Der Verein Genussregion Oberfranken will seine Marketing-Aktivitäten ausbauen. An verschiedenen Standorten in der Region sollen Spezialitäten geballt erlebbar werden.
Die Idee hatte der Bayreuther Bäckermeister Thomas Zimmer, zugleich Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken, erstmals zu Jahresbeginn präsentiert. Ein Oberfranken-Haus für regionale Spezialitäten sei in Planung, quasi ein Schaufenster, um das erlebbar zu machen, was der Verein Genussregion Oberfranken und seine Mitglieder alles zu bieten hätten. Und auch ein Gebäude hatte Zimmer schon im Blick: in Bayreuth, in unmittelbarer Nähe des Markgräflichen Opernhauses.
"Bewusstsein für Ernährung wecken" Am Dienstag nun erläuterte der Handwerkskammerpräsident in einer Pressekonferenz den aktuellen Stand dieser Projektidee. Zimmer spricht inzwischen nicht mehr nur vom Genusshaus, sondern von Genusshäusern. Es bestehe die Absicht, diese an verschiedenen, geeigneten Standorten in der Region zu entwickeln. "Wir schaffen damit attraktive Foren, um mit der Marke Genussregion Oberfranken den gesamten Regierungsbezirk genussvoll in Szene zu setzen", sagte Zimmer. Es gehe darum, Wissen um regionale Produkte und Spezialitäten zu vermitteln, dieses vorhandene Potenzial weiter zu entwickeln und überhaupt wieder mehr Bewusstsein für Ernährung zu wecken.
Dem Verein schwebt vor, Zentren zu schaffen, in denen Lebensmittel vermarktet werden, aber auch Ernährungsbildung betrieben wird und Veranstaltungen stattfinden.
Zunächst Machbarkeitsstudie "Wir sind die einzige Region in Deutschland, die ihr kulinarisches Erbe komplett erfasst und dokumentiert hat", sagt Bernd Sauer, Geschäftsführer der Handwerkskammer und Vorsitzender des Kuratoriums des Vereins Genussregion Oberfranken. "Es geht jetzt darum, das auch erlebbar zu machen."
Noch steht nicht fest, wie diese Genusshäuser genau betrieben werden sollen. Es werde eine Machbarkeitsstudie geben, an welchen Stellen so etwas funktionieren könnte, berichtete Sauer. Und es gebe ganz konkrete Ideen.
"Wir betreiben aktuelle Recherchen", sagte HWK-Präsident Zimmer. Es gehe darum, Betreiberkonzepte zu finden, die möglichst von einem großen Akteurskreis, zum Beispiel aus Kommunen, Landkreisen, Investoren, Gastronomie und anderen getragen werden. Die Betriebsform in Verbindung mit der Marke Genussregion soll dann über ein Lizenzmodell bestimmt und abgesichert werden. Als Standort sei ein touristisch entwickeltes Umfeld ideal. Tagestouristen, Ausflügler und Urlauber könnten so ihr Freizeiterlebnis mit dem Einkauf hochwertiger Produkte verbinden.
Leader-Förderung Der Verein wolle sich in den nächsten Monaten darüber informieren, wie es andernorts schon praktiziert wird: etwa beim Regionalmarkt Hohenlohe oder den Genussmärkten Südtirols.
Uta Hengelhaupt, Leiterin des aus Mitteln der europäischen Gemeinschaftsinitiative Leader geförderten Projekts Genussregion Oberfranken, zog eine Zwischenbilanz nach sechs Projektjahren. "Seit 2009 haben wir unsere kulinarischen Wurzeln vollständig erforschen können", sagte sie. Die Ergebnisse seien auf der Internetplattform
www.genussregion.oberfranken.de für jeden nachlesbar. So seien 320 Spezialitäten recherchiert, umfassend beschrieben und auch professionell fotografiert worden.
Unter dem Titel "Genussregion erleben" sei inzwischen auch der zweite Teil des Leader-Projekts angegangen worden. 200 kulinarische Erlebnismöglichkeiten habe man beschrieben, neun Genusswege durch Oberfranken entwickelt und 84 Genussbotschafter ausgebildet.
Kritik von der Bäckerinnung Kulmbach Anbieter, die Mitglied in der Genussregion werden und das Siegel für sich nutzen wollten, wurden anfangs stichprobenartig geprüft. 2012 hat der Verein nach eigenen Angaben das Zertifizierungsverfahren verschärft. Seitdem würden alle Betriebe durch das Zertifizierungsunternehmen QAL (Gesellschaft für Qualitätssicherung in der Agrar-und Lebensmittelwirtschaft) zertifiziert.
In der vergangenen Woche hatte der Austritt der Bäckerinnung Kulmbach aus dem Verein Genussregion für Aufsehen gesorgt. Die Innung hatte diesen Schritt damit begründet, dass Qualitätskriterien nach und nach aufgeweicht und von manchen Mitgliedern nicht mehr eingehalten würden. "Uns liegen seitens unseres Zertifizierungsunternehmens QAL keinerlei Hinweise vor, dass eines unserer Mitgliedsbetriebe die Qualitätskriterien der Genussregion Oberfranken aktuell nicht erfüllt", hieß es daraufhin in einer Stellungnahme von Vorstand und Kuratorium. Man werde den Vorwürfen aber nachgehen und die Zertifizierung auf den Prüfstand stellen, kündigte ein Mitglied des Vorstands an.