Zentralstelle Cybercrime Bayern: Platz in der Lagarde-Kaserne in Bamberg?

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Generalstaatsanwalt Thomas Janovsky, Justizminister Winfried Bausback und ZCB-Leiter Lukas Knorr (von links) Foto: Anette Schreiber
Generalstaatsanwalt Thomas Janovsky, Justizminister Winfried Bausback und ZCB-Leiter Lukas Knorr (von links) Foto: Anette Schreiber

Die Zentralstelle Cybercrime Bayern soll von aktuell drei auf 31 Mitarbeiter aufgestockt werden. Die Stadt will bei der Raumsuche mithelfen.

Wenn Lukas Knorr von seiner Arbeit erzählt, dann gibt er Einblicke in eine dunkle Welt. Denn der Oberstaatsanwalt ist Leiter der Zentralstelle Cybercrime Bayern (ZCB) und seine Wege führen ihn regelmäßig in die kriminellen Abgründe des Internets. Besser gesagt in das "Darknet", jenen Teil des Netzes, in dem Täter "geschützte Verbreitungswege" finden, wie Knorr sagt.

Er und seine beiden Mitarbeiter von der ZCB verfolgen Kriminelle, die Kinderpornos austauschen, Schadsoftware verbreiten oder die daran tüfteln, wie sie Geldautomaten manipulieren können oder an Online-Banking-Daten kommen. Die Fallzahlen nehmen zu: Waren es vergangenes Jahr noch 502 Verfahren, spricht Knorr aktuell von 864 - Anfang August.


Straftaten im Netz nehmen zu

Immer mehr Straftaten würden sich ins Netz verlagern. So erzählt Knorr von jemandem, der online nach einer Anleitung für einen Banküberfall gefragt habe. "Da hat er einige Häme einstecken müssen, schließlich würden sich Straftaten in der wirklichen Welt kaum mehr lohnen." Doch genau in dieser "wirklichen Welt" zeigt sich, was das Darknet anrichten kann: Dort besorgte sich der Täter des Münchner Amoklaufs illegal seine Waffe. Auch die Kommunikation vieler Krimineller laufe mittlerweile online, und "ebenfalls im Netz verbreitet der IS seine Propaganda", wie Bayerns Justizminister Bausback (CSU) gestern bei einem Pressegespräch in Bamberg sagte.
Nach den Anschlägen von Würzburg, München und Ansbach habe der Ministerrat bei seiner Klausurtagung in St. Quirin beschlossen, die ZCB auszubauen - "wobei mich Bürgermeister Lange schon vor Quirin mit Briefen bedrängt hat", sagte der Justizminister scherzhaft.

ZCB-Leiter Lukas Knorr dürfte sich über den Ausbau freuen, sei die Gruppe von aktuell drei Mitarbeitern doch teilweise bis an ihre Leistungsgrenzen ausgelastet.
In den kommenden zwei Jahren sollen aus aktuell drei stattliche 31 Stellen werden, schon am 1. September soll der erste neue Kollege seinen Dienst antreten. Mit dem Ausbau stärke man die "Schlagkraft im Darknet" gegen Verbrecher und tue gleichzeitig etwas für die bayerische Wirtschaft, merkte Bausback noch an.
Die neuen Jobs werden nicht nur Juristen antreten, sondern auch Computerfachleute - eine Neuheit, wie Generalstaatsanwalt Thomas Janovsky sagte. "IT-Fachkräfte gibt es bei den Staatsanwaltschaften in Deutschland bisher noch nicht." Durch eigene Sachverständige solle die Verfolgung von Cyber-crime erleichtert werden.
Folgende Schwerpunkte der künftigen Arbeit zählte Janovsky auf: Da seien die Ermittlungen im "Darknet" und der "under ground economy", die nachdrückliche Bekämpfung von Kinderpornographie, die Strafverfolgung von Hass und Hetze im Netz, die Bündelung bayernweiter Ermittlungen, die "gezielte Reaktion auf aktuelle Entwicklungen, die Intensivierung der internationalen Zusammenarbeit und die Verstärkung des Ausbildungsauftrags. Und all das soll von Bamberg aus geschehen.

Doch wo sollen sich die Arbeitsplätze der neuen Fachleute einmal befinden? Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) spricht auf FT-Anfrage von einem Platzbedarf von 857 Quadratmetern, aufgeteilt auf 37 Räume.
Starke hat laut eigener Aussage bereits das städtische Immobilien- und Konversionsmanagement mit der Suche nach einer Unterkunft beauftragt. "Ich finde es eine charmante Idee, das ZCB in die Konversionspläne einzubetten."

In der Lagarde-Kaserne ist ein digitales Gründerzentrum geplant und Starke kann sich "gut vorstellen, dass neben dem Gründerzentrum auch die Zentralstelle Cybercrime untergebracht wird."
Da man mittlerweile wisse, welche Fläche die Bundespolizei für ihre Ansiedlung benötige, würde die ZCB gut in den neu angepassten Rahmenplan passen.