Zur Sicherstellung der Wasserversorgung müssen mehrere Anlagen errichtet oder saniert werden: Ein Millionenprojekt tut sich auf.
Wenn 20 Jahre lang in eine Wasserversorgung wenig bis nichts investiert worden ist, staut sich einiges an Handlungsbedarf auf. Gefasst und ernüchtert nahm der Marktgemeinderat aus dem Mund von Diplomingenieur Winrich Bussinger vom Büro Höhnen & Partner die Information entgegen, dass gut 3,5 Millionen Euro nötig sind, um die Mängel im Versorgungsgebiet Hirschaid-Ost zu beseitigen.
Abgesehen von dem bis Jahresende abgeschlossenen Millionen-Projekt der Wasseraufbereitung in Seigendorf. Und unabhängig davon, dass auch im westlichen Versorgungsgebiet der Marktgemeinde Aufgaben zu lösen sind. Zum Beispiel fehlt es dort an rund 800 Kubikmeter Speichervolumen in den Wasserhochbehältern zwischen Erlach und Kleinbuchfeld.
Bussinger hat eine "Wasserbilanz" für das östliche Hirschaid einschließlich eines Teils der Regnitzau gezogen. Danach zeigt sich in der Prognose des künftigen Wasserangebots aus Quellen und Brunnen sowie der Verbrauchsentwicklung eine Lücke von rund 50 000 Kubikmetern im Jahr. Sie entsteht, wenn die Kälberberg-Quellen nicht saniert und dann stillgelegt werden müssten oder eben auch schon während der Sanierung.
Gegebenenfalls müsste die Gemeinde Fernwasser zukaufen, ließ der Gutachter anklingen. Der Wasserverbrauch im Markt Hirschaid stieg in den letzten zehn Jahren linear mit der Einwohnerzahl um zehn Prozent auf 710 000 Kubikmeter im Jahr
Betagte Einrichtungen
Das eigentliche Problem der Wasserversorgung im östlichen Gemeindebereich liegt in der zu geringen Kapazität der Hochbehälter und in deren Zustand. Dazu zeigte Bussinger ein paar im negativen Sinn beeindruckende Fotos von den betagten Einrichtungen. Der zentrale Hochbehälter des Marktes Hirschaid stammt aus dem Jahr 1931 und wie ein Vorkriegsmodell mutet er denn auch an.
Bürgermeister Klaus Homann (CSU) murmelte dazu, dass das Gesundheitsamt den Laden schon dicht gemacht hätte, wenn die Sanierungsarbeiten in Seigendorf nicht schon in Angriff genommen worden wären. Zeitgemäß ist da so gut wie nichts mehr, dem Bedienungs- und Servicepersonal werden teils riskante Arbeitsbedingungen zugemutet.
Speicherdefizite
Zum Ausgleich von Tagesspitzen-Verbräuchen, bei kurzzeitigen Versorgungsunterbrechungen oder auch zur Löschwasserbereitstellung errechnete Bussinger das aktuelle Speicherdefizit auf 770 Kubikmeter. Nach heutigen technischen und hygienischen Erfordernissen bemessen, beträgt das Speicherdefizit sogar 1540 Kubikmeter. Vorhanden ist eine Kapazität von 560 Kubikmeter, erforderlich wären 2100 Kubikmeter Volumen in den Hochbehältern.
Der Ingenieur riet dem Marktgemeinderat zur langfristigen Sicherstellung der Trinkwasserversorgung ein Baukastensystem an Maßnahmen: die Generalsanierung des Hochbehälters Friesen für rund 200 000 Euro (sofern das Bauwerk noch nicht baufällig ist); die Errichtung eines neuen zentralen Hochbehälters mit rund 1500 Kubikmeter Nutzvolumen für 1,5 bis 2 Millionen Euro; die Beschaffung von zusätzlichem Wasser (ein neuer Brunnen würde etwa 200 000 Euro kosten); schließlich, etwa ab dem Jahr 2020, die Ertüchtigung der Kälberberg-Quellen. Dafür müssten etwa 950 000 Euro eingeplant werden. Ab 2022 könnten diese Quellen dann wieder für die Trinkwasserversorgung genutzt werden.
Darüber, wie die Kosten für die Gewährleistung der Wasserversorgung aufgebracht oder umgelegt werden können, machte sich der Marktgemeinderat zunächst keine Gedanken. Dass später die Wasserverbrauchsgebühren angehoben werden müssen, steht jedoch außer Zweifel. Gemeinderat Udo Wüst von den Freien Wählern haderte mit einer vertanen Gelegenheit: Am Schloss Sassanfahrt sei das Geld für die Wasseranlage verbaut worden, das man jetzt benötigen würde.