Aufgrund des Krieges in der Ukraine werden derzeit Lebensmittel wie Sonnenblumenöl oder Mehl in Unmengen gekauft. Der Lebensmittelrechtforscher Professor Kai Purnhagen von der Universität Bayreuth erklärt, warum Hamstern kontraproduktiv ist und zu höheren Preisen führt.
Als die Corona-Pandemie ausbrach, kauften die Deutschen Unmengen an Klopapier, sodass in manchen Supermärkten die Regale dieser Waren leergefegt aussahen. Nun sind es die Lebensmittel Mehl, Nudeln und Sonnenblumenöl, die aufgrund des Krieges in der Ukraine und den gestörten Lieferketten knapper werden und deshalb von Teilen der Bevölkerung aus Versorgungsangst in großen Mengen gekauft werden. Die Menschen befürchten Versorgungslücken und legen sich deshalb einen Vorrat an.
Dieses Phänomen wird auch umgangssprachlich als "Hamstern" bezeichnet. Im Interview mit dem BR erklärt der Lebensmittelrechtforscher Professor Kai Purnhagen von der Uni Bayreuth nun, warum das Hamstern eine sinnlose Überreaktion der Menschen ist und zu höheren Preisen im Supermarkt führt. Besser als Hamstern: So legst du clever Vorräte für den Notfall an.
Lebensmittelforscher erklärt: Hamsterkäufe sind sinnlos und kontraproduktiv
Beim Hamstern wird in der Forschung von "Verlustaversion" gesprochen, legt Purnhagen beim BR dar. Demnach bekommt ein Gegenstand, Produkt oder Lebensmittel plötzlich einen sehr viel höheren Wert, wenn das Gefühl in der Bevölkerung aufkommt, dass es etwas verlieren können. Diese Überreaktion der Menschen bezeichnet Purnhagen als relativ sinnlos und kontraproduktiv.
Dieses Verhalten würde nur dazu führen, dass die entsprechenden Lebensmittel deutlich teurer werden. "Man schafft eine künstliche Nachfrage am Markt, die in einer ohnehin knappen Zeit dazu führt, dass sich die Nachfrage noch einmal deutlich verschärft. Also kommt es noch einmal zu höheren Preisen und somit dreht sich die Preisspirale langfristig weiter. Es wird für jeden teurer", so Purnhagen im Interview mit dem BR.
Dabei sei Deutschland von den Lebensmittelengpässen, die durch den Krieg in der Ukraine höchstwahrscheinlich beim Weizen entstehen werden, wenig betroffen. Laut dem Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft sei die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln in Deutschland gewährleistet, dies berichtet das RedaktionsNetzwerkDeutschland.
Deutschland drohen derzeit keine Lebensmittelengpässe
Demnach würden wir einen hohen Selbstversorgungsgrad bei bestimmten Gütern wie Weizen aufweisen. Zudem sei der Agrarhandel mit Russland ohnehin schon seit dem Embargo 2014 sehr eingeschränkt gewesen. Es bestehe eine Bundesreserve an Getreide mit Weichweizen, Roggen und Hafer in Höhe von gut 700.000 Tonnen. Bisher habe die Regierung noch nie auf diesen Bestand zurückgreifen müssen.
"Es gibt weltweit noch genug Möglichkeiten, unsere Engpässe auszugleichen. Zudem haben wir das Geld dazu, um es entsprechend zu bezahlen", argumentiert auch der Professor von der Uni Bayreuth. Dies sei jedoch kein Grund für ein zu großes Sicherheitsgefühl, denn bei weiteren Fluchtbewegungen können die möglichen Konsequenzen derzeit noch nicht abgeschätzt werden.
Schwieriges Thema. Die einen sagen Hamstern ist asozial, die nächsten (auch die Bundesregierung) sagt das man sich einen Notvorrat anlegen soll. Wo fängt das dann an. Habe mal so einen Rechner benutzt, welcher mir sagt, was ein Notvorrat für 4 Personen umfassen sollte und habe festgestellt, dass wir wohl verhungern werden, da ich diese Menge an Hüslenfrüchten, Dosengemüse, Wasser, Nudeln, Hafeflocken usw. in einer kleinen Wohnung kaum lagern kann. Aber übermäßiges "hamstern" macht natürlich wirklich keinen Sinn. Was will ich mit 20 Flaschen Sonnenblumenöl, wenn das Ablaufdatum in evtl. 8 Monaten schon erreicht ist. Klar muss man es nicht am Mindesthaltbarkeitstag sofort wegwerfen, aber wenn 12 Flaschen ranzig werden, ist auch nichts gewonnen.