Für einen Bier-Test hat das ZDF Bamberg nach Forchheim verlegt. Zum Ausschank kam nur Pils. Bamberger Biersommeliers erklären, warum das nicht gut gehen konnte.
Da haben viele Bamberger wohl erst mal (ein Seidla Bier) schlucken müssen. In der ZDF-Sendung "Wie gut ist unser Bier?", in der es am Mittwochabend eine dreiviertel Stunde lang im Schweinsgalopp quer durch das Thema Bier ging, sollten Bamberger bei einem Test zeigen, ob sie ihr Lieblingsbier erkennen. Nirgendwo sonst in Deutschland wird mehr Bier getrunken, also müssen die sich auskennen, so die Testanordnung der Fernsehleute.
Erstes Erstaunen dann, als nach kurzen Sequenzen vom Alten Rathaus und Klein-Venedig die "Bamberger Trachtengruppe Effeltrich" aufmarschiert. Der Keller auf dem sie sich einfinden kommt keinem bekannt vor. Heftiges Kopfschütteln aber, als die zu testenden Biere vorgestellt werden: Oettinger, Beck's, Warsteiner, Krombacher - und als Lieblingsbiere der vermeintlichen Bamberger Kulmbacher und Neder. Beim Test versagen die Trachtler dann fast vollständig. Fazit: schmeckt alles gleich.
Zum Schluss ist noch ein Schild zu sehen: Schaufel-Keller. Der ist in Forchheim. Das erklärt wenigstens Neder.
Es ist aber nicht nur diese Schludrigkeit bei der Recherche, - die stark an das Tannbach-Dialekt-Debakel des ZDF erinnert -, die stört. Hier wird Bier mit Pils gleichgesetzt. Pils wird auch in Bamberg getrunken. Aber fränkisches Bier geht anders. Wir haben Bamberger Experten gefragt, was sie von dieser Verkostung halten.
"Das Problem ist, dass in der Bierstadt Bamberg Pils getestet wird - Industriebiere, die nach nichts schmecken", meint David Hertl. Der Schlüsselfelder gilt als Deutschlands jüngster Braumeister und Biersommelier. Gerade bereitet er sich zu Hause auf die Deutsche Meisterschaft der Biersommeliers vor, die am 31. Januar in der Doemens-Akademie in Gräfelfing stattfindet.
"Fränkisch ist Kellerbier - und dann kommt erst mal lange nichts", erklärt Hertl.
Aber Pils? Hätte er selbst die Biere erkannt? "Wenn man mir das einfach so vorsetzen würde, könnte ich auch keine Marke nennen - weil ich selten solche Biere trinke. Da müsste ich mich schon konkret vorbereiten", gibt der diplomierte Bierschmecker offen zu. Die getesteten Biere würden wirklich nur in Nuancen unterscheiden. Von einem Trachtenverein können man das einfach nicht erwarten. "Da braucht es schon eine geschulte Zunge." Auch das regionale Neder-Bier sei ein "normales Pils, das nichts Kantiges hat."
Christian Klemenz, Betreiber der Bierothek in Bamberg und ebenfalls Biersommelier, ist etwas gnädiger mit dem ZDF. "Der Film sollte die Masse ansprechen - und die trinkt Pils", meint er. In Franken seien es dagegen vorwiegend malzbetonte Lager- und Kellerbiere. Und selbst das fränkische Pils sei weniger herb als das norddeutsche.
Große Industriebiere seien zwar qualitativ ordentlich, "aber es fehlt ihnen an Charakterstärke und Vielfalt. Vielleicht ist da die fränkische Zunge unterfordert", merkt er zur Ehrenrettung der Tester an. Seine Kritik: Man hätte mehr auf die Regionalität achten sollen. Die Biervielfalt ist leider untergegangen." Er meint damit nicht nur Bamberg, sondern ganz Franken. "Fränkisches Bier müsste man noch mehr als Marke aufbauen, dann würde so etwas vielleicht auch nicht passieren."
Auf der Facebook-Seite der Bierothek, die auf die Sendung hingewiesen hatte, setzten die Kommentare schon mit der Ausstrahlung ein: "Über die ,Lieblingsbiere' dieses Trachtenvereins könnt ich mich auf aufregen", meint beispielsweise einer. "Wie zu erwarten war: Bei der Blindverkostung schmeckt ein (Industrie-) Pils wie das andere", stellt ein anderer fest.
Mich würde interessieren was Bitburger, Becks und Krombacher so im Jahr nach Mainz überweisen. Die Öffentlich Rechlichen sind kein PayTV mehr das ist PainTV
Leider verkommt das ZDF immer mehr zu einer Lachnummer. Verlegte man erst Mödlareuth nach Oberbayern und jetzt Forchheim bzw. Effeltrich nach Bamberg und unsere "Bamberger Trachtengruppe" dazu. Pilstrinker sind wir auch noch massenhaft. Die Mainzer merken nicht, dass der öffentlich-rechtliche (?) Ast, auf dem sie sitzen, fast schon abbricht. Den braucht man nicht mehr absägen. Was ist überhaupt noch glaubhaft???
Toll auch, dass man den ARD-Nachmittag mit sage und schreibe DREI Daily Soaps und tausenden Folgen zumüllt. Da können die Privaten über den tiefen Fall nur noch staunen.
Gibt es schon eine Demo-Anmeldung oder Unterschriftenliste? =)
Als ich in der Vorschau schon Etiketten sah, was für "Bier" da verkostet wird, habe ich es gar nicht erst geschaut...
dass oberbaierisch moderiert wurde...
Liebe FT-Redakteure,
wenn echauffieren, dann auch bitte sleber richtig recherchieren:
Der Beitrag lief am Dienstagabend, 27.01.15, nicht Mittwoch, 28.01.15
Gruß aus Igensdorf