecherin Susanne Glasmacher. Das belegt eine Statistik: Saisonale Grippewellen verursachen jährlich zwischen einer und fünf Millionen zusätzliche Arztbesuche, die der Influenza zugeschrieben werden, in Jahren mit starken Grippewellen deutlich mehr. Die labordiagnostisch bestätigten Fälle liegen mit knapp 80 000 pro Saison jedoch erheblich niedriger.