Der gelernte Foto-Journalist René Paetow macht als Gartenpädagoge Schulgärten zum Lernort.
Eine DIN-Norm aus den 1960er Jahren machte ihnen den Garaus. DIN 18.031 über die "Hygiene im Schulbau" regelte zwar, dass jeder Schüler Anspruch auf fünf Quadratmeter Pausenhof hat - Freilandhühnern werden heutzutage vier Quadratmeter Auslauf zugestanden - , doch eine Begrünung mit Sträuchern und Bäumen war nur am Rande vorgesehen, Schulgärten überhaupt nicht.
Erst seit einigen Jahren gibt es wieder Interesse an Schulgärten. Doch die Pädagogen, die den Schülern dort das nötige Wissen vermitteln können, sind Mangelware. In der Lehrerausbildung war das ja nicht vorgesehen. René Paetow ist zwar kein Lehrer, aber er ist einer der wenigen, die sich auf eigene Faust zum Gartenpädagogen ausbilden ließen. Der gelernte Fotojournalist arbeitete bei der Deutschen Presse-Agentur (dpa) und machte Bildbände unter anderem über Weinanbau.
Über Letzteres kam er zu dem Thema "Woher kommen eigentlich unsere Lebensmittel? Wie werden sie angebaut? Wie werden sie verarbeitet?", erzählt der heute 49-Jährige, der vor etwa 15 Jahren nach Franken übersiedelte. Dann kamen die zwei Töchter. Auch ihnen wollte er nahebringen, was in Natur und Garten vor sich geht.
Spaß, Spiel und Gemeinschaftserlebnis
Es ist der Kreislauf vom Samenkorn über die Anzucht und Pflege der Pflanzen bis zur Ernte und schließlich dem Verzehr, den Paetow als Gartenpädagoge seit sieben Jahren nun auch anderen Kindern und Jugendlichen vermittelt. "Die Kinder sollen die Wertigkeit von Lebensmitteln schätzen und begreifen lernen", ist Paetows Ziel. "Darum müssen sie es selber machen." Spaß, Spiel und Gemeinschaftserlebnis sollen dabei nicht zu kurz kommen.
2009 ließ er sich beim Landesverband für Gartenbau und Landespflege zum Gartenpädagogen und Gartenpfleger ausbilden. Noch im selben Jahr gründete er an der damaligen Volksschule Burgebrach den ersten Schulgarten. Es folgten weitere an der Lerchenfeldschule in Bamberg, in Hallstadt, Scheßlitz, Schlüsselfeld und
Stegaurach, schließlich noch zwei in Bamberg, in Wildensorg und an der Gangolfschule. Seit März dieses Jahres führt René Paetow als bislang einziger Gartenpädagoge das Qualitätssiegel "Umweltbildung Bayern", verliehen vom bayerischen Umweltministerium.
Das klingt alles nach einer reibungslosen Erfolgsgeschichte. Doch ganz so einfach ist es nicht. Dass viele Kinder nicht wissen, woher die Lebensmittel im Supermarktregal kommen, ist dabei das geringste Problem. Das lernen sie bei Paetow spielerisch. Auch was es mit regional, saisonal, biologisch und alten Sorten auf sich hat. Ein Misserfolg bei der Ernte, weil vielleicht zu viel oder zu wenig gegossen wurde, weil es Frost gab oder zu viele Schnecken, ist dabei ebenso lehrreich wie der Ernteerfolg und das gemeinsame Kochen und Essen.
Wer ist eigentlich zuständig für die Schulgärten?
Das Problem ist eher, die Vermittlung dieses Wissens fest zu verankern. "Ministerin Melanie Huml hat mir versichert, wie gut und wichtig und unterstützenswert diese Arbeit ist", sagt Paetow. "Aber da fängt es schon an: Wer ist eigentlich zuständig für die Schulgärten?" Das Gesundheitsministerium, weil es um gesunde Ernährung geht? Das Umweltministerium, weil es Umweltbildung ist? Oder das Kultusministerium, weil es schulische Einrichtungen sind? Da ist es nicht einfach, die richtige Anlaufstelle für Zuschüsse zu finden. Und ohne Unterstützung geht es natürlich nicht.
Nicht alle Schulen und Gemeinden können sich einen Schulgarten aus eigener Kraft - personell wie finanziell - leisten. Auch Sponsoren sind nicht immer zu finden. Mancherorts schläft die Gartenpädagogik darum auch wieder ein. Paetow freut sich daher besonders, dass er seit eineinhalb Jahren in Stegaurach die volle Unterstützung von Schule und Gemeinde erfährt. Der von den Kindern vom Hochbeet bis zum Zaun selbst angelegte Garten könnte, wünscht sich Paetow, zu einer Art "Beratungszentrum" für andere Interessierte werden.
Es müsste mehr solche Menschen geben wie Herrn Paetow, denn es wissen viele nichts mehr mit dem Gärtnern anzufangen. Leider! Ich mache täglich die Erfahrung, wenn sich meine Nachbarn darüber aufregen, weil vielleicht ein Ast über die Grundstücksgrenze hängt(obwohl sie sich kaum im Garten aufhalten), aber diese Nachbarn nur noch ein Rasengrundstück oder noch schlimmer, einen Garten voll Kiesbeete haben. In meinem Garten steht ein Insektenhotel, eine Totholzecke, Beete mit Gemüse, Obststräucher und -bäume und natürlich viele Blumen, an denen Bienen und Insekten Nahrung finden. Ich werde dann für meine Arbeit damit belohnt, dass ich viele Insekten, Vögel, Eidechsen, Igel usw. beobachten kann. Als meine Kinder klein waren, hatte jeder einen Quadratmeter Beet für sich, da durfte jeder säen und pflanzen was er wollte, war aber auch dafür selbst verantwortlich. Jetzt sind sie fast erwachsen, aber leben sehr naturverbunden und kennen sich auch sehr gut in der Pflanzen- und Tierwelt aus. Ich wäre froh, wenn es mehr Kinder davon gäbe.......die vor allem nicht vor jedem Insekt ausreißen bzw Ekel empfinden.