Wohnmobile aus Schlüsselfeld: Kampf um Luxus-Reisende

3 Min
Im Inneren eines Phoenix-Reisemobils Foto: Barbara Herbst
Im Inneren eines Phoenix-Reisemobils Foto: Barbara Herbst
Concorde: Marketing- und Vertriebsleiter Markus Freitag und Geschäftsführer Joachim Baumgartner (v.l.) Foto: Barbara Herbst
Concorde: Marketing- und Vertriebsleiter Markus Freitag und Geschäftsführer Joachim Baumgartner (v.l.) Foto: Barbara Herbst
 
Morelo-Geschäftsführer Jochen Reimann Foto: Barbara Herbst
Morelo-Geschäftsführer Jochen Reimann Foto: Barbara Herbst
 
Produktion eines Morelo-Reisemobils in Schlüsselfeld Foto: Barbara Herbst
Produktion eines Morelo-Reisemobils in Schlüsselfeld Foto: Barbara Herbst
 
Phoenix-Inhaber Johannes und Barbara Schell Foto: Barbara Herbst
Phoenix-Inhaber Johannes und Barbara Schell Foto: Barbara Herbst
 
Im Inneren eines Phoenix-Reisemobils Foto: Barbara Herbst
Im Inneren eines Phoenix-Reisemobils Foto: Barbara Herbst
 
Im Inneren eines Phoenix-Reisemobils Foto: Barbara Herbst
Im Inneren eines Phoenix-Reisemobils Foto: Barbara Herbst
 

In Schlüsselfeld buhlen gleich drei Firmen um die Gunst der Kunden. Nirgendwo in Deutschland werden mehr dieser noblen Fahrzeuge hergestellt als hier. Doch die Nachfrage sank zuletzt. Jetzt setzen Concorde, Morelo und Phoenix auf die morgen beginnende Leitmesse Caravan Salon.

An der Spitze der Preispyramide wird die Luft bekanntlich dünner. Mehr als 100.000 Euro für ein dauerhaftes Urlaubsvergnügen auf vier Rädern - dies wollen und können sich Jahr für Jahr in Europa nicht einmal 1000 Käufer leisten. Der Markt für Luxus-Reisemobile ist überschaubar. Er wird dabei von drei fränkischen Herstellern dominiert, die alle an einem Ort produzieren: in Schlüsselfeld (Landkreis Bamberg), direkt an der A3 gelegen.

"Schlüsselfeld ist die Hochburg der Luxus-Reisemobile", sagt Jochen Reimann, Geschäftsführer der Firma Morelo. Seit das Unternehmen vor genau vier Jahren dazugekommen ist, ist auch der Wettbewerb größer geworden. Morelo konkurriert mit dem Platzhirschen Concorde und der etwas kleineren Firma Schell Fahrzeugbau, in der Branche bekannt unter dem Markennamen Phoenix. Um die Produktionsstätten aller drei Betriebe nacheinander aufzusuchen, benötigen motorisierte Kunden nur wenige Minuten.

"Die Hersteller von Luxus-Reisemobilen kann man in Europa an zwei Händen abzählen", sagt Wolfgang Steinbauer, Vertriebsleiter von Phoenix. Weshalb sich gleich drei davon im Gebiet des Städtchens Schlüsselfeld - zwei davon im Ort Aschbach - angesiedelt haben, hat seine Gründe. Die heute an den Firmenspitzen wirkenden Personen waren nicht immer Konkurrenten, haben zum Teil schon zusammengearbeitet.

Zuerst waren es Falt-Wohnwagen

Den Anfang machte vor mehr als drei Jahrzehnten die Familie Reimann. Helmut Reimann aus Zellingen (Landkreis Main-Spessart) produzierte zunächst Falt-Wohnwagen, Wigwam genannt, erwarb dann in Aschbach ein Produktionswerk des Wohnwagenherstellers Tabbert und gründete 1981 die Firma SKW (Schlüsselfelder Karosserie Werke). Sohn Jochen Reimann kam 1986 in die Firma.1996 verlegte die Familie Reimann die Verwaltung von Zellingen nach Schlüsselfeld, Anfang 2004 änderte sich der Firmenname. Aus SKW wurde Concorde, benannt nach dem bisherigen Markennamen der SKW-Reisemobile. Der Name Concorde war dabei durch die Form der sogenannten Alkoven-Modelle (mit Schlafgelegenheit über dem Führerstand) entstanden, die mit ihrer abgeknickten Spitze heute noch an das einstige Überschallflugzeug erinnern.

