Dieser Tage hat die Bundesagentur für Arbeit wieder die "Woche der Ausbildung" ausgerufen. Auf dem Weg zum Berufseinstieg sind allerdings Hürden zu meistern. Gerade sozial benachteiligte Jugendliche haben es schwer.
Raus aus der Schule, rein ins Berufsleben: Dieser bedeutungsschwere Schritt steht jedem Schulabgänger irgendwann bevor. Da heißt es: Wunschberuf finden, Stellenausschreibungen wälzen, Bewerbungen schreiben, Vorstellungsgespräche meistern, Probezeiten absolvieren. Doch der lange Prozess bis ins Berufsleben birgt viele Hürden, die erst einmal genommen werden wollen. Das Jobcenter Bamberg und die Beruflichen Forschungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) stehen Jugendlichen dabei zur Seite. Gerade dann, wenn der Schulabschluss nur schwer oder gar nicht geschafft wurde und Unterstützung im sozialen Umfeld fehlt, können sie wertvolle Hilfestellungen geben.
Hindernis Notenspiegel Ulrike Sailer begleitet Jugendliche, die einen Ausbildungsplatz suchen und deren Eltern Arbeitslosengeld II beziehen, auf ihrem Weg ins Berufsleben.
Die Vermittlerin aus dem Integrationsteam des Jobcenters Bamberg ist Ansprechpartnerin für Schulabgänger, die auf der Suche nach der passenden Ausbildungsstelle teilweise wegen ihrer schlechten Noten oder gar fehlendem Schulabschluss Schwierigkeiten auf dem Arbeitsmarkt haben.
Doch nicht nur der Notenspiegel kann ein Hindernis sein. "Vom Mittelschüler bis zum Abiturienten ist alles dabei, auch ein Hochschulabschluss", berichtet die Beraterin. Für den Berufseinstieg braucht es mehr als nur die schulische Qualifikation.
"Man stellt sich das immer alles so einfach vor", meint der Geschäftsführer des Jobcenters Bamberg, Dieter Schierbaum. Doch auf dem Weg zum richtigen Ausbildungsplatz müsse sich so mancher von seinem Traumberuf verabschieden und stattdessen offen für bislang nicht bedachte Berufsbilder sein, die Arbeitsmarktsituation betrachtet und eigene Kompetenzen bewusst gemacht werden.
Auch wenn zahlreiche
Schulabgänger den Weg in ein Ausbildungsverhältnis selbstständig schaffen, gäbe es gleichzeitig auch solche, die aus ihrer Orientierungslosigkeit und fehlenden Stellenangeboten heraus die Bewerbung hinauszögerten oder "den Kopf in den Sand" steckten. Andere wiederum würden wegen mangelnder Alternativen eine Ausbildung beginnen, mit der sie dann unzufrieden sind. Etwa ein Viertel der Auszubildenden würden diese dann wieder abbrechen.
Individuelle Betreuung Um den Ausbildungssuchenden bei dem intensiven Prozess auf dem Weg zum richtigen Beruf zu beraten und zu fördern, arbeitet das Jobcenter eng mit den bfz zusammen.
Mit dem Projekt "Jobfinder", das seit 2012 in Bamberg und Forchheim läuft, sollen Jugendliche unter 25 Jahren gezielt auf den Berufseinstieg vorbereitet werden.
Das Angebotsspektrum der bfz reicht dabei von der Berufsorientierung und Kompetenztests bis zum Erstellen von Bewerbungsunterlagen und Praktikumsvermittlungen, erklärt Sigrid Schultheiß, die Seminarleiterin ist. Die Jugendlichen würden dabei individuell beraten und die kostenlose Betreuung flexibel auf den Einzelfall abgestimmt.
Offen steht das Projekt nicht nur den Kindern von Eltern, die Sozialleistungen empfangen, sondern allen Jugendlichen der Stadt. Nach einer erfolgreichen Vermittlung in ein Ausbildungsverhältnis oder einer Einstiegsqualifizierung, also einer Art sechs- bis zwölfwöchigem Praktikum, würden während der Ausbildung dann nicht nur die Azubis, sondern auch das Unternehmen durch das bfz sowie das Jobcenter unterstützt.
Gespräch entscheidend Walter Stumpf ist Bevollmächtigter der Firma Belor-Hafenlogistik und bildet in der Handelszentrale für Westeuropa seiner Firma in Bamberg momentan drei Jugendliche aus, die von den Bildungsträgern vermittelt wurden. Generell habe er gute Erfahrung mit den Auszubildenden gemacht, resümiert er und sucht für das kommende Ausbildungsjahr sogar einen weiteren Azubi im Bereich Lagerlogistik. Für ihn, so sagt er, sei das persönliche Gespräch für eine Einstellung entscheidend - die Bewerbungsunterlagen und Zeugnisse schaue er sich meist erst nach der Vorstellung an.
"Für uns ist der Hauptansatz, dass die Jugendlichen jeden Tag den Mut, die Kraft und den Willen aufbringen, etwas erreichen zu wollen", erklärt er.
Umfeld mit großem Einfluss Und auch wenn teils viele Anstrengungen nötig seien, gäbe es wenig Ausfälle und stattdessen auch Azubis, die letztlich mit einem sehr guten Ausbildungsabschluss glänzten.
Außerdem würden Auszubildende auch gerne übernommen, da diese für die Arbeit in der "speziellen Branche" Umschlagslogistik sehr gut qualifiziert seien: "Das ist dann weniger Experiment." Seiner Erfahrung nach spielt ein stabiles soziales Umfeld der Jugendlichen eine entscheidende Rolle, so dass das Unternehmen nicht selten den Kontakt zu Eltern und Familie suche, um auftretende Schwierigkeiten in der Ausbildung der Jugendlichen zu lösen.
Doch auch Gegenteiliges könne der Fall sein: Bei fehlender Unterstützung durch das Umfeld könnten sozial schwache Jugendliche negativ in ihrer Ausbildung beeinflusst werden.
Daher ist sich Sigrid Schultheiß von der bfz sicher, dass Freunde, Familie, Eltern und Partner eine entscheidende Rolle für den Erfolg einer Ausbildung spielen.
Sie sei der Firma Belor dankbar, dass bei der Einstellung der Auszubildenden nicht primär auf die Noten, sondern auf das Arbeitsverhalten Wert gelegt wurde, betont sie und hofft, dass künftig mehr Unternehmen offen für Bewerber sind, die auf den ersten Blick nicht ganz den Anforderungen entsprechen.
Wie Ulrike Sailer berichtet, hat das Jobcenter im vergangenen Jahr 66 Jugendliche unter 25 Jahren in eine Ausbildung vermitteln können, zehn weitere ältere Azubis wurden eingestellt.
Momentan betreuen die Integrationsteams des Jobcenters 38 Bewerber, die einen Ausbildungsplatz suchen.
Gerade diejenigen von ihnen, die keinen tadellosen Schulabschluss vorweisen können oder sozial benachteiligt sind, hoffen auf Arbeitgeber, die bei der Auswahl ihrer Auszubildenden auch ein zweites Mal hinsehen.