Mutmaßlicher Russen-Spion aus Kreis Bayreuth: Er zeigte sich allen mit Kampfanzug und Maschinengewehr

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Mutmaßlicher Russen-Spion Dieter S.: Schwere Waffen und Putin-Propaganda
Mit Maschinengewehr im Ausland: Dieter S. zeigte sich mehrfach offen als kremltreuer Kämpfer im Netz.
Mutmaßlicher Russen-Spion Dieter S.: Schwere Waffen und Putin-Propaganda
Collage inFranken.de: Facebook-Screenshots/Dieter S.

Der mutmaßliche Russen-Agent Dieter S., der zuletzt im Kreis Bayreuth lebte, zeigte sich in den sozialen Medien bereits vor Jahren schwer bewaffnet im Kampfanzug. Doch erst vor wenigen Tagen wurde er verhaftet.

Die Verhaftung zweier mutmaßlicher russischer Spione in Bayreuth sorgt seit Tagen für internationalen Gesprächsstoff. Am vergangenen Freitag (19. April 2024) äußerte sich auch der ehemalige BND-Präsident Gerhard Schindler zu der Thematik. Die enttarnten Geheimdienstaktivitäten seien keine Überraschung, "sondern die Spitze des Eisbergs", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). Noch drastischer klang die Warnung des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann (CSU), der zu hoher Wachsamkeit aufrief.

"Wir müssen uns jedenfalls bewusst sein, dass die russischen Nachrichtendienste schon seit vielen Jahren intensiv in Deutschland tätig sind", so Herrmann. Man müsse sich daher auf die Vorbereitung von Anschlägen durch Agenten einstellen. Auch Dieter S., der mittlerweile zusammen mit seinem mutmaßlichen Komplizen Alexander J. in U-Haft sitzt, soll sich für Sprengstoff- und Brandattacken bereit erklärt haben. Doch warum geriet der Mann erst jetzt ins Visier der Ermittler? Bereits vor acht Jahren präsentierte sich Dieter S. erstmals als Kämpfer im Ausland - ganz offen über die sozialen Medien. Auch seine weiteren Posts sind ziemlich unmissverständlich. 

Von der Ostukraine zurück nach Bayreuth: Dieter S. posierte mit Maschinengewehr auf Facebook

Am 13. Mai 2015, rund ein Jahr nach Beginn der Kämpfe in der Ostukraine, veröffentlicht Dieter S. bei Facebook ein Bild in einer Militäruniform. Auf der Tarnjacke befindet sich ein Aufnäher mit einer Blutgruppe, welcher üblicherweise von Soldaten im Kampf genutzt wird, um medizinischem Personal im Fall einer Verletzung schnell Informationen zur Behandlung zu geben. Unter dem Bild kommentiert ein mittlerweile verstorbener russischer Soldat 2016: "Es war ein cooles Haus." Dieter S. antwortete darauf mit einem lächelnden Emoji - wohl als Zustimmung zu verstehen. 

Den aktuellen Vorwürfen des Bundesgeneralanwalts zufolge soll Dieter S. zwischen Dezember 2014 und September 2016 in der Ostukraine als Kämpfer einer bewaffneten Einheit der prorussischen Vereinigung "Volksrepublik Donezk" (VRD) tätig gewesen sein. Hinweise auf seine Verwicklung in militärische Aktionen in der Region gibt es in den sozialen Medien allerdings bereits acht Jahre zuvor. 2016 lädt Dieter S. ein Foto hoch, das ihn mit einer - Form und Farbe zufolge wohl russischen Militärkappe - in voller Kampfmontur zeigt. 

2019 zeigt sich der Deutschrusse dann mit Maschinengewehr auf einem freien Feld - neben ihm ein ebenfalls schwer bewaffneter junger Mann. Die Szenerie scheint Dieter S. so sehr zu gefallen, dass er sie zweimal ins Netz stellt. Das zweite Bild ist ein Ausschnitt, bei welchem die beiden Waffen der Männer im Zentrum stehen. Eine weitere Aufnahme von einem Haus, das von Einschusslöchern übersät ist, sowie in Russlandfarben lackierte Fingernägel vervollständigen die Fotosammlung. 

Mutmaßlicher Russland-Spion aus Franken teilte kräftig Fake-Videos und Kreml-Propaganda

Die Inhalte auf dem Profil des Deutschrussen sind quasi durchweg politischer Natur. Der 39-Jährige, der Anschlagsziele ausgekundschaftet haben und sich selbst zu Attacken bereit erklärt haben soll, machte damit unmissverständlich klar, wo er steht. So teilte er eine Montage, auf der US-Präsident Joe Biden Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) an einer Leine Gassi führt. In dem Video eines Schriftstellers wird erklärt, dass die NATO die wahre Schuld am russischen Angriffskrieg auf die Ukraine trage. 

Insbesondere die AfD scheint mit ihren Äußerungen zur Russland-Politik politisch ganz auf der Linie von Dieter S. zu liegen, wie mehrere Inhalte zeigen. "Nord Stream 2 in Betrieb nehmen", forderte der Bundessprecher der Partei, Tino Chrupalla, im Juli 2022 in einem Post. Geteilt wurde der Inhalt unter anderem von dem 39-Jährigen. Auch eine längst als Fake-Video entlarvte Szene, auf der der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj einen vermeintlichen Haufen Kokain auf seinem Schreibtisch liegen hat, befindet sich bis heute auf dem Profil von Dieter S. 

Gegenüber News5 beschrieb ein direkter Nachbar den Deutschrussen als "dunkle Gestalt", die bei Besuch stets die Rollos zugezogen und sich kaum außerhalb der Wohnung habe blicken lassen. Ein weiterer Nachbar aus der Gegend spricht bei inFranken.de von einer äußerst "anonymen" Wohnanlage in Heinersreuth, die von ständigem Zu- und Wegzug geprägt sei. Wie News5 berichtet, ist auch über seinen mutmaßlichen Komplizen, Alexander J., wenig bekannt. Dieser lebte laut der Agentur bis zur Verhaftung mit seiner Mutter zusammen in einem Bayreuther Mehrfamilienhaus. Weitere Nachrichten aus dem Raum Bayreuth findet ihr im Lokalressort.