Bundespolizeien messen sich sportlich in Bayreuth

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Bei verschiedenen Übungen müssen die Polizisten ihre körperliche Fitness unter Beweis stellen. Fotos: Michael Gründel
Bei verschiedenen Übungen müssen die Polizisten ihre körperliche Fitness unter Beweis stellen. Fotos: Michael Gründel
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Sonst haben sie es mit Gewalttätern und kniffligen Situationen zu tun. Beim Vergleichswettkampf dürfen Beamte der Bereitschaftspolizeien ihre trainierte Seite zeigen.

Eine Baderegel besagt: Springe nie in ein unbekanntes Gewässer, schon gar nicht aus größerer Höhe. Die Männer aus Hessen und Bremen dürften den Badesee in Trebgast nicht kennen, trotzdem müssen sie rein (sie suchen ja eine Vermisste), aber nicht einfach vom Ufer aus: Aus sechs Metern aus einem Hubschrauber hüpfen, so lautet die Vorgabe. An der Biegung hinter der Insel ist's tief genug. Der Super-Puma der Bundespolizei Bayreuth faucht, seine Rotoren verwirbeln die eben noch glatte Wasseroberfläche wie die Turbine in einem Wellenbad. Die Gischt spritzt den Bundespolizisten beim Auftauchen ins Gesicht, der Anzug saugt sich flugs voll Wasser.

Männer wie Eugen Roloff mögen das. Ausnahmezustand für Kopf und Körper. "Es ist genial, so an seine Grenzen geführt zu werden.
Und dazu der sportliche Wettkampf, das ist mal was anderes als im Einsatz." Der Bremer strahlt, kneift die Augen zusammen wegen der Sonne und rubbelt sich die Nässe aus der Kurzhaarfrisur. Er hat eben mit seinen vier Kameraden von der Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit der Bereitschaftspolizei aus der Hansestadt rollende Fässer überwunden, eine Puppe (die Vermisste) wiederbelebt, sich mit dem Schlauchboot ein Rennen gegen die Mannschaft Hessens geliefert.

Tags zuvor hatte Roloff wie die anderen 126 Teilnehmer auf einer sechs Kilometer langen Strecke durch die Bayreuther Innenstadt den Mühlbach durchquert und war auf den Sieges turm gekraxelt. Im Ohr die rollende Disco der Polizei, ein Einsatzwagen mit Lautsprechern. Aus denen dröhnt schon mal Heavy Metal. Musik zum Anstacheln der Spezialkräfte aus dem Bundesgebiet, von denen einige - nicht nur, was den Bürstenschnitt anlangt - eine gewisse Ähnlichkeit mit Dolph Lund gren alias Ivan Drago aus "Rocky IV" nicht leugnen können.
Stramme Jungs allesamt, in Zusatzausbildungen gestählt. Keine normalen Streifendienstler, die da die 18 Teams beim Vergleichswettbewerb bilden; 13 von den Polizeien der Länder vier Bundespolizeiabteilungen und eine Abordnung aus Wien.


Bayreuth war nicht startberechtigt



Die Bayreuther hatten das alle zwei Jahre stattfindende Kräftemessen 2010 bereits zum dritten Mal gewonnen und sind als Ausrichter nicht startberechtigt. "Sie hätten logistische Vorteile, weil sie natürlich das Umfeld kennen", begründet Polizeipressesprecher Veit Diettrich. Er weiß, was den Wettbewerbern abverlangt wird. "Die Teamfähigkeit wird bei solchen Übungen besonders geschult. Da muss sich der eine auf den anderen verlassen können."

Oder auch mal mitziehen und -zerren, so wie beim Hindernisschwimmen auf dem Badesee. Oder beim Pyramide-Bilden, um die eigene Landesfahne vom Gerüst zu ergattern. Oder beim Sichern des Bayreuther Flugplatzes, als dort eine "Amokwarnung" eingeht. Solche Ex tremsituationen werden gut trainiert, sagt Eugen Roloff. Er selbst ist ein gefragter Mann: etwa wenn es im Fußballstadion die gegnerischen Fanlager zu trennen gilt, die langsamste Müllabfuhr der Welt, der Castor-Transport, eskortiert werden muss oder in Berlin am 1. Mai der Begriff "Tag der Arbeit" für die Bundespolizei eine besondere Bedeutung bekommt, weil der Freund und Helfer dort Hass- und Ziel objekt in Uniform ist.

Immer dann, wenn die Polizei die Interessen des Staates oder eines Veranstalters auch mal gegen den Bürgerwillen durchdrücken muss, wird von diesen Sondereinheiten viel verlangt: körperliche Präsenz, aber auch ein hohes Maß an sozialer Kompetenz. Dazu das Wissen und ein gewisses Gespür für deeskalierende Maßnahmen in einem bisweilen hochexplosivem Umfeld.

Die Bürger, mit denen es die Fünf-Mann-Trupps in Bayreuth um Umgebung zu tun haben, sind nicht auf Krawall gebürstet, sondern feuern die Polizisten an. Nicht immer und überall freut sich der Bundesmichel sonst so über die Anwesenheit seiner Ordnungshüter. Das ist auch das Credo der Veranstalter dieses öffentlich ausgetragenen Vergleichs: Übungen für derlei aufwändige Polizeiarbeit sollen nicht im stillen Kämmerlein ablaufen. Polizeiarbeit ist Öffentlichkeitsarbeit. Und so hat der Vergleichswettkampf im doppelten Sinn etwas von "Spiel ohne Grenzen", bei dem auch die Distanz zwischen Bürger und Polizist auf eine höchst sportliche Art verschwimmt.