Auf ihrer Tour machte Kanzlerin Angela Merkel in Bayreuth Station. Aus der Reihe der rund 4000 Zuhörer waren nur wenige Buhrufe und Pfiffe zu vernehmen.
Es ist gerade drei Wochen her, als sich - zum Auftakt der Festspiele - Ministerpräsident Horst Seehofer und Bundeskanzlerin Angela Merkel in Bayreuth begegneten und der Mammut-Wagner-Oper "Die Meistersinger" lauschten. Das Polit-Promi-Schaulaufen am Grünen Hügel hatte freilich nichts zu tun mit Wahlkampf, mit harten Themen wie Flüchtlingskrise, Dieselgipfel und innerer Sicherheit.
Darum jedoch ging es am Donnerstagabend im Ehrenhof des Alten Schlosses. Vor allem beim Thema Asyl weiß inzwischen jeder in der Union um die diametral entgegen gesetzten Ansichten. Mancher wartete gar auf der Wörtchen "Obergrenze" aus dem Mund der Kanzlerin. Es fiel - mal wieder - nicht. Ebenso wenig erwähnte sie den Namen ihres SPD-Kontrahenten Martin Schulz oder das angespannte Verhältnis zu US-Präsident Donald Trump.
Stattdessen blickte sie ins gemeinsame Parteiprogramm von CDU und CSU. Darin steht unter anderem, dass der Solidaritätszuschlag in der kommenden Legislaturperiode schrittweise und für alle gesenkt werden sollen. Gleichzeitig bekräftigte die Kanzlerin, dass es mit der Union nach der Wahl keine Steuererhühungen gebenwerde. "Wir wollen kleinere und mittlere Einkommen entlasten. Aber anders als andere Parteien verknüpfen wir das nicht mit einer Neid-Debatte und sagen, dass wir im Umkehrschluss anderen die Steuer erhöhen."
Das Streitthema Flüchtlinge sparte die Kanzlerin nicht aus. "Sie werden sich noch an 2015 erinnern, als so viele Menschen zu uns kamen. Ich möchte auch hier noch einmal Danke sagen all denen, die in der Stunde der Not geholfen haben, ehrenamtlich oder hauptamtlich." Zugleich betonte Merkel, dass eine ähnliche Masseneinwanderung ein Einzelfall bleiben müsse. "Natürlich kann sich ein Jahr wie 2015 nicht jedes Jahr wiederholen. Das wollen wir nicht."
Immer wieder Beifall
Für ihre Worte erntete sie Buhrufe und Pfiffe einer Abordnung der Alternative für Deutschland (AfD). Ansonsten aber hielten sich Unmutsäußerungen gegen die Kanzlerin - anders als noch vor wenigen Tagen bei Auftritten im Osten der Republik - stark in Grenzen. Beim Einzug durch die Menge war lauter Beifall aufgebrandet, zum Schluss der Rede gab es sogar Standing Ovations.
Nach einer knappen Stunde reiste die Kanzlerin weiter. Bayreuth war eine von insgesamt 50 Stationen, die die CDU-Spitzenkandidatin auf ihrer Reise durch die Republik besuchen wird; es war der erste Auftritt in Franken, dem weitere in Bad Kissingen (Freitag) und Erlangen (31. August) folgen.