Frankens Handwerker melden nach wie vor gut gehende Geschäfte. Sorgen bereitet nur die EU-Kommission. Diese prüft seit mehr als einem Jahr die Zugangsbeschränkung von Berufen. Die Kammer in Bayreuth will jetzt lieber vorbeugen.
Eigentlich kommt der Vorstoß aus Brüssel harmlos daher. Erst gab es eine Empfehlung der EU-Kommission, in allen Mitgliedstaaten doch einmal zu überprüfen, ob Hemmnisse beim Zugang zu reglementierten Berufen bestünden. Vielleicht ließen sich die damit verbundenen Ziele auch anderweitig erreichen - ohne strikte Reglementierung. Das war im Oktober vergangenen Jahres. Seitdem wird "evaluiert", wie es offiziell heißt.
Betroffen sind nicht nur die Handwerker. In Deutschland werden die Zugangsregeln von 152 Berufen unter die Lupe genommen. Darunter sind Zahnärzte, Apotheker, Rechtsanwälte und Steuerberater. Aber auch die 41 meisterpflichtigen Handwerksberufe. Deutschland liege EU-weit im Mittelfeld, berichtete Thomas Koller, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Oberfranken, bei der Vollversammlung der Kammer gestern in Bayreuth. In Tschechien gebe es 398 zulassungsbeschränkte Berufe, auch in Polen sei die Zahl höher als hier. Doch die Handwerker wollen nicht tatenlos zusehen, wie in Brüssel Fakten geschaffen werden. "Seit 2004 weiß man ja, wo das Ganze dann hinlaufen würde", sagte Thomas Zimmer, Präsident der oberfränkischen Kammer. Damals wurden schon einmal Zugangsschranken abgebaut und mehr als 50 Gewerke meisterfrei.
Hauptgeschäftsführer Koller nannte als Beispiel den Fliesenleger. Vor 2004 habe es in Oberfranken 200 Betriebe gegeben, jetzt seien rund 600 eingetragen, da man nicht einmal mehr einen Gesellenbrief dafür brauche. "Zwar ist die Zahl der Betriebe deutlich gestiegen, aber die Zahl der Beschäftigten und der Ausbildungsplätze ist stark zurückgegangen", berichtete Koller.
Bayreuther Resolution Die Frage des Abbaus von Berufszugangsregeln werde noch längere Zeit verhandelt. Aber es sei jetzt "wichtig, Druck aufzubauen", sagte Koller. Der Meisterbrief sei für das Funktionieren des Systems der beruflichen Bildung im Handwerk unabdingbar. In den Kammern in Würzburg und Nürnberg sind die Meinungen zu diesem Thema gleichlautend. "Wir warten aber erst ab, was dabei herauskommt", sagt Daniel Röper, Pressesprecher der Handwerkskammer für Unterfranken.
In Bayreuth gingen die Handwerker gestern einen Schritt weiter. Die Vollversammlung verabschiedete einstimmig eine Resolution, in der sie EU, Bundesregierung und Bundesrat aufforderte, sich für die Stärkung des Meisterbriefes einzusetzen.
Darin werden vor allem vier Argumente hervorgehoben. Im internationalen Geschäft könnten europäische Unternehmen nur durch Qualität punkten, der Meisterbrief liefere da das nötige Rüstzeug. Er sichere zudem nachhaltiges Unternehmertum. Die Negativwirkungen einer Deregulierung würden von den Auswirkungen der Handwerksnovelle 2004 eindrucksvoll belegt. So seien nach einem kurzfristigen Anstieg der Betriebsgründungen bei zulassungsfreien Gewerben bereits 60 Prozent der Betriebe nach fünf Jahren wieder vom Markt verschwunden.
Daneben sei der Handwerksmeister Garant für eine hohe Ausbildungsleistung und für das Funktionieren des weltweit anerkannten Systems der dualen Ausbildung. Er sichere schließlich ein hohes Maß an Verbraucherschutz.
Fast 90 Prozent sind zufrieden An der guten Stimmung im Handwerk hat sich in den vergangenen Monaten wenig geändert. Egal, ob in Unter-, Ober- oder Mittelfranken: Die Zahl der zufriedenen Handwerksunternehmen beträgt laut Umfragen fast 90 Prozent.
"Nur elf Prozent bezeichnen ihre aktuelle Situation als schlecht", berichtete schon in der vergangenen Woche Heinrich Mosler, Präsident der Handwerkskammer für Mittelfranken. Am besten gehe es nach wie vor dem Bau- und Ausbaugewerbe. "Von der Verunsicherung der Weltwirtschaft lässt sich das Handwerk nicht anstecken", sagte Oberfrankens Präsident Zimmer. Stabile Beschäftigung, niedrige Zinsen und steigende Einkommen belebten weiter den Konsum. "Wir erwarten für das Gesamtjahr ein Umsatzwachstum von bis zu zwei Prozent und bleiben somit bei unserer Prognose." Ähnliches war auch in Nürnberg, bei der mittelfränkischen Kammer zu hören.
In Würzburg, wo heute die Vollversammlung tagt, verweist man auf den bislang milden Winter. Dies wecke Hoffnungen auf ein glänzendes viertes Quartal. Noch größere Sorgen als beim Meisterbrief hat Thomas Zimmer, wenn es um die Maut geht. Bereits die Ausweitung der Lkw-Maut auf Fahrzeuge zwischen 7,5 und zwölf Tonnen belaste viele Handwerksbetriebe. Dehne man diese auf noch leichtere Nutzfahrzeuge aus, sei dies für die Handwerker nicht akzeptabel, sagte Zimmer.
fallen zu lassen, wäre ein weiteres Beispiel für die komplette Ignoranz derer in Brüssel. Mir ist jeder europäische Handwerker lieber als die sogenannten Engineers oder Consultants von der anderen Seite des Atlantiks.