ZDF-Biertest: "Das ist nicht unser Bier!"

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Biersommelier Christiabn Klemenz weiß, wie Bier richtig verkostet wird. Fotos: Ronald Rinklef
Biersommelier Christiabn Klemenz weiß, wie Bier richtig verkostet wird. Fotos: Ronald Rinklef
 
 
 
 
 
 
 
 

Für einen Bier-Test hat das ZDF Bamberg nach Forchheim verlegt. Zum Ausschank kam nur Pils. Bamberger Biersommeliers erklären, warum das nicht gut gehen konnte.

Da haben viele Bamberger wohl erst mal (ein Seidla Bier) schlucken müssen. In der ZDF-Sendung "Wie gut ist unser Bier?", in der es am Mittwochabend eine dreiviertel Stunde lang im Schweinsgalopp quer durch das Thema Bier ging, sollten Bamberger bei einem Test zeigen, ob sie ihr Lieblingsbier erkennen. Nirgendwo sonst in Deutschland wird mehr Bier getrunken, also müssen die sich auskennen, so die Testanordnung der Fernsehleute.

Erstes Erstaunen dann, als nach kurzen Sequenzen vom Alten Rathaus und Klein-Venedig die "Bamberger Trachtengruppe Effeltrich" aufmarschiert. Der Keller auf dem sie sich einfinden kommt keinem bekannt vor. Heftiges Kopfschütteln aber, als die zu testenden Biere vorgestellt werden: Oettinger, Beck's, Warsteiner, Krombacher - und als Lieblingsbiere der vermeintlichen Bamberger Kulmbacher und Neder. Beim Test versagen die Trachtler dann fast vollständig. Fazit: schmeckt alles gleich.
Zum Schluss ist noch ein Schild zu sehen: Schaufel-Keller. Der ist in Forchheim. Das erklärt wenigstens Neder.

Es ist aber nicht nur diese Schludrigkeit bei der Recherche, - die stark an das Tannbach-Dialekt-Debakel des ZDF erinnert -, die stört. Hier wird Bier mit Pils gleichgesetzt. Pils wird auch in Bamberg getrunken. Aber fränkisches Bier geht anders. Wir haben Bamberger Experten gefragt, was sie von dieser Verkostung halten.

"Das Problem ist, dass in der Bierstadt Bamberg Pils getestet wird - Industriebiere, die nach nichts schmecken", meint David Hertl. Der Schlüsselfelder gilt als Deutschlands jüngster Braumeister und Biersommelier. Gerade bereitet er sich zu Hause auf die Deutsche Meisterschaft der Biersommeliers vor, die am 31. Januar in der Doemens-Akademie in Gräfelfing stattfindet.

"Fränkisch ist Kellerbier - und dann kommt erst mal lange nichts", erklärt Hertl. Aber Pils? Hätte er selbst die Biere erkannt? "Wenn man mir das einfach so vorsetzen würde, könnte ich auch keine Marke nennen - weil ich selten solche Biere trinke. Da müsste ich mich schon konkret vorbereiten", gibt der diplomierte Bierschmecker offen zu. Die getesteten Biere würden wirklich nur in Nuancen unterscheiden. Von einem Trachtenverein können man das einfach nicht erwarten. "Da braucht es schon eine geschulte Zunge." Auch das regionale Neder-Bier sei ein "normales Pils, das nichts Kantiges hat."

Christian Klemenz, Betreiber der Bierothek in Bamberg und ebenfalls Biersommelier, ist etwas gnädiger mit dem ZDF. "Der Film sollte die Masse ansprechen - und die trinkt Pils", meint er. In Franken seien es dagegen vorwiegend malzbetonte Lager- und Kellerbiere. Und selbst das fränkische Pils sei weniger herb als das norddeutsche. Große Industriebiere seien zwar qualitativ ordentlich, "aber es fehlt ihnen an Charakterstärke und Vielfalt. Vielleicht ist da die fränkische Zunge unterfordert", merkt er zur Ehrenrettung der Tester an. Seine Kritik: Man hätte mehr auf die Regionalität achten sollen. Die Biervielfalt ist leider untergegangen." Er meint damit nicht nur Bamberg, sondern ganz Franken. "Fränkisches Bier müsste man noch mehr als Marke aufbauen, dann würde so etwas vielleicht auch nicht passieren."

Auf der Facebook-Seite der Bierothek, die auf die Sendung hingewiesen hatte, setzten die Kommentare schon mit der Ausstrahlung ein: "Über die ,Lieblingsbiere' dieses Trachtenvereins könnt ich mich auf aufregen", meint beispielsweise einer. "Wie zu erwarten war: Bei der Blindverkostung schmeckt ein (Industrie-) Pils wie das andere", stellt ein anderer fest.