Seit Würgau tabu ist: Immer mehr Biker zieht es in dieser Motorradsaison auf den Feuerstein bei Ebermannstadt.
Noch bis Dezember dauert die Probephase an, dann können Politik und Behörden ein Fazit ziehen, ob die Wochenend-Sperrung des Würgauer Bergs für Motorräder sinnvoll ist oder nicht. Alles andere als die Überführung dieser Maßnahme aus dem August 2017 in eine unbefristete Regelung käme einer großen Überraschung gleich. Zu eindeutig sind die Auswirkungen der Streckensperrung: bislang kein Verletzter, kein Toter.
Viele Jahre lang war das anders. Polizei, Sanitäter und Feuerwehrleute können ein Lied von den vielen Unfällen singen. Die Dorfbewohner können dank der Ruhe aufatmen. Es stellt sich die Frage: Haben sich der Lärm und die Unfälle verlagert?
Ja - heißt es zum Beispiel aus der Fränkischen Schweiz. Der Motorradverkehr auf der Kreisstraße von Ebermannstadt (Kreis Forchheim) hoch zur Burg Feuerstein und zum Segelflugplatz habe merklich zugenommen, sagt Hauptkommissar Rainer Penning. Der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Ebermannstadt findet, die Strecke sei zu einem "Anziehungsmagnet" für Motorradfahrer geworden. Besonders bei schönem Wetter seien hier auffällig viele Biker unterwegs.
Kreisstraße wurde neu geteert
Ein Grund: Die Straße zwischen Ebermannstadt und Drosendorf wurde in den letzten Jahren ausgebaut und der Fahrbahn-Belag erneuert. "Ich kenne die Strecke gut. Früher gab es leichte Risse und Schlaglöcher", erinnert sich der Forchheimer Motorradfahrer Alfons Wiemann.
Der 65-Jährige ist in den 70er und 80er Jahren mehrfacher deutscher Vizemeister und bayerischer Meister im Motocross gewesen. Heutzutage fährt er viel auf den Straßen in der Fränkischen Schweiz und weiß, warum jetzt der Feuerstein unter Motorradfahrern beliebt ist. "Weil es schöne Haarnadelkurven und viele lange Geraden gibt", erklärt der Motorrad-Experte. Das zeichnet auch die Bundesstraße von Würgau Richtung Steinfeld aus, die nun für die Wochenend-Ausflügler auf zwei Rädern tabu ist.
Viele Biker würden von Würgau auf die Feuerstein-Strecke ausweichen, meint Wiemann. Das spreche sich in der Szene schnell herum.
Tempo-50-Zonen als Reaktion
"Durch das geballte Verkehrsaufkommen kommt es zwangsläufig auch zu Lärmbelästigungen", meint Polizist Penning. Seit April 2017 beschwerten sich Anwohner häufiger über Motorradlärm bei der Ebermannstadter Polizei. Weil zudem viele Biker rund um die Burg Feuerstein rasten und dort auch Fußgänger unterwegs seien, habe die Verkehrsbehörde reagiert: An den Wanderparkplätzen Richtung Ebermannstadt wurden Tempo-50-Zonen eingerichtet.
Appell an die Vernunft der Biker
"Als Motorradfahrer willst du auch Spaß haben und oft kann man gefahrlos gut doppelt so schnell fahren als erlaubt", meint Motorrad-Enthusiast Wiemann. Aber der Experte appelliert an die Vernunft und rät: "Immer auf Sicht fahren und sich nicht überschätzen!" Viele beliebte Motorradstrecken in der Fränkischen Schweiz hätten bereits Geschwindigkeitsbegrenzungen. "Wenn man richtig schnell fahren will, ist natürlich eine private Rennstrecke am idealsten", rät Wiemann.
Der Lärm bleibt ein Problem
Hauptgrund für die berechtigten Beschwerden sei laut Polizei aber die Lärmbelästigung. "Alleine mit Geschwindigkeitsbegrenzungen lässt sich dieses Problems nur bedingt verbessern", so Hauptkommissar Penning.
Die Ebermannstadter Polizeibeamten hätten auf der kurvigen Feuerstein-Strecke bereits einige Fahrer mit illegal getunten Motorrädern aus dem Verkehr gezogen. Die Maschinen waren so manipuliert, dass sie auch lauter waren als erlaubt - genau wie einst in Würgau.
Kontrolldruck soll helfen
Seit das Motorrad-Problem mit dem Straßenausbau im Frühjahr vergangenen Jahres am Feuerstein aufkam, haben Beamte der Polizeiinspektion Ebermannstadt und der Verkehrspolizeiinspektion Bamberg auch hier verstärkt Kontrollen durchgeführt.
Die Polizei stehe in ständigem Kontakt mit den Sicherheitsbehörden, wie der Regierung von Oberfranken, dem Landratsamt Forchheim oder der Stadt Ebermannstadt, um gemeinsam "mit einem Maßnahmenbündel eine Lösung herbeizuführen". Hierzu zähle auch ein gewisser Kontrolldruck durch die Polizei.
Wer die lange Geschichte der beliebten Biker-Strecke von Würgau mitverfolgt hat, dem dürfte das aktuelle Geschehen in der "Fränkischen" nur allzu bekannt vorkommen. In Würgau hatten weder die vielen baulichen Maßnahmen, noch die starke Polizei-Präsenz, noch das 50-Limit gegen das Raser-Problem Wirkung gezeigt. Es musste erst die Sperrung an Wochenenden und Feiertagen kommen - sehr zum Leidwesen der "anständig" fahrenden Biker und der Menschen in der Fränkischen Schweiz. Übrigens: Die Ortsdurchfahrtsstraße von Würgau zeigt schon lange an wo's langgeht: sie trägt den Namen "Fränkische-Schweiz-Straße".
Leider durften wir die Verhältnisse auf der Verbindung zwischen Ebermannstadt und Burg Feuerstein unmittelbar auskosten, als wir im vergangenen Spätsommer dort mit den Fahrrädern unterwegs waren: Mit hoher Geschwindigkeit und dröhnendem Auspuff machten sich einige Motorradfahrer den (einseitigen) "Spaß", immer und immer wieder hirnlos nach oben und unten zu brettern. Weder vom Sicherheitsgefühl her noch angesichts unserer Trommelfelle konnten wir das Vergnügen nachempfinden.
Ob es zwischenzeitlich noch schlimmer geworden ist, kann ich mangels eigener Anschauung nicht beurteilen.
Selbst im Besitz des entsprechenden Führerscheins, fehlt mir jedenfalls das Verständnis.
Leider bleibt es nicht einmal dabei. Werden schon die nahezu überall viel zu wenigen brauchbaren Fahrradstellplätze von dort geparkten Krafträdern blockiert (wie auch so mancher Gehweg), erobern die Motorbiker zunehmend die straßenunabhängig geführten (Geh- und) Radwege. Zumindest ein nicht zu vernachlässigender Teil läßt dabei jegliche Vor -und Rücksicht gegenüber den unmotorisiert mobilen Menschen, nicht zuletzt Kindern, vermissen. Besonders stechen - ohne Anspruch auf Ausschließlichkeit - die Auslieferungsfahrer von Schnellimbißketten auf ihren schnellen E-Bikes (kennzeichenpflichtig, haben auf Radwegen definitiv nichts zu suchen) hervor.
Fatal: Die Ordnungsbehörden einschließlich Polizei interessieren sich überhaupt nicht für das Problem. Wie beinahe immer, wenn es um die Belange des unmotorisierten Verkehrs geht, demonstrieren sie den Nachtwächterstaat: laufen lassen und wegsehen!