Tatort-Redakteurin Stephanie Heckner erzählt, warum der Fernsehkrimi eigentlich in Bayreuth hätte spielen sollen - und weshalb es doch anders kam.
Ein Brandanschlag auf eine Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber: Als bekannt wurde, um welches Thema sich der dritte Franken-Tatort dreht, war so mancher Bamberger zwiegespalten. Einerseits war da die Freude, dass der Fernsehkrimi mit dem Titel "Am Ende geht man nackt" zu großen Teilen in
Bamberg gedreht wurde. Andererseits gab es Bedenken: Schließlich existiert mit der Aufnahmeeinrichtung Oberfranken (AEO) in Bamberg Ost auch ganz real eine große Flüchtlingsunterkunft, die die Menschen beschäftigt.
Stephanie Heckner, Tatort-Redakteurin beim Bayerischen Rundfunk (BR) und Leitung Reihen und Mehrteiler, sagt klar: "Der Tatort möchte so authentisch wie möglich sein." Genau aus diesem Grund war neben Nürnberg eigentlich Bayreuth als Haupt-Drehort anvisiert - statt Bamberg. "Als wir angefangen haben, gab es nur in Bayreuth eine Erstaufnahmeeinrichtung", sagt die Redakteurin.
Franken-Tatort: Unterkunfts- und Kostenfrage
In Bayreuth angekommen, stellten die Filmschaffenden allerdings fest: Es gibt keine Unterkünfte mehr, wegen der Richard-Wagner-Feststpiele. Hinzu kam die Kostenfrage: Für eine Erstaufnahmeeinrichtung im Film hätte man laut Heckner eigens eine fiktive Kleiderkammer einrichten müssen. Also überlegten die Mitwirkenden, den Krimi stattdessen in einer "Gemeinschaftsunterkunft" spielen zu lassen - und auch über Bamberg als Drehort nachzudenken.
"Und dann kam plötzlich die Realität: Die Bamberger Flüchtlingseinrichtung wurde zu einer offenen", erinnert sich die Regisseurin.
Die Unterkunft in Bambergs Osten war im September 2015 ursprünglich als "ARE", eine sogenannte Ankunfts- und Rückführungseinrichtung für Asylbewerber mit geringer Bleibewahrscheinlichkeit, eröffnet worden. 2016 - just als der Franken-Tatort gedreht wurde - wurde aus der "ARE" die "Aufnahmeeinrichtung Oberfranken" und damit auch eine reguläre Erstaufnahmeeinrichtung. "Unter diesen Vorzeichen hätten wir vermutlich von vorne herein Bamberg als Drehort angesteuert", deutet die BR-Redakteurin an.
Tatort in Bamberg: Klare Stellungnahme des BR
Sie erinnert sich noch gut an das zunächst merkwürdige Gefühl, "als wir plötzlich von der Aufnahmeeinrichtung in der Zeitung gelesen haben. Da sind wir mit dem Thema in der Realität in Bamberg angekommen". Auch die Filmemacher hätten sich ob der Entwicklung der Flüchtlingswelle immer wieder sammeln und besinnen müssen. "Doch die Essenz dessen, was Drehbuchautor Holger Karsten Schmidt wollte, steckte von Anfang an drin", sagt die Tatort-Redakteurin. Dieser betont in einer BR-Mitteilung: "Menschenrechte gelten für alle oder keinen. Verweigern wir sie Flüchtlingen, verweigern wir sie damit uns selbst."
"Miteinander zählt"
Redakteurin Stephanie Heckner äußert sich in eine ähnliche Richtung: "Was für das Miteinander zählt, liegt jenseits kultureller Grenzen." Dies werde im Film dadurch deutlich, was Hauptkommissar Felix Voss in der Flüchtlingsunterkunft erlebt: Er gibt sich als tschetschenischer Asylbewerber aus und freundet sich mit dem Syrer Basem an, der ihm Vertrauen schenkt.
Der Film hat laut Heckner sein Ziel dann erreicht, "wenn unsere Zuschauer in Basem am Ende nicht mehr den syrischen Flüchtling sehen, sondern nur noch den Jungen, der seinen Bruder sucht".
Basems Geschichte ist übrigens auch der Grund, dass die Kamera nicht nur Bambergs Schokoladenseiten in Szene gesetzt hat. "Für Basem ist die Tatsache, das Bamberg schön ist, nicht von Bedeutung", erläutert Heckner. Aber für die Filmschaffenden schon, oder? "Wir müssen auf jeden Fall alle noch mal wieder kommen, darüber haben wir schon gesprochen", sagt die Tatort-Redakteurin.