"Woraus schöpfe ich Kraft?": Fränkin will nach eigener Brustkrebs-Diagnose betroffenen Frauen helfen

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Nach eigener Brustkrebs-Diagnose: Bayreutherin will betroffenen Frauen helfen
Nicole Schnappinger aus Bayreuth ist zuversichtlich, den Krebs bald komplett hinter sich zu lassen. Einen Teil ihrer Energie will sie für andere Betroffene einsetzen.
Nach eigener Brustkrebs-Diagnose: Bayreutherin will betroffenen Frauen helfen
Nicole Schnappinger

Nicole Schnappinger aus Bayreuth bekam 2022 die Diagnose Brustkrebs - ein schockierender und völlig unerwarteter Lebenseinschnitt. Woher in dieser dunklen Zeit Kraft schöpfen? Bei der Beantwortung will sie heute anderen Betroffenen helfen.

Etwa eine von acht Frauen erkrankt laut dem Robert-Koch-Institut im Laufe ihres Lebens an Brust­krebs. Eine von sechs betroffenen Frauen erkrankt vor dem 50. Lebensjahr. Nicole Schnappinger traf es mit 47. "Vorher hatte ich mich mit dem Thema noch nie auseinandergesetzt", sagt sie im Gespräch mit inFranken.de. Das änderte sich für die Bayreutherin 2022, am Freitag vor den Osterferien. 

In der Rückschau staunt sie über den "wahnsinnig guten Riecher" ihrer Frauenärztin. Ohne jegliche Anzeichen bei der Ultraschalluntersuchung zu sehen, habe diese ihr ans Herz gelegt, trotzdem zur Mammografie zu gehen. Denn sie habe bereits einige Fälle bei unter 50-jährigen Frauen erlebt. Ohne Böses zu ahnen, habe die Mutter einer Tochter einen Termin an besagtem Freitag vereinbart.

"Quälende Zeit": Bayreutherin wird aus heiterem Himmel zur Brustkrebspatientin

"Ich dachte, ich gehe da halt mal schnell hin und am Montag geht es in den Urlaub." Doch tatsächlich wurde sie bei diesem Termin unvermittelt zur Brustkrebspatientin. "Es war eine völlige Überraschung und ein Schock. Ich wurde aus dem Leben gerissen", berichtet Schnappinger. Am Anfang sei noch gar nicht klar gewesen, "in welche Richtung es läuft. Ob es schnell oder langsam wächst". Wird zuerst operiert? Ist eine Chemotherapie nötig? All diese Fragen hätten im Raum gestanden. "Es ist eine ziemlich quälende Zeit", beschreibt sie es.

Letztlich entschieden sich die Ärzte für eine medikamentöse Therapie über insgesamt fünf Jahre. Tina Rottmann, eine ehemalige Schwabacherin, hatte weniger Glück. Sie erhielt mit bereits Ende 20 die Diagnose und musste sich einer Chemotherapie samt Brustamputation unterziehen. Heute klärt sie Unwissende darüber auf, wie es sich anfühlt, Krebs zu haben.

Während ihrer dreiwöchigen Reha habe sich Nicole Schnappinger mit unterschiedlichen Selbsthilfegruppen auseinandergesetzt. Von ihrer Familie und ihren Freunden habe sie zwar große Unterstützung erhalten, doch ihr hätten Menschen gefehlt, die ihre Krankheit wirklich nachvollziehen können. Ihre Beobachtung zu den Angeboten: "Irgendwie dreht sich alles um die Krankheit." Die Inhalte seien ihr zu negativ. 

Patientin ist jetzt selbst Mentorin - hier finden Betroffene Anlaufstellen

Irgendwann sei sie auf den deutschlandweiten Verein "Lebensheldin!" gestoßen. "Ich fühlte mich sofort angesprochen", erinnert sie sich. In der Onlinegruppe habe sie eine lebensbejahende Gemeinschaft gefunden, in der Betroffene ihre persönliche Entwicklung, ihre Ziele mit einem positiven Blick in die Zukunft reflektieren, wie sie beschreibt. "Woraus schöpfe ich Kraft?", sei eine der verschiedenen Fragen. Sich dem bewusst zu werden, gerade wenn es einem nicht gut geht, sei enorm wichtig, wie sie findet. 

Schnappinger habe schließlich selbst eine Mentorinnen-Ausbildung absolviert und steht kurz vor ihrer ersten eigenen, monatlichen Präsenzveranstaltung in Bayreuth. Sie betreibt sie ehrenamtlich. Die ersten ein bis zwei Sitzungen des Vereins sind kostenlos, danach wird um eine Mitgliedschaft für mindestens acht Euro gebeten. Auch in anderen fränkischen Städten gibt es Termine. Betroffene können auf weitere Angebote zurückgreifen, wie das Tumorzentrum Oberfranken erklärt. So bietet die bayerische Krebsgesellschaft auch in Bayreuth kostenfreie psychosoziale und psychookologische Beratung an, um neue Perspektiven für ein Leben mit oder nach der Krebserkrankung zu entwickeln.

Für junge Erwachsene mit Krebs gibt es den Treffpunkt Oberfranken für gegenseitigen Austausch. Auch viele Kliniken verfügen über Menschen, die Patientinnen Gespräche anbieten. Eine Adressensammlung des Tumorzentrums findet sich hier. "Man merkt, wie viel man gemeinsam hat und ist mit seinen Themen nicht alleine", schwärmt Schnappinger von ihrer Erfahrung. "Krisen bieten Chancen für einen Neuanfang", lautet eine ihrer Erkenntnisse. "Mein Lebensweg hat mich gelehrt, was es bedeutet, innezuhalten, um herauszufinden, was wirklich wichtig ist." Weitere Nachrichten aus Bayreuth und Umgebung findest du in unserem Lokalressort.