Vor dem Namenswechsel zu Concorde hatte die Schlüsselfelder Pionierfirma aber einiges erlebt. 1997 verließ der bisherige Werkleiter Johannes Schell das Unternehmen und machte sich mit seinem Sohn Oliver in der Nachbarschaft selbstständig. Beide produzieren nun seit 16 Jahren unter dem Markennamen Phoenix.

2003 war die Firma SKW verkauft worden. "Der Betrieb war marode und wir haben ein gutes Angebot bekommen", erzählt Jochen Reimann. "Außerdem wollten meine älteren Brüder nicht weitermachen." Jochen Reimann machte weiter. Unter dem neuen Concorde-Eigentümer Kühne aus Köln war er fortan Geschäftsführer, zuständig fürs Kaufmännische. An seiner Seite und zuständig für die Technik: Reinhard Löhner.

Mittlerweile sind die beiden Konkurrenten von Concorde und Geschäftsführer einer anderen Firma: Morelo, mit neuem Werk unweit des ADAC-Fahrsicherheitszentrums Nordbayern.

Möglich gemacht hat diese Investition der Morelo-Mehrheitsgesellschafter HTP, hinter dem zwei holländische Finanzinvestoren stehen. HTP ist auch Inhaber der Firma Knaus Tabbert, einer der führenden europäischen Hersteller von Wohnwagen und Reisemobilen. "Wir nutzen da Synergien bei Einkauf und Vertrieb", sagt Reimann.

Emotionaler Umgang miteinander

Joachim Baumgartner, heutiger Concorde-Geschäftsführer, kennt Reimann und Löhner von früher. "Ich bin seit 2005 bei Concorde", erzählt er. "Uns fällt es sehr leicht, einen Wettbewerber wie Phoenix zu tolerieren", sagt der Diplom-Ingenieur. Phoenix sei starke Konkurrenz bei Alkoven-Fahrzeugen, Concorde setze aber mehr auf die voll integrierten Liner-Modelle. "Gegenüber Morelo ist das Verhältnis etwas emotionaler", berichtet Baumgartner. Zum einen sei die Konkurrenzsituation noch sehr jung. Zum anderen konzentriere sich auch Morelo auf den Liner-Bereich.

Concorde baut daher immer öfter schwere Reisemobile über zwölf Tonnen Gewicht. Zehn Prozent der hergestellten Fahrzeuge fallen laut Vertriebsleiter Markus Freitag unter diese Kategorie. Das geht bis zu einem zulässigen Gewicht von 26 Tonnen. Ein Reisemobil mit einem Lkw-Unterbau von MAN oder Mercedes.

Drei Wochen bis drei Monate dauert es laut Baumgartner, bis ein Reisemobil gebaut ist. Schreiner, Elektriker, Maler, Gas- und Wasserinstallateure oder Karosseriebauer - viele Handwerker arbeiten daran.
Zur Zeit sei der Luxusmarkt rückläufig, berichtet Freitag. Die Käufer warten unter anderem ab, was die Umstellung auf die Euro-6-Abgasnorm mit sich bringt. Das schwierige Marktumfeld bestätigt auch Morelo-Geschäftsführer Reimann. Doch er hat große Ziele: "In zwei, drei Jahren wollen wir auf 300 hergestellte Fahrzeuge pro Jahr kommen." Das Werk soll erweitert werden, Platz sei genügend vorhanden.

Concorde plant laut Baumgartner, heuer 275 Reisemobile zu produzieren. Morelo will 180 bauen. Ob Morelo tatsächlich eines Tages zum Marktführer aufsteigt wie von der Firma geplant? Die nächsten Jahre werden es zeigen.

Richtungweisend für alle drei fränkischen Hersteller werden schon die nächsten Tage sein. Die Branche trifft sich von morgen an auf der weltgrößten Messe für Reisemobile, Wohnwagen und Camping, dem Caravan Salon in Düsseldorf